Schweiz: "Die guten Dienste der Schweiz werden gebraucht", sagte US-Botschafter
Di., 13. Sept. 2022

Bern — Der neue US-Botschafter Scott Miller ist der Ansicht, dass die Schweiz “enorme Fortschritte” bei der Verabschiedung von Sanktionen gegen Russland gemacht hat, dass aber noch mehr getan werden könnte, um Schlupflöcher zu schließen, wenn es darum geht, die Gelder russischer Oligarchen zu finden.
“Die Neutralität ist nie ein statisches Modell gewesen. Sie muss laufend an die Gegebenheiten angepasst werden. Die guten Dienste der Schweiz werden auch in Zukunft gefragt sein”, sagte Miller in einem ausführlichen Interview im Tages-Anzeiger.
“Die Schweiz könnte zum Beispiel eines Tages als Konferenzort dienen, den Russland und die Ukraine nutzen könnten.”
Miller, der im Januar den Posten des US-Botschafters in Bern angetreten hat, sagte, dass ein Verzicht auf Sanktionen gegen Russland nach dessen Einmarsch in der Ukraine dem Ruf des Schweizer Finanzsektors noch mehr geschadet hätte.
Er sprach sich jedoch dafür aus, dass sich die Schweiz der von der US-Regierung initiierten Task Force “Russische Eliten, Proxies und Oligarchen” anschließen sollte, um russische Vermögenswerte aufzuspüren, die in Briefkastenfirmen und Trusts im Land versteckt sind.
Handelsabkommen:
Der Botschafter äußerte sich auch zur Förderung des Freihandels zwischen den USA und der Schweiz.
Die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen sind ins Stocken geraten, da die Schweizer Agrarzölle ein wichtiger Streitpunkt sind.
Der Handel zwischen den beiden Ländern ist jedoch gewachsen. Im April überholten die USA Deutschland und wurden zum ersten Mal zum größten Exportmarkt der Schweiz.
“Wir können Schritte in Richtung Freihandel unternehmen, indem wir sektorale Abkommen abschließen”, sagte Miller.
Eine wichtige Chance sieht er in der pharmazeutischen Industrie, wo die beiden Länder gerade dabei sind, den Handel zu erleichtern”.
Die pharmazeutische und chemische Industrie macht fast zwei Drittel der Schweizer Exporte in die USA aus.