Straßenchaos nach Gänse-Test: Kann das Projekt wirklich helfen?

Straßenchaos nach Gänse-Test: Kann das Projekt wirklich helfen?
Bangkok Post

Chiang Mai setzt auf Gänse: 
Tierische Helfer sollen historischen Stadtgraben reinigen 

Chiang Mai – Die nordthailändische Kulturmetropole Chiang Mai wagt ein ungewöhnliches Umwelt-Experiment: Zehn Gänse sollen als lebende Müllabfuhr im historischen Stadtgraben Algen und Wasserpflanzen fressen – doch das Pilotprojekt sorgt für hitzige Debatten und chaotische Szenen.

Tierischer Einsatz für die Umwelt

Seit Donnerstag patrouillieren die gefiederten Putzkräfte nahe dem Chiang Mai Tor im trüben Wasser des jahrhundertealten Grabens. Die Stadtverwaltung unter Bürgermeister Assanee Buraupakorn verspricht sich davon eine natürliche Reinigung der Gewässer: „Die Gänse fressen Algen, Plankton und unerwünschte Wasserpflanzen – ganz ohne Chemie.“ Bei Erfolg könnte das Projekt auf den gesamten 6 Kilometer langen Graben ausgeweitet werden.

Doch der Start verlief holprig: Am ersten Abend entkamen die Gänse ihren Bewachern und spazierten auf die angrenzende Straße, wo sie den Verkehr vorübergehend lahmlegten. Arbeiter benötigten Stunden, um die Tierchen wieder einzufangen.

Zweifel an der Gänse-Strategie

Kritiker wie Teerawuth Kaewfong, ehemaliger Bürgermeisterkandidat, spotten: „Gänsekot verschmutzt das Wasser zusätzlich. Die echte Lösung wäre eine bessere Abwasserbehandlung von Märkten und Wohngebieten.“ Tatsächlich leiten viele Anwohner unbehandelte Abwässer in den Graben, was die Algenblüte fördert.

Umweltexperten mahnen weitere Risiken an:
• Verkehrsgefährdung durch entlaufende Gänse
• Vermehrung von Krankheitserregern durch Vogelkot
• Störung des ökologischen Gleichgewichts im Gewässer

Chiang Mais kreativer Lösungsansatz

Trotz der Kritik verteidigt die Stadtverwaltung das Projekt: „Wir müssen innovative Wege gehen“, so Bürgermeister Assanee. Man arbeite an einem besseren Gehege und werde die Gänse bald an ihren Einsatz gewöhnt haben. Woher die Vögel stammen, bleibt vorerst ein Geheimnis.

Der Graben um die Altstadt ist nicht nur historisches Symbol, sondern auch chronisches Umweltproblem. Trotz regelmäßiger Reinigungsaktionen kehren die Algen immer zurück. Die Gänse-Idee kam nach Studien ähnlicher Projekte in den Niederlanden und China, wo Wasservögel erfolgreich Gewässer pflegen.

Bürger reagieren gespalten

Während Touristen Selfies mit den neuen Stadtbewohnern machen, sind Einheimische skeptisch: „Das ist doch nur eine Ablenkung von den eigentlichen Problemen“, meint eine Anwohnerin. „Statt Gänse sollten lieber Kläranlagen ausgebaut werden.“ Andere sehen den Charme der Lösung: „Wenigstens versucht die Stadt mal etwas Neues“, lobt ein Street-Food-Verkäufer. „Und die Kinder lieben die Gänse.“

Das einwöchige Pilotprojekt wird genau überwacht. Messungen der Wasserqualität sollen zeigen, ob die Gänse tatsächlich die Algen reduzieren. Falls ja, könnte Chiang Mai bald eine ganze Armada von Putzgänsen beschäftigen. Falls nein, wird die Stadtverwaltung wohl auf konventionelle Methoden zurückgreifen müssen.

Newsletter abonnieren

Newsletter auswählen:
Abonnieren Sie den täglichen Newsletter des Wochenblitz und erhalten Sie jeden Tag aktuelle Nachrichten und exklusive Inhalte direkt in Ihr Postfach.

Wir schützen Ihre Daten gemäß DSGVO. Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung.