Thailands Strompreis-Krise:
Wie verfehlte Energiepolitik Haushalte belastet
Seit Jahren kämpfen thailändische Haushalte mit extrem hohen Stromrechnungen — eine direkte Folge jahrzehntelanger Fehlentscheidungen in der Energiepolitik. Von überteuerten Subventionen bis zu intransparenten Verträgen mit Ökostrom-Produzenten: Warum die Regierung das Problem nicht in den Griff bekommt und wer davon profitiert.
Der teure Irrtum: Wie Thailand seinen Strombedarf falsch einschätzte
Die Wurzeln der aktuellen Krise reichen bis zur Regierung von Yingluck Shinawatra (2011−2014) zurück. Damals überschätzte die Regierung den künftigen Strombedarf massiv und lockte Investoren mit hohen Subventionen — sogenannten Availability Payments (AP). Diese garantieren Kraftwerksbetreibern Zahlungen, selbst wenn ihre Anlagen nicht genutzt werden.
Doch statt das Problem zu beheben, setzten spätere Regierungen — darunter die Militärregierung unter Prayut Chan-o-cha und die aktuellen Kabinette von Srettha Thavisin und Paetongtarn Shinawatra — diese kostspielige Praxis fort. Gleichzeitig trieben globale Energiepreisanstiege und instabile Gasförderung im Golf von Thailand die Kosten weiter in die Höhe.
Wer profitiert — und wer zahlt?
Während private Ökostrom-Produzenten von langfristigen Abnahmeverträgen (Power Purchase Agreements, PPAs) profitieren, leiden Verbraucher und Unternehmen unter den Folgen:
- Haushalte zahlen mit durchschnittlich 3,18 Baht (ca. 0,08 €) pro Kilowattstunde deutlich mehr als die Produktionskosten für Solar- (2,18 Baht) oder Windenergie (3,10 Baht).
- Kritiker wie Oppositionspolitiker Supachot Chaiyasat rechnen vor, dass die aktuellen PPAs die Bevölkerung über 100 Milliarden Baht (2,5 Mrd. €) zusätzlich kosten könnten.
- Ökonomen wie Praipol Koomsup fordern kürzere Vertragslaufzeiten, um fallende Ökostrom-Preise schneller an Verbraucher weiterzugeben.
Vorwürfe der Vetternwirtschaft
Die Opposition wirft der Regierung vor, mit den PPAs vor allem politisch verbundene Unternehmen zu begünstigen — darunter mutmaßlich auch Clans wie die Shinawatras. Unklarheiten bei der Vergabe durch die Energy Regulatory Commission (ERC) nähren den Verdacht auf intransparente Deals.
Gleichzeitig stockt die Umsetzung des Power Development Plan 2024 – 2040, der mehr dezentrale Energieerzeugung und Mini-Atomkraftwerke vorsieht. Warum das Kabinett den fertigen Entwurf seit einem Jahr blockiert, ist unklar — Gerüchte sprechen von Nachverhandlungen zugunsten bestimmter Interessengruppen.
Die offizielle Verteidigung: Ökostrom als “Zukunftsinvestition”
Energiebeamte wie Wattanapong Kurovat argumentieren, die PPAs seien notwendig, um Investitionen in grüne Energie zu sichern — besonders angesichts der EU-Carbon Border Tax, die thailändische Exporte verteuern könnte. Doch Kritiker wie die Analystin Sarinee Achavanuntakul monieren:
- Fehlende Dezentralisierung: Privathaushalte dürfen kaum Solaranlagen betreiben.
- Überkapazitäten: Thailands Stromreserven liegen bei 40 % — trotzdem fließen weiter AP-Subventionen.
Eine Reform mit Hindernissen
Solange die Regierung an überholten Subventionen festhält und intransparente Verträge bestehen, wird sich an den hohen Strompreisen wenig ändern. Die eigentliche Frage ist: Wann überwiegt der politische Wille zur Reform die Rücksichtnahme auf Profiteure des aktuellen Systems?