BANGKOK – Die thailändische Regierung hat überraschend die dritte Phase des Digital-Wallet-Programms ausgesetzt, das eigentlich 10.000 Baht (ca. 250 €) an junge Menschen zwischen 16 und 20 Jahren verteilen sollte. Grund sind die unsicheren globalen Wirtschaftsbedingungen, darunter Handelskriege und neue US-Zölle, die Thailands Exporte treffen könnten. Finanzminister Pichai Chunhavajira betonte jedoch, das Programm sei nicht abgesagt, sondern nur verschoben – bis sich die Lage stabilisiert.
Warum die Regierung jetzt bremst:
Handelsspannungen und Strukturprobleme
Auf einer Pressekonferenz nach dem Treffen des Nationalen Wirtschaftsförderungsausschusses erklärte Premierministerin Paetongtarn Shinawatra, dass die weltweiten Handelskonflikte und die neuen Strafzölle der USA eine sofortige Anpassung der Wirtschaftspolitik erfordern.
„Wir müssen unsere Pläne überprüfen und uns auf langfristiges Wachstum konzentrieren – besonders auf KMUs, Infrastruktur und Tourismus“, sagte sie. Das ursprünglich für Juni 2025 geplante Digital-Geld für Jugendliche soll nun warten, bis sich die Konjunktur erholt.
Finanzminister Pichai betonte, es gehe nicht um Geldmangel:
„Das Budget von 157 Milliarden Baht (4,75 Mrd. €) ist da. Aber wir müssen es jetzt anders einsetzen – für dringendere Projekte wie Wasserversorgung, Bahnstrecken und Arbeitsplätze.“
Kritik an der Verschiebung:
Wird das Wahlversprechen gebrochen?
Das Digital-Wallet-Programm war eines der Kernversprechen der Pheu-Thai-Partei bei der Wahl 2023. Die ersten beiden Phasen liefen bereits:
- Phase 1 (2024): 14,4 Millionen Geringverdiener und Behinderte erhielten 10.000 Baht (insgesamt 144,5 Mrd. Baht / 3,6 Mrd. €).
- Phase 2 (Anfang 2025): 3 Millionen Senioren bekamen die Zahlung über die App „Tang Rat“ (30 Mrd. Baht / 750 Mio. €).
Die Phase 3 sollte 2,7 Millionen Jugendliche erreichen – erstmals komplett digital über Bank-Apps. Doch nun wird alles auf unbestimmte Zeit verschoben.
Oppositionspolitiker kritisieren, die Regierung „verwässere“ ihr eigenes Konjunkturprogramm. Doch Wirtschaftsexperten wie die Thailändische Zentralbank unterstützen die Entscheidung: „Geld allein stimuliert nicht nachhaltig. Wir müssen strukturelle Probleme lösen.“
Was kommt stattdessen?
Neue Prioritäten: Jobs, Infrastruktur, Tourismus
Die Regierung will die umstrittenen 10.000-Baht-Zahlungen nun durch zielgerichtete Investitionen ersetzen:
✔ Wassermanagement (Dürre- und Hochwasserschutz)
✔ Schienen- und Straßenausbau (Hochgeschwindigkeitsstrecken, Doppelspur)
✔ Tourismusförderung (Mehr Werbung, Visa-Erleichterungen)
✔ Hilfen für Kleinunternehmen (Kredite, Digitalisierung)
Ein Sonderausschuss soll prüfen, welche Projekte zuerst umgesetzt werden.
Digital-Wallet auf Stand-by – aber nicht tot
Die Regierung betont, dass das Programm nicht gestrichen ist – nur pausiert. Sobald die globale Wirtschaftslage sich entspannt, könnte es wieder aufgenommen werden. Bis dahin fließt das Geld in Infrastruktur und Krisenvorsorge.
Doch für viele junge Thailänder, die auf die 10.000 Baht gehofft hatten, ist die Enttäuschung groß. Die Frage bleibt: Wann – und ob – sie ihr Geld noch sehen werden.