Rezeptpflicht spaltet Konsumenten

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Photo by Erik Mclean on Unsplash

Cannabis-Branche in Aufruhr: 
Aktivisten fordern faire Gesetze 

Die thailändische Cannabis-Branche steht vor einer Zerreissprobe. Nach der historischen Legalisierung vor drei Jahren drohen jetzt neue Gesetze, tausende legale Geschäfte in den Ruin zu treiben. Aktivisten wie Chokwan „Kitty“ Chopaka schlagen Alarm und fordern faire Regeln für alle.

Das Monopol-Problem: 
Nur 79 zertifizierte Anbieter

Beim „Drugs Community Forum“ des Health & Opportunity Network sprach die bekannte Aktivistin Kitty Chopaka Klartext. Die jüngsten Gesetzesänderungen ermöglichen nur noch Verkäufern mit GACP-Zertifikat (Good Agricultural and Collection Practices), Cannabis-Blüten zu verkaufen. Von einst tausenden Anbietern sind nur noch 79 zertifizierte Standorte übrig geblieben.

„Das schafft ein Monopol für eine Handvoll Begünstigter“, kritisiert Chopaka. Die etwa 18.000 lizenzierten Cannabis-Shops im Land sind nun gezwungen, sich bei diesen wenigen Lieferanten einzukaufen. Für viele kleine Unternehmen existenzbedrohend, denn die Preise könnten durch die künstliche Verknappung in die Höhe getrieben werden.

Rezeptezwang und Telemedizin-Schwindel

Doch damit nicht genug: Seit den neuen Regelungen müssen Kunden ein ärztliches Rezept vorlegen, um Cannabis kaufen zu können. Dies privilegiert wohlhabende Geschäfte, die sich eigene Ärzte leisten oder ihre Läden in Kliniken umwandeln können.

Chopaka enthüllt: „Manchmal werden Rezepte von unqualifiziertem Personal ausgestellt.“ Dieser Zwang führe nicht nur zu höheren Kosten für Patienten, sondern befördere auch illegale Telemedizin-Dienste, die gegen Geld Rezepte ausstellen. Die eigentlich gut gemeinte Regelung verfehlt somit ihren Zweck und fördert sogar kriminelle Machenschaften.

Drei Jahre Chaos nach der Legalisierung

Seit der Entfernung von Cannabis von der Narcotics-Liste vor drei Jahren herrscht rechtliches Chaos. Verschiedene Behörden handhaben die Regelungen unterschiedlich, was zu Unsicherheit bei Händlern und Konsumenten führt. Chopaka fordert die neue Regierung auf, zu einem klaren regulatorischen Rahmen zurückzukehren, an dem mehrere Agenturen beteiligt sind.

„Wir brauchen ein einheitliches Cannabis-Gesetz, das Standards für die Industrie definiert“, so die Aktivistin. Die aktuellen Änderungen zielten zwar auf Produktqualität ab, förderten aber Korruption, da einige Händler zertifizierte mit nicht-zertifizierten Ware mischen würden.

Bildung statt Verbote bei Jugendlichen

Besonders sensibel ist der Umgang mit Minderjährigen. Statt auf Verbote setzt Chopaka auf Aufklärung und Bildung: „Wir müssen Kindern die Risiken und Realitäten von Substanzen wie Cannabis, Alkohol und Haushaltschemikalien erklären.“ Ihrer Überzeugung nach fördert offene Diskussion verantwortungsvolles Verhalten. Angst und Stigma sollten durch Wissen ersetzt werden. „Nur wenn wir junge Menschen mit Informationen ausstatten, können sie sich selbst schützen.“

Thailands Cannabis-Industrie steht an einem Scheideweg. Die anfängliche Entkriminalisierung schuf wirtschaftliche Chancen für tausende kleine Unternehmen. Die neuen Regeln begünstigen jedoch große, finanzstarke Player und gefährden den gesamten Mittelstand.

Aktivisten fordern dringend umfassende Gesetzgebung, die gleiche Wettbewerbsbedingungen schafft und die öffentliche Gesundheit in den Vordergrund stellt. Die Hoffnung liegt auf einem ausgewogenen Rechtsrahmen, der Regulation mit wirtschaftlichen Chancen verbindet. 

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