Spannungen zwischen China und Japan verschärfen sich

Spannungen zwischen China und Japan verschärfen sich
Photo by David Edelstein on Unsplash

TOKIO, JAPAN – Die diplomatischen Spannungen zwischen China und Japan haben sich in den vergangenen Tagen deutlich verschärft. Peking warnte seine Staatsbürger vor Reisen nach Japan, Tokio zeigte sich empört – und Taiwan sprach von einer akuten Gefahr für den Indopazifik.

Warnung aus Peking

Die chinesische Botschaft in Japan veröffentlichte über den Onlinedienst Wechat eine deutliche Sicherheitswarnung. Es bestehe ein „erhebliches Risiko für die persönliche Sicherheit und das Leben chinesischer Bürger in Japan“, hieß es wörtlich. Hintergrund der Ankündigung sind zunehmende Spannungen zwischen den beiden Nachbarstaaten über den Umgang mit dem Taiwan-Konflikt.

Zeitgleich gaben drei chinesische Fluggesellschaften bekannt, dass bereits gekaufte Tickets nach Japan kostenlos storniert oder umgebucht werden könnten. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur China News Service solle dies betroffenen Reisenden ermöglichen, ihre Pläne „ohne finanzielle Nachteile“ zu ändern.

Reaktionen aus Tokio und Taipeh

In Japan sorgt die Eskalation für Besorgnis. Seit ihrer Amtsübernahme im vergangenen Monat hat sich Premierministerin Takaichi in Fragen der Taiwan-Politik zurückhaltender gezeigt als zuvor. Doch in der vergangenen Woche erklärte sie im Parlament, eine militärische Zuspitzung um Taiwan durch chinesische Kriegsschiffe könne „auch Japans Existenz bedrohen“.

Im Falle eines Angriffs schloss sie den Einsatz japanischer Soldaten nicht aus und verwies auf das seit 2015 in der Verfassung verankerte Recht auf kollektive Selbstverteidigung. Dieser Punkt gilt in China traditionell als Provokation, da Peking jede militärische Einmischung in die Taiwan-Frage strikt ablehnt.

Online-Attacke gegen Premierministerin

Kurz nach den Äußerungen Takaichis veröffentlichte ein chinesischer Generalkonsul im Internet eine Drohung gegen die Premierministerin und rief offen zu Gewalt auf. Der Beitrag wurde inzwischen gelöscht, doch diplomatisch hatte der Vorfall Folgen.

Beide Außenministerien – in Peking und Tokio – bestellten die jeweiligen Botschafter des anderen Landes ein, um Proteste zu übermitteln. Solche gegenseitigen Einbestellungen gelten in der internationalen Diplomatie als deutliches Zeichen tiefen Misstrauens.

Taiwan warnt vor regionaler Instabilität

Auch Taiwans Präsidialamt meldete sich zu Wort. Eine Sprecherin warf Peking „politisch motivierte, vielschichtige Drohungen gegen Japan“ vor. Diese stellten „eine ernsthafte Gefahr für die Sicherheit und Stabilität im indopazifischen Raum“ dar.

Die Reaktionen in Taipeh spiegeln die wachsende Sorge wider, dass sich die Spannungen zwischen Japan und China auf die gesamte Region ausdehnen könnten – insbesondere angesichts der geografischen Nähe.

Geografische Nähe, politischer Abstand

Taiwan liegt nur 180 Kilometer vom chinesischen Festland entfernt, während die japanischen Hoheitsgewässer etwa 110 Kilometer weiter östlich beginnen. Aus Sicht Pekings ist Taiwan eine abtrünnige Provinz, die mit dem Festland vereinigt werden soll – notfalls auch mit militärischer Gewalt.

Von 1895 bis 1945 stand Taiwan unter japanischer Herrschaft. Trotz dieser historischen Verbindung pflegen beide Länder heute enge wirtschaftliche Beziehungen. Politisch jedoch bleibt Taiwan isoliert: Nur elf Staaten weltweit erkennen die Insel offiziell als souveränen Staat an.

• Dazu zählen etwa der Heilige Stuhl, Guatemala, Paraguay und mehrere kleine Inselstaaten im Pazifik.

• Länder mit diplomatischen Beziehungen zur Volksrepublik China müssen deren Ein-China-Politik anerkennen und dürfen keine offiziellen Verbindungen zu Taiwan unterhalten.

Ausblick

Noch ist unklar, ob die aktuelle Eskalation zu neuen politischen oder wirtschaftlichen Konsequenzen führen wird. In Tokio hält man sich öffentlich zurück, während Peking den Ton verschärft.

Beobachter in der Region warnen, dass selbst kleine diplomatische Zwischenfälle derzeit hohes Eskalationspotenzial bergen – und sich der fragile Frieden im westlichen Pazifik zunehmend als unsicher erweisen könnte.

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