Ordnung vs. Mitgefühl
Am Dienstagmorgen, dem 23. Juli 2025, rückten Beamte der Stadt Pattaya erneut aus, um das Stadtbild von Obdachlosen und umherziehenden Personen zu „säubern“. Die Aktion wurde auf Anweisung von Bürgermeister Poramet Ngampichet durchgeführt und umfasste mehrere Behörden: das Sozialamt, das Ordnungsamt, die Stadtpolizei sowie das Zentrum zum Schutz obdachloser Personen der Provinz Chonburi.
Ziel war es, auf Beschwerden von Bürgern und Touristen zu reagieren, die in den letzten Wochen vermehrt über verwahrloste Personen entlang der Beach Road, der Pattaya Central Road und rund um den Wat Nong Yai Tempel berichtet hatten. Die Klagen reichen von „optischer Störung“ bis hin zu Sorgen um Sicherheit und Hygiene.
Die Einsatzkräfte überprüften nicht nur Aufenthaltsorte, sondern boten den Betroffenen auch Hilfe an – etwa durch Registrierung oder eine Unterbringung in Schutzeinrichtungen. Pattaya will damit einerseits das touristische Image wahren, andererseits aber auch soziale Lösungen anbieten.
Doch die Maßnahme wirft Fragen auf, die weit über die sichtbaren Straßen der Stadt hinausgehen:
Wer trägt eigentlich Verantwortung für diese Menschen? Ist es gerecht, sie aus dem Stadtbild zu verdrängen, nur weil sie nicht ins Urlaubsidyll passen? Oder ist es ein notwendiger Schritt, um die öffentliche Ordnung zu wahren – besonders in einem Ort, dessen Wirtschaft auf internationalen Tourismus angewiesen ist?

Zwei Realitäten prallen aufeinander:
Auf der einen Seite das berechtigte Interesse von Einheimischen und Geschäftsleuten, ihre Umgebung sicher, sauber und einladend zu halten. Auf der anderen Seite stehen Menschen, die durch Armut, Krankheit oder gesellschaftliches Scheitern an den Rand gedrängt wurden – oft ohne eigene Schuld, fast immer ohne Lobby.
Wer sie lediglich entfernt, löst kein Problem, sondern verschiebt es nur.

Wer sie ignoriert, versagt moralisch.
Und wer sie ernst nimmt, erkennt: Eine Stadt, die auf Wohlstand basiert, muss ihn teilen, wenn sie sich zivilisiert nennen will.
Die Stadt Pattaya steht damit exemplarisch für ein Thema, das viele Metropolen Asiens betrifft: Der Wunsch nach makelloser Fassade kollidiert mit der Pflicht zur sozialen Verantwortung. Ob das eine das andere ausschließen muss, bleibt die zentrale Frage.



