BANGKOK — Die thailändische Reisindustrie steht vor einer ernsten Krise. Im ersten Quartal des Jahres sind die Exporte um dramatische 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen, wobei die Ausfuhren von 15 Prozent weißem Reis sogar um 53 Prozent zurückgingen. Diese Entwicklung alarmiert Exporteure, die befürchten, dass Thailand seinen Status als zweitgrößter Reisexporteur der Welt an Vietnam verlieren könnte. Nur Indien exportiert derzeit noch mehr Reis als Thailand, doch die Wettbewerbsfähigkeit des südostasiatischen Landes schwindet rapide.
Chukiat Opaswongse, Ehrenpräsident des thailändischen Reisexporteurverbands, bestätigte, dass Thailand in den ersten drei Monaten des Jahres lediglich 2,1 Millionen Tonnen Reis ausführte. Zum Vergleich: Indien exportierte im gleichen Zeitraum 2,4 Millionen Tonnen und Vietnam 2,3 Millionen Tonnen. Obwohl der Preis für thailändischen Reis auf etwa 400 US-Dollar pro Tonne gefallen ist, bleibt er damit rund 40 US-Dollar teurer als indischer Reis. Dies hat dazu geführt, dass wichtige Abnehmerländer wie Südafrika, Malaysia und die Philippinen vermehrt auf das günstigere indische Produkt setzen.
Experten prognostizieren, dass Indien in diesem Jahr mehr als 20 Millionen Tonnen Reis exportieren wird, während Thailand voraussichtlich nur auf 7,5 Millionen Tonnen kommen wird. Der thailändische Reisexporteurverband könnte diese Schätzung jedoch im Laufe des Jahres anpassen, falls sich die Marktbedingungen ändern.
US-Handelszölle und steigende Frachtkosten verschärfen die Krise
Ein weiteres Problem für thailändische Exporteure sind die neuen US-Zölle. Die USA haben als Reaktion auf thailändische Handelsmaßnahmen einen Gegenzoll von 36 Prozent auf mehrere thailändische Exportgüter, darunter Reis, verhängt. Zwar sind diese Zölle vorerst für 90 Tage ausgesetzt, doch US-Importeure könnten versuchen, in dieser Zeit thailändischen Hom Mali-Reis auf Vorrat zu kaufen. Die USA importieren jährlich etwa 1,3 Millionen Tonnen Duftreis, davon rund 630.000 Tonnen Hom Mali aus Thailand.
Im ersten Quartal exportierte Thailand bereits über 200.000 Tonnen Hom Mali-Reis in die USA zu einem Durchschnittspreis von 1.000 US-Dollar pro Tonne. Falls die Zölle tatsächlich in Kraft treten, könnten die Preise auf 1.200 bis 1.300 US-Dollar pro Tonne steigen, zuzüglich einer ohnehin geplanten Erhöhung der Grundsteuer um 10 Prozent. Dies würde die Wettbewerbsfähigkeit thailändischen Reises auf dem US-Markt erheblich beeinträchtigen.
Charoen Laothammatas, Präsident des thailändischen Reisexporteurverbands, wies zudem auf die steigenden Frachtkosten hin, die ab Oktober um sechs US-Dollar pro Tonne erhöht werden sollen. Diese zusätzliche finanzielle Belastung kommt zu einem ohnehin schon schwierigen Marktumfeld hinzu, in dem thailändische Exporteure gegen billigere Konkurrenz aus Indien und Vietnam kämpfen müssen.