Ärzteschaft gegen Politik: Machtkampf um Thaksins Krankenhaus-Aufenthalt

BANGKOK – Ein ungewöhnlicher Konflikt erschüttert Thailands Gesundheitswesen: Das Ministerium für öffentliche Gesundheit und der Medizinische Rat Thailands (MCT) liegen im Clinch – ausgerechnet wegen der umstrittenen Behandlung des ehemaligen Premierministers Thaksin Shinawatra. Während der Medizinrat drei Ärzte wegen fehlerhafter Krankenberichte bestrafte, greift das Ministerium ein und stellt die Unabhängigkeit der ärztlichen Selbstverwaltung infrage.

Der Fall Thaksin: 180 Tage Krankenhaus statt Gefängnis

Thaksin Shinawatra verbrachte seine gesamte 180-tägige Haftstrafe nicht im Gefängnis, sondern in einer Privatsuite des Police General Hospital (PGH). Offiziell hieß es, er sei schwer krank – doch der Medizinrat fand dafür keine ausreichenden medizinischen Beweise.

Am 8. Mai 2025 entschied das Gremium mit Mehrheit:

  • Ein Arzt (vom Gefängniskrankenhaus) erhielt eine schriftliche Verwarnung.
  • Zwei leitende Ärzte des PGH wurden vorübergehend suspendiert.

Ministerium greift ein – gegen alle Gepflogenheiten

Doch dann mischte sich Gesundheitsminister Somsak Thepsutin ein – und löste damit eine Welle der Empörung aus. Eigentlich gilt der Medizinrat als unabhängige Instanz, doch Somsak berief ein 10-köpfiges Prüfgremium ein, das untersuchen soll, ob das Disziplinarverfahren rechtmäßig ablief.

Kritiker sehen darin politische Einmischung:

  • Die beiden suspendierten Ärzte wandten sich sofort an den Minister – statt den regulären Rechtsweg zu beschreiten.
  • Somsak nutzte seine Rolle als Ehrenpräsident des Medizinrats, obwohl er kein Vetorecht gegen fachliche Entscheidungen hat.
  • Das Prüfgremium besteht aus 8 Juristen und nur 2 Medizinern – was Zweifel an der Neutralität weckt.

„Wir prüfen nicht die medizinischen Fakten“ – oder doch?

Offiziell beteuert die Regierung, nur die rechtliche Korrektheit des Verfahrens zu prüfen. Thanakrit Jitareerat, einer der Vizeminister, erklärte:

„Es geht nicht um die medizinische Einschätzung, sondern darum, ob der Rat die Gesetze eingehalten hat.“

Doch viele befürchten, dass hier mit juristischen Tricks ein Urteil gekippt werden soll – nur weil es einen prominenten Politiker betrifft.

Was passiert jetzt?
Entscheidung im Juni

Bis Anfang Juni muss der Medizinrat erneut tagen. Falls der Minister formalen Widerspruch einlegt, braucht es eine Dreiviertelmehrheit (52 von 70 Stimmen), um die Sanktionen aufrechtzuerhalten.

Mögliche Szenarien:

  1. Der Rat bleibt hart – und zeigt, dass ärztliche Ethik über Politik steht.
  2. Die Sanktionen werden aufgehoben – was als Sieg der politischen Einflussnahme gewertet würde.
  3. Ein Kompromiss wird gefunden – vielleicht mit milden Strafen, um das Gesicht zu wahren.

Ein Präzedenzfall mit weitreichenden Folgen

Dieser Fall geht längst über Thaksin hinaus: Es ist ein Test für die Unabhängigkeit der Ärzteschaft. Wenn die Politik hier Erfolg hat, könnte sie in Zukunft jedes unliebsame Urteil anfechten.

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