SA KAEO, THAILAND – Ein massiver Raketenangriff kambodschanischer Truppen auf die Provinz Sa Kaeo hat am Montag einen thailändischen Soldaten getötet und mehrere Wohnhäuser zerstört. Der Vorfall ereignete sich vor dem Hintergrund eines seit Anfang Dezember andauernden Grenzkonflikts im Osten des Landes.
Heftiger Beschuss auf Sa Kaeo
Nach Angaben des thailändischen Militärs feuerten kambodschanische Einheiten mehr als 180 Raketen vom Typ BM-21 auf drei strategisch bedeutsame Gebiete der Provinz Sa Kaeo. Betroffen waren vor allem Dörfer im Bezirk Khok Sung, darunter Ban Nong Chan und Nong Ya Kaeo.
Bewohner berichteten von anhaltenden Detonationen, die sie zur Flucht in sichere Zonen zwangen. Ein thailändischer Soldat kam ums Leben, weitere zivile Opfer wurden bei diesem Angriff nach offizieller Darstellung nicht registriert. Frühere Angriffe hatten jedoch bereits umfangreiche Sachschäden in mehreren Grenzprovinzen wie Surin, Buriram und Trat verursacht.
Gegenschlag mit Panzern und F-16-Jets
Die thailischen Streitkräfte reagierten mit Panzerartillerie und Luftangriffen. Medienberichten zufolge kamen F-16-Kampfjets zum Einsatz, die gezielt kambodschanische Mörserstellungen und logistische Knotenpunkte angreifen sollten.
Besondere Bedeutung maß die Armee dem Angriff auf den Bereich um die K5-Brücke bei Ban Nong Chan zu. Die Brücke gilt als wichtige Versorgungsroute für kambodschanische Truppen. Thai-Medien schilderten intensive Gefechte rund um Ban Nong Ya Kaeo, wo kambodschanische Soldaten laut Berichten Waffen und Nachschub einlagerten.
Wochenlange Gefechte und hohe Verluste
Der aktuelle Konflikt geht auf ein etwa 30-minütiges Gefecht am 7. Dezember in einem umstrittenen Grenzgebiet zurück. Hintergrund sind alte Territorialstreitigkeiten, unter anderem um Flächen in der Nähe des Preah-Vihear-Tempels, einem seit Jahrzehnten sensiblen Symbolort im Grenzraum.
Seit Beginn der Auseinandersetzungen gab es nach Angaben des thailändischen Militärs bis zum 22. Dezember mindestens 21 getötete thailändische Soldaten. Zivilisten aus mehreren Grenzregionen wurden in großer Zahl evakuiert. Kambodscha veröffentlicht keine offiziellen Angaben zu eigenen Verlusten.
ASEAN setzt auf bilaterale Gespräche
Trotz der Eskalation zeichnete sich auf diplomatischer Ebene eine mögliche Entspannung ab. Ein außerordentliches Treffen der ASEAN-Außenminister am 22. Dezember in Malaysia konnte zwar keinen sofortigen Waffenstillstand erreichen, doch beide Länder einigten sich auf weitere Gespräche im Rahmen des General Border Committee (GBC).
Das Gremium aus Verteidigungsvertretern beider Staaten soll am 24. Dezember beraten, wie eine bereits früher vereinbarte, aber gebrochene Waffenruhe wiederhergestellt werden kann. Thailands Außenminister Sihasak Phuangketkeow nannte dafür drei zentrale Bedingungen: „Kambodscha muss zunächst einen einseitigen Waffenstillstand erklären, die Waffenruhe muss überprüfbar sein und sie muss der Lage am Boden entsprechen, um dauerhaft zu wirken.“
Kambodschanische Vertreter signalisierten Bereitschaft, das Friedensabkommen wiederaufzunehmen, in der Hoffnung auf eine überwachte Einstellung der Kämpfe. ASEAN-Spitzenpolitiker begrüßten den Schritt zu bilateralen Verhandlungen und mahnten eine rasche Beendigung der Gewalt an, die bereits Hunderttausende Menschen vertrieben habe.
Internationale Sorge vor regionaler Destabilisierung
Internationale Beobachter, darunter die Vereinigten Staaten, riefen beide Seiten zu Zurückhaltung auf. Sie warnten, der Konflikt könne sonst die Stabilität in der Region gefährden.
Die anstehenden Gespräche des GBC gelten als entscheidendes Zeitfenster für eine Deeskalation. Ob es zu einem belastbaren Waffenstillstand kommt, hängt nach Einschätzung diplomatischer Kreise von der politischen Kompromissbereitschaft beider Regierungen ab, die sich bislang gegenseitig der Provokation beschuldigen.



