Skytrain wird zur No-Go-Area für Cops

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AseanNow

Bangkoks BTS-Skytrain im Sicherheitsdilemma: 
Polizei gegen Waffenverbot

BANGKOK – Ein striktes Waffenverbot im BTS-Skytrain hat zu einem ungewöhnlichen Konflikt zwischen thailändischen Sicherheitskräften und dem Bahnbetreiber geführt. Der Eklat entbrannte, nachdem mehrere uniformierte Polizisten trotz offensichtlicher Dienstausübung der Zutritt verweigert wurde – ein Vorfall, der landesweit Debatten über Sicherheitsprioritäten auslöste.

Die kontroverse Situation eskalierte, als ein thailändischer Polizeibeamter den Zugang zum Skytrain verwehrt bekam. Trotz deutlich sichtbarer Uniform und Dienstabzeichen forderte das BTS-Personal zusätzlich einen separaten Waffenschein, den der Beamte nicht vorweisen konnte. Ein Kollege berichtete später von einer demütigenden Erfahrung, als er mitten im Dienst aus einem Zug verwiesen wurde.

Internationale Vergleiche schüren die Debatte

Die Diskussion gewann an Schärfe, nachdem der in den USA ausgebildete Polizeioffizier Worraphop „Mark“ Yunkiat den Vorfall auf Social Media thematisierte. „In amerikanischen U-Bahnen sind bewaffnete Beamte Standard – sie sind unser erster Schutzschild gegen Bedrohungen“, argumentierte Yunkiat. Seine kritische Nachfrage, warum thailändische Sicherheitskräfte ähnliche Möglichkeiten verwehrt würden, fand landesweit Gehör.

Bürokratische Hürden versus praktische Sicherheit

Das Kernproblem offenbart ein grundlegendes Dilemma: Während die BTS-Betreiber auf strikte Einhaltung ihrer Hausordnung pochen, sehen Sicherheitsexperten darin ein potenzielles Risiko. „Was nützt das beste Waffenverbot, wenn im Ernstfall die ersten Responder ausgebremst werden?“, fragt Sicherheitsanalystin Dr. Nareerat Chaisuwan. Besonders brisant: Die BTS befördert täglich über 800.000 Passagiere – ein attraktives Ziel für mögliche Angriffe.

Öffentliche Reaktionen zeigen tiefe Gräben

In sozialen Medien entbrannte ein hitziger Schlagabtausch zwischen verschiedenen Lagern. Während einige Nutzer das strikte Vorgehen der BTS loben, spotten andere über die scheinbare Sicherheitsillusion. „Dann sollen Attentäter bitte auch ihre Waffen am Eingang abgeben“, kommentiert sarkastisch ein Twitter-Nutzer. Viele Bürger fordern eine klare Regelung zwischen Verkehrsministerium und Polizeiführung.

Historische Vorfälle nähren Sicherheitsbedenken

Der aktuelle Streit erinnert an einen Vorfall aus dem Jahr 2022, als ein psychisch kranker Mann in einem voll besetzten Zug randaliert. Damals dauerte es ungewöhnlich lange, bis bewaffnete Einsatzkräfte vor Ort eintrafen – eine Verzögerung, die Kritiker nun mit dem Waffenverbot in Verbindung bringen. „Sicherheit darf nicht an der Ticketkontrolle enden“, mahnt Menschenrechtler Somchai Preechasilp.

Ausblick: Kompromiss in Sicht?

Ein BTS-Sprecher räumte gegenüber Medien ein, dass die aktuelle Regelung möglicherweise überarbeitet werden müsse. Hinter den Kulissen laufen bereits Gespräche zwischen Verkehrsministerium und Polizeiführung. Sicherheitsexperten schlagen vor, uniformierten Beamten im Dienst automatischen Zugang zu gewähren, während zivile Waffenträger weiterhin der strengen Kontrolle unterliegen sollten.

Die anhaltende Kontroverse zeigt, wie schwierig der Balanceakt zwischen bürokratischer Korrektheit und praktischer Sicherheitsvorsorge im modernen Stadtverkehr ist. Während die Diskussion weitergeht, bleibt eine unbequeme Frage: Wer beschützt eigentlich die Beschützer, wenn sie selbst am Eingang scheitern?

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