Der Mann, der mit Elefanten sprach:
Sutthiphon Sinka verabschiedet sich nach 20 Jahren
Im dichten Dschungel des Khao-Yai-Nationalparks gibt es eine Legende – einen Mann, der nicht nur Ranger war, sondern auch Freund, Beschützer und manchmal sogar Verkehrsregler für die wilden Elefanten des Parks. Nach mehr als zwei Jahrzehnten unermüdlichen Einsatzes hat sich Sutthiphon Sinka, besser bekannt als „Plai Su“, in den Ruhestand verabschiedet. Doch seine Geschichte bleibt unvergessen.
Vom Dungsammler zum Elefantenbeschützer
Alles begann 1999, als Sutthiphon als Teil des wissenschaftlichen Teams im Park arbeitete. Seine ersten Aufgaben? Elefantenkot sammeln, Salzlecken bauen und Tierverhalten dokumentieren. Doch schnell erkannten seine Vorgesetzten sein besonderes Gespür für die Dickhäuter. „Jemand musste da sein, der sowohl die Touristen als auch die Elefanten schützt“, erklärt er. „Ohne Aufsicht hätte es Chaos gegeben.“ So wurde er zum unoffiziellen „Verkehrspolizisten“ der Elefanten – eine Rolle, die ihn berühmt machen sollte.
Die Kunst, mit Giganten zu kommunizieren
Sutthiphons Erfolgsgeheimnis? Jahre der Beobachtung. „Man muss die Elefanten kennen, ihre Gesichter, ihr Temperament“, sagt er. Einige seien sanftmütig, andere gefährlich. Drei oder vier Bullen seien besonders unberechenbar. „Wenn ein Auto zur falschen Zeit vorbeifährt, wird es zertrampelt. Ich habe gesehen, wie Elefanten auf Autos gesessen oder Stoßstangen weggeschleudert haben. Ich selbst wurde einmal quer über die Straße geschleudert.“ Doch nie gab er den Tieren die Schuld. „Es ist nicht ihr Fehler“, sagt er einfach.
Die gefährlichsten Fehler der Touristen
Seine größte Sorge? Unwissende Besucher.„Manche versuchen, Elefanten zu Fuß zu nähern – ein absolutes No-Go„, warnt er. Auch Raserei sei ein Problem. „Das Tempolimit von 60 km/h gibt es aus gutem Grund. Tiere können jederzeit die Straße kreuzen.“ Sein Rat bei einer Elefantenbegegnung? Nicht hupen, nicht blinken, nicht in Panik verfallen.„Beobachten. Wenn das Tier gereizt wirkt, zurückfahren. Ist es ruhig, warten. Im Zweifel umdrehen.“
Ein Leben zwischen Herden und Einsamkeit
Khao Yai beherbergt ausschließlich wilde Elefanten, die oft auf der Suche nach Nahrung in Farmgebiete wandern – was zu Konflikten führt. Sutthiphon half, sie zurück in den Park zu lotsen. Er beschreibt die Dynamik der Herden: „Meist Weibchen und Jungtiere. Bullen leben oft allein, tauchen nur zur Paarung auf und verschwinden wieder monatelang.“ Der Park mit seinem üppigen Gras, Wasser und natürlichen Salzlecken biete ideale Bedingungen.
Keine Magie – nur Hingabe
Gerüchte über eine „magische Verbindung“ zu den Tieren weist er lachend zurück. „Keine Zauberei. Man merkt sich einfach ihre Gesichter und Eigenheiten.“ Sein Erfolg beruhte auf Geduld, Respekt und Liebe. „In diesem Job muss man Elefanten lieben. Sie nicht jagen, nicht vertreiben. Jeden Tag mit Essen und Wasser im Rucksack bereit sein, einen weiteren Tag und eine weitere Nacht mit ihnen zu verbringen.“
Ein leiser Abschied, ein lautes Vermächtnis
Ohne großes Aufsehen verließ Sutthiphon den Park. Doch sein Erbe lebt weiter – in den Geschichten der Ranger, der dankbaren Touristen und vor allem in der Sicherheit der Elefanten, die er so lange beschützte. Er war mehr als ein Ranger: ein Brückenbauer zwischen Mensch und Tier, ein Wächter des Dschungels. Und vor allem ein Mann, der zeigte, dass wahre Stärke oft in stiller Beharrlichkeit liegt.