Satellitendaten legen kambodschanische Eskalationsstrategie offen
Der australische Analyst Nathan Ruser vom Australian Strategic Policy Institute (ASPI) hat in einer aktuellen Auswertung deutlich gemacht, dass Kambodscha eine zentrale Rolle bei der Eskalation des thailändisch-kambodschanischen Grenzkonflikts spielt. In einem Beitrag auf X veröffentlichte er eine Heatmap und analysierte anhand von Satellitenbildern und Eskalationsdaten die Ereignisse rund um die gewaltsamen Auseinandersetzungen vom 24. Juli im Umfeld des umstrittenen Preah-Vihear-Tempels.
Militärischer Aufbau auf kambodschanischer Seite dominiert
Ruser kommt zu dem Schluss, dass Kambodscha insgesamt 33 Eskalationsereignisse zu verantworten habe – im Vergleich zu 14 auf thailändischer Seite. Nur neun Versuche zur Deeskalation seien beidseitig erfolgt. Damit zeige sich ein klares Übergewicht kambodschanischer Aktivitäten bereits vor dem 28. Mai, dem Tag eines markanten Wendepunktes im Konflikt.
Frühzeitige Befestigungen am Phomn-Phrasitthi-Außenposten
Ein zentraler Befund betrifft den Aufbau und die Befestigung des Phomn Phrasitthi Outposts nahe dem Preah-Vihear-Tempel durch kambodschanische Truppen noch vor dem 28. Mai. Diese Positionierung, so Ruser, gehe über den bislang berichteten Raum um Chong Bok hinaus und deute auf eine längerfristig geplante militärische Präsenz.
Schnelle Truppenverlegung nach dem Zwischenfall
Unmittelbar nach den Ereignissen am 28. Mai sei es laut Ruser zu einer schnellen Verlegung kambodschanischer Eliteeinheiten gekommen. Zusätzlich seien Panzer, Artillerie und Luftabwehrsysteme an die Front gebracht worden – Hinweise auf eine hohe Einsatzbereitschaft zur Eskalation.
Kurzzeitige thailändische Präsenz auf kambodschanischem Gebiet
Ruser vermerkt auch ein thailändisches Vorgehen: Am 19. Juni drang eine thailändische Kompanie für 90 Minuten auf kambodschanisches Gebiet vor. Dies zeige, dass beide Seiten zur Eskalation beigetragen haben, jedoch falle das kambodschanische Vorgehen in Summe weitaus schwerer ins Gewicht.
Konfrontation zwischen Grenzpatrouillen
Ein weiterer markanter Vorfall ereignete sich am 30. Juni, als eine große kambodschanische Patrouille eine thailändische Einheit blockierte und ihren Vormarsch in umstrittenes Gebiet fortsetzte. Laut Thailand handelte es sich hierbei um eigenes Territorium, was den Streit um die Grenzziehung weiter anheizt.
Munitionslager und Führungseinheiten an der Front
Ruser dokumentiert zudem die Verlegung größerer Munitionsvorräte durch Kambodscha an die Grenze Ende Juni. Die thailändischen Gegenmaßnahmen bleiben hingegen unklar. Besonders brisant: Der Kommandant der königlichen Leibgarde Hun Sens sei laut Ruser vor Ort gewesen. Dies deute auf eine direkte Einbindung der kambodschanischen Führung hin. Die Eskalation erscheine als ein von Hun Sen persönlich initiierter Vorgang, dessen Motivation bislang nicht klar sei.
Rusers Fazit: Kambodscha treibt die Krise voran
Trotz beiderseitiger Provokationen sieht der australische Analyst Kambodscha als Haupttreiber der aktuellen Grenzkrise. Der anhaltende Konflikt rund um den Preah-Vihear-Tempel birgt laut seiner Einschätzung das Risiko weiterer Eskalation. Die dokumentierten militärischen Vorbereitungen sprechen für ein strategisch angelegtes Vorgehen der kambodschanischen Seite.



