Regierungschefin klammert sich an die Macht

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Paetongtarn Shinawatra will trotz politischer Krise im Amt bleiben

Regierungskoalition zerbricht nach Telefonat-Skandal mit Kambodscha – Proteste für Ende Juni angekündigt

BANGKOK – Thailands Premierministerin Paetongtarn Shinawatra wird weder zurücktreten noch das Parlament auflösen. Das erklärte am Samstag ein hochrangiger Vertreter der regierenden Pheu Thai-Partei und riskiert damit eine Verlängerung der politischen Krise in Südostasiens zweitgrößter Volkswirtschaft.

Sorawong Thienthong, der gleichzeitig als Thailands Tourismusminister fungiert, teilte in einem Facebook-Beitrag mit, dass die Premierministerin nicht aufgeben werde, obwohl die Rufe nach ihrem Rücktritt nach ihrer offenbar ungeschickten Behandlung eines Grenzstreits mit dem Nachbarland Kambodscha immer lauter werden.

“Die Premierministerin hat uns klar bestätigt, dass sie ihre Pflicht weiterhin nach besten Kräften erfüllen wird, um die verschiedenen Krisen zu lösen, denen das Land gegenübersteht”, erklärte Thienthong in seinem Statement. Die Regierung bekräftigte ihre Position mit den deutlichen Worten: “Die Regierung bestätigt, dass sie weiterarbeiten wird, nicht zurücktreten und das Parlament nicht auflösen wird.”

Brisantes Telefonat mit Hun Sen sorgt für Aufruhr

Paetongtarn Shinawatra, die Tochter des umstrittenen Tycoons und ehemaligen Premierministers Thaksin Shinawatra, sieht sich derzeit mit erheblicher innenpolitischer Kritik konfrontiert. Auslöser der aktuellen Krise ist das Durchsickern eines Telefongesprächs zwischen ihr und Kambodschas einflussreichem ehemaligem Machthaber Hun Sen.

In dem geleakten Gespräch soll sich die thailändische Regierungschefin unterwürfig gegenüber dem erfahrenen Politiker verhalten und gleichzeitig einen hochrangigen thailändischen Militärkommandeur herabgewürdigt haben. Dieses Verhalten löste im ganzen Land Empörung aus und verstärkte die bereits angespannte politische Situation erheblich.

Die Premierministerin hat sich zwar für das Gespräch mit Hun Sen entschuldigt, sich jedoch bisher nicht zu der daraus resultierenden Regierungskrise geäußert.

Koalitionspartner wenden sich ab

Die politischen Konsequenzen des Skandals zeigten sich bereits in dieser Woche deutlich. Die Bhumjaithai-Partei, die als zweitstärkster Partner in Thailands Regierungskoalition fungierte, zog am späten Mittwoch ihre Unterstützung zurück. Als direkten Grund für diesen Schritt nannte die Partei das am selben Tag bekannt gewordene Telefonat-Leck.

Auch ein weiterer Koalitionspartner, die United Thai Nation Party, scheint ihre weitere Unterstützung an Bedingungen zu knüpfen. Berichten zufolge will die Partei Paetongtarns Rücktritt als Gegenleistung für die weitere Unterstützung der von der Pheu Thai geführten Regierungskoalition fordern, um deren knappe parlamentarische Mehrheit zu sichern.

Proteste gegen Shinawatra-Clan geplant

Die Opposition auf der Straße formiert sich ebenfalls. Aktivisten haben bereits Proteste in Bangkok angekündigt, die am 28. Juni beginnen sollen und Paetongtarns Rücktritt fordern werden. Unter den Organisatoren befinden sich Gruppen, die in der Vergangenheit bereits einflussreiche Kundgebungen gegen Regierungen der Shinawatra-Familie organisiert haben.

Diese historische Dimension verleiht den angekündigten Protesten besondere Brisanz, da die Shinawatra-Familie bereits mehrfach durch Massendemonstrationen unter Druck geraten ist. Die politische Erfahrung dieser Aktivistengruppen könnte der aktuellen Bewegung zusätzlichen Nachdruck verleihen.

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Paetongtarn Shinawatra ihren Kurs der Verweigerung durchhalten kann oder ob der wachsende Druck von Koalitionspartnern, Opposition und Straße sie letztendlich doch zum Einlenken zwingen wird. Für Thailand, dessen politische Landschaft seit Jahren von Instabilität geprägt ist, steht erneut eine ungewisse Zeit bevor.

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