Sudarat ruft zum Aufbruch:
Kampf gegen Korruption in den eigenen Reihen
BANGKOK – Die thailändische „Iron Lady“ ist zurück auf dem politischen Schlachtfeld – und sie hat sich ein klares Ziel gesetzt: den Sumpf der Korruption in ihrer eigenen Partei trockenzulegen. Mit 64 Jahren denkt Khunying Sudarat Keyuraphan nicht an Rückzug, sondern an Reform – selbst wenn sie dabei alles riskiert.
Ihre Partei Thai Sang Thai, 2021 von ihr gegründet, gerät zunehmend unter Druck: Rücktritte prominenter Mitglieder, Misstrauen in der Öffentlichkeit und interne Spannungen überschatten den einst idealistischen Neuanfang. Doch Sudarat hält unbeirrt dagegen. „Nur durch ehrliche Politik können wir das Vertrauen des Volkes zurückgewinnen“, erklärte sie in einer kämpferischen Rede.
Parteiflüchtlinge und Vertrauensverlust:
Was bleibt von der Vision?
Die ehemaligen Abgeordneten Anudith Nakornthap und Karoon Hosakul, einst loyale Weggefährten, haben sich inzwischen anderen politischen Lagern angeschlossen. Zurück bleibt eine geschwächte Partei – und eine Gründerin, die vor den Trümmern einer Idee steht.
Doch Sudarat will nicht klein beigeben. Mit ihrer Kampagne „Ehrliche Politik“ richtet sie den Fokus auf das eigentliche Kernproblem des Landes: die tief verwurzelte Korruption. „Wir erleben einen Kreislauf aus Stimmenkauf, Machtmissbrauch und Bereicherung – finanziert von den Steuerzahlern“, so ihre deutliche Kritik.
Wirtschaft im Stillstand – und die politische Moral am Boden
Sudarat warnt, dass diese unheilvolle Verflechtung zwischen Geld und Macht die thailändische Wirtschaft lähmt. In einem politischen System, in dem Stimmen gekauft und Positionen verkauft werden, könne keine nachhaltige Entwicklung gedeihen. Deshalb ruft sie zur Erneuerung der politischen Kultur auf – ein Appell, der in Zeiten wachsender Politikverdrossenheit immer mehr Gehör findet.
„Nur durch transparente, motivierte Führung können wir diesen Teufelskreis durchbrechen“, betont sie – ein Satz, der fast wie ein letzter Schlachtruf klingt.
Der politische Lebenslauf einer Kämpferin
Khunying Sudarat blickt auf eine wechselhafte, aber beeindruckende Karriere zurück. Ihren politischen Anfang machte sie 1992 bei der Palang Dharma Partei. Später wurde sie Mitbegründerin der Thai Rak Thai Partei unter Thaksin Shinawatra – und erlebte mit ihr 2001 einen historischen Wahlsieg.
Nach der Auflösung der Partei im Jahr 2007 wurde Sudarat mit einem fünfjährigen Politikverbot belegt. Doch sie kehrte zurück – und kämpfte sich 2023 als einzige Listenabgeordnete von Thai Sang Thai ins Parlament. Diese Position gab sie später freiwillig an den Generalsekretär der Partei ab, um sich auf strukturelle Reformen zu konzentrieren.
Letzte Schlacht oder politisches Comeback?
Trotz ihres Alters und zahlreicher Rückschläge denkt Sudarat nicht ans Aufhören. Mehrfach wurde sie zum Rückzug aufgefordert – doch sie bleibt standhaft. Sollte die aktuelle Reform scheitern, „werde ich mich möglicherweise aus der Politik zurückziehen“, sagte sie. Doch ihre Worte klingen eher wie eine Warnung denn wie ein Abschied.
Die politischen Beobachter sind sich uneins: Ist das Sudarats letzter Versuch, dem Land eine neue Richtung zu geben? Oder markiert ihre kompromisslose Haltung den Anfang eines neuen, moralisch motivierten Politikstils?
Moral vor Macht – Ein seltenes Bekenntnis in Thailands Politik
In einem politischen Umfeld, das oft von kurzfristigem Denken und Eigeninteresse geprägt ist, wirkt Sudarats Aufruf fast wie aus einer anderen Zeit. Und doch trifft er einen Nerv in der Bevölkerung: Viele Thais sind frustriert vom ständigen Machtpoker und sehnen sich nach glaubwürdigen Alternativen.
Ob es Khunying Sudarat gelingt, ihre Partei zu retten und ein neues Kapitel in der thailändischen Politik aufzuschlagen, bleibt offen. Doch eines ist klar: Ihr Ruf nach moralischer Integrität hat das politische Klima bereits verändert – und vielleicht den ersten Schritt zu einem ehrlicheren Thailand getan.