BANGKOK – Die berühmteste Party-Meile Thailands gleicht einer Geisterstadt. Statt ausgelassener Feierlaune herrscht gähnende Leere. Der Grund: Touristen bleiben weg – die Waffenruhe mit Kambodscha kam zu spät.
Hotel-Buchungen brechen um 30 Prozent ein
Die Zahlen sind alarmierend. Die Hotelauslastung rund um die Khao San Road liegt bei kläglichen 70-80%. In normalen Jahren sind es zu dieser Zeit 100%.
„Das ist die schlimmste Situation seit der Erholung nach COVID-19“, stellt Sa-nga Ruangwattanakul, Präsident der Khaosan Business Association, fest. Die Buchungen liegen 30% unter dem Normalniveau.
Statt dem erhofften Silvester-Ansturm rechnen die Veranstalter mit nur 20.000 Besuchern und einem Umsatz von 20-30 Millionen Baht (500.000 – 750.000 Euro). Früher waren es über 50 Millionen.
Die Gründe für die dramatische Flaute
Die Liste der Probleme ist lang. Die Grenzspannungen mit Kambodscha haben ausländische Touristen verunsichert. Viele wichen auf Japan, Vietnam oder China aus.
Auch wohlhabende Thais reisen lieber ins Ausland. Japan lockt mit einem schwachen Yen, China ist billiger als ein Badeurlaub in Phuket.
„Eine Reise nach China kostet in den Ferien rund 10.000 Baht (290 Euro), inklusive Flug und Hotel. Nach Phuket sind es über 20.000“, rechnet Sa-nga vor. Die heimische wirtschaftliche Unsicherheit und die anstehenden Wahlen dämpfen die Stimmung zusätzlich.
Waffenruhe kommt für Geschäfte zu spät
Die jüngste Waffenruhe zwischen Thailand und Kambodscha hat keine spürbare Entspannung gebracht. Die Entscheidungen der Reisenden waren längst gefallen.
„Hätte es die Einigung vor Dezember gegeben, hätten mehr ausländische Touristen Thailand gewählt. Jetzt, kurz vor Silvester, kann man nichts mehr machen“, so der frustrierte Unternehmerverbands-Präsident.
Die Touristen, die da sind, sind fast ausschließlich Ausländer. Die heimische Nachfrage ist eingebrochen, seit das staatliche Subventionsprogramm „Khon La Khrueng Plus“ ausgelaufen ist.
So sieht die traurige Silvester-Party aus
Die geplante Countdown-Feier von 19 Uhr am 31. Dezember bis 1 Uhr am 1. Januar wirkt wie eine Pflichtveranstaltung. Traditionelle Thai-Aufführungen sollen Stimmung bringen.
Doch die Sicherheitsvorkehrungen überwiegen: Verschärfte Kontrollen an den Zugängen, erweiterte Videoüberwachung und mehr Sicherheitspersonal.
Der Verkauf von Alkohol an stark Betrunkene wird streng verboten. Die Party-Meile mutiert zum Hochsicherheitstrakt – ohne Party.
Ein Symbol für den kränkelnden Tourismus
Die Khao San Road ist mehr als eine Straße. Sie ist ein Symbol für Thailands Backpacker- und Feiertourismus. Ihr Niedergang spiegelt die größeren Probleme des Landes wider.
Die verspätete Diplomatie kann die wirtschaftlichen Verluste nicht mehr ausgleichen. Das Vertrauen der Reisenden ist angeknackst.
„Die Leute geben 20-30% weniger aus als normal“, klagt Sa-nga. Die Kombination aus geopolitischen Sorgen und wirtschaftlicher Angst lähmt die Konsumlaune.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Die Geschäftsleute der Khao San Road blicken mit Sorge auf 2026. Sie hoffen auf eine stabile neue Regierung nach den Wahlen und eine nachhaltige Entspannung an der Grenze.
Doch der Imageschaden ist da. Thailand muss hart arbeiten, um wieder als sicheres und attraktives Reiseland zu gelten. Die Konkurrenz in der Region schläft nicht.
Diese Silvester wird man in Bangkok nicht so schnell vergessen. Sie wird als die Party in die Geschichte eingehen, die keine war.
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🗣 Wenn selbst die Partymeile verstummt
Die Khao San Road galt jahrzehntelang als Barometer für Thailands Tourismus.
Wenn hier die Betten leer bleiben und das Geld ausbleibt, ist das mehr als ein lokales Problem.
Sind es nur äußere Krisen, die die Stimmung drücken – oder zeigt sich hier eine tiefere Erschöpfung bei Reisenden und Einheimischen?
Und wie lange kann ein Land vom Ruf der Vergangenheit leben, wenn Gegenwart und Zukunft wackeln?



