Am Freitag, den 9. Mai 2025, findet in Bangkok eines der ältesten und bedeutendsten Rituale Thailands statt: die königliche Pflugzeremonie. Dieses jährliche Ereignis, das bis ins Sukhothai-Königreich (1238 – 1438) zurückreicht, markiert den offiziellen Beginn der Reisanbausaison. Nicht nur für die Landwirte des Landes ist dies ein wichtiger Tag – das Spektakel zieht auch Tausende Schaulustige an und wird landesweit im Fernsehen übertragen.
Ein Ritual mit tiefen Wurzeln
Die Zeremonie, deren Termin vom königlichen Haushalt nach astrologischen Gesichtspunkten festgelegt wird, besteht aus zwei Hauptritualen:
Die Phuetcha Mongkhon Zeremonie
In diesem buddhistischen Ritual werden Saatkörner im Tempel Wat Phra Si Rattana Satsadaram (dem Tempel des Smaragdbuddhas) gesegnet. Die Mönche bitten um Schutz vor Krankheiten und um eine reiche Ernte.
Die Raek Na Khwan Zeremonie
Auf dem Sanam Luang, dem königlichen Zeremonienplatz vor dem Grand Palace, wird dann der erste symbolische Pflug durchgeführt. Dieser brahmanische Ritus steht für den Start der Aussaat und soll Glück bringen.
Ursprünglich nahmen die Könige von Sukhothai persönlich daran teil, später übernahmen hochrangige Vertreter diese Aufgabe. In der heutigen Form, vereint mit den buddhistischen Segnungen, wurde das Fest unter König Rama IV. eingeführt.

Prophezeiungen für die kommende Ernte
Ein spannender Höhepunkt der Zeremonie sind die traditionellen Vorhersagen für die Landwirtschaft. Der „Pflug-Herr“, ein hochrangiger Beamter des Landwirtschaftsministeriums, wählt eines von drei Tüchern unterschiedlicher Länge aus – jedes steht für eine andere Wetterprognose:
- Vier Spannen: Viel Regen, gute Erträge im Hochland, aber Überschwemmungsgefahr in Tiefebenen.
- Fünf Spannen: Ausgewogene Niederschläge, ideale Bedingungen für Reis und andere Feldfrüchte.
- Sechs Spannen: Trockenheit – gute Ernten in Niederungen, Probleme auf höheren Feldern.
Doch damit nicht genug: Auch heilige Ochsen kommen zum Einsatz! Nachdem sie ein Feld dreimal gepflügt haben, dürfen sie zwischen sieben Gaben wählen – je nachdem, was sie fressen, sagt man weitere Entwicklungen voraus:
- Reis oder Mais: Üppige Getreide- und Obsternte.
- Bohnen oder Sesam: Viel Obst und Nahrungsmittel.
- Wasser oder Gras: Ausreichend Wasser und reiche Erträge.
- Schnaps: Blühender Handel mit dem Ausland und wirtschaftlicher Aufschwung.

Ein Fest fürs ganze Land
Obwohl der Tag für Beamte ein Feiertag ist, bleiben Geschäfte und Banken geöffnet. Viele Thailänder verfolgen die Zeremonie jedoch live im Fernsehen – die Übertragung beginnt um 8 Uhr morgens. Für die Bauern ist das Ritual nicht nur ein symbolischer Akt, sondern auch eine wichtige Orientierung für die kommende Saison.
Die Regierung nutzt die Gelegenheit, um die Bedeutung der Landwirtschaft zu betonen und den Menschen Zuversicht zu geben. In diesem Jahr werden sogar die Mautgebühren auf drei großen Schnellstraßen erlassen, um möglichst vielen die Teilnahme zu ermöglichen.





