Thailands Senatsskandal:
1.200 Kandidaten in Korruptionsermittlungen
Thailands Department of Special Investigation (DSI) hat eine der größten Korruptionsermittlungen der jüngeren Geschichte eingeleitet. Insgesamt 1.200 Kandidaten der letzten Senatswahl wurden vorgeladen – verdächtigt des organisierten Stimmenkaufs, krimineller Absprachen und Geldwäsche.
Großfahndung in 45 Provinzen
Die am 16. August bekanntgegebene Untersuchung (Aktenzeichen Special Case No. 24/2025) wirft ein grelles Licht auf das thailändische Senatsauswahlverfahren. Unter der Leitung von DSI-Direktor Pol Lt Col Yuthana Praedam durchforsten Sonderermittler aktuell Finanzströme in 45 Provinzen.
„Wir haben verdächtige Geldbewegungen zwischen Lokalpolitikern, Senatshelfern und organisierten Gruppen festgestellt“, erklärte ein hochrangiger DSI-Vertreter. Bisher wurden 90 Zeugen vernommen, zudem werten Ermittler Überwachungsvideos, Telefonprotokolle und Bankunterlagen aus. Die Beweislage deutet auf ein systematisches Manipulationsnetzwerk hin.
Das perfide System der „Opfergruppen“
Besonderes Augenmerk liegt auf sogenannten „Wählern zum Mieten“ und „Opfergruppen“ – Kandidaten, die laut Ermittlern nur antraten, um für vorab bestimmte Kandidaten zu stimmen. „Diese Personen bewarben sich nie ernsthaft, sondern folgten einer abgesprochenen Liste“, so ein Insider.
Die DSI sucht nun nach Verbindungen zwischen diesen Gruppen und politischen Akteuren auf Provinz- und nationaler Ebene. Erste Spuren führen zu verdächtigen Geldtransfers zwischen Lokalpolitikern, Gemeindemitgliedern und mutmaßlichen Manipulationsnetzwerken. Zehn spezialisierte Ermittlungsteams sind landesweit im Einsatz, um die Aussagen der 1.200 Vorgeladenen zu protokollieren.
Brisante Dokumente fehlen noch
Ein Hindernis bleibt die ausstehende Herausgabe von Unterlagen durch das Senatssekretariat. Trotz Anfragen liegen der DSI noch keine Dokumente zu den 200 Beratern und Experten der Senatoren vor. „Das verzögert uns nicht“, betont ein Ermittler. „Wir sammeln parallel Beweise durch Zeugenvernehmungen.“
Jeder vorgeladene Kandidat muss nun detailliert Auskunft geben über:
• Hintergrund und berufliche Verbindungen
• Herkunft verdächtiger Geldmittel
• Zweck auffälliger Überweisungen
• Mögliche Verbindungen zum Wahlbetrug
Politisches Erdbeben droht
Die Ermittlungen könnten ein politischer Wendepunkt werden. „Dieser Fall betrifft die Grundfesten unseres politischen Systems“, warnt Verfassungsexperte Dr. Paothong Sae-Chua. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, drohen den Beteiligten bis zu 10 Jahre Haft für kriminelle Vereinigung plus Geldwäschestrafen.
Besonders brisant: Die DSI ermittelt unter Section 209 des Gesetzbuchs – einem Paragrafen, der normalerweise gegen organisierte Kriminalität eingesetzt wird. Dies unterstreicht die Dimension des mutmaßlichen Wahlbetrugs.
Was kommt als Nächstes?
Während die ersten Beschuldigten bereits Rechtsbeistand organisieren, bereitet die DSI weitere Schritte vor:
• Vergleiche der Zeugenaussagen mit den finanziellen Spuren
• Abgleich der Telekommunikationsdaten mit den Verdachtsmomenten
• Internationale Rechtshilfe bei ausländischen Konten



