Thai-Wut bedroht japanische Investments

Thai-Wut bedroht japanische Investments
KhaoSod English

Ultra-Nationalismus bedroht Thailand – Japan und China im Kreuzfeuer

Thailand riskiert seinen wirtschaftlichen Ruf. Ein japanischer Journalist einer großen Nachrichtenagentur wollte verstehen, warum viele thailändische Internetnutzer kürzlich die japanische Botschaft in Bangkok attackierten. Der Auslöser: Tokio hatte Bangkok aufgefordert, die Grenze zu Kambodscha wieder zu öffnen – damit die Lieferketten japanischer Unternehmen nicht länger gestört bleiben.

Investoren fragen sich: Ist Thailand noch verlässlich?

Ein Analyst erklärte dem Journalisten, die Wut richte sich nicht speziell gegen Japan. Vielmehr sei sie Ausdruck eines zunehmenden thailändischen Ultra-Nationalismus. Thailand blieb im Zweiten Weltkrieg von größeren Zerstörungen verschont, weil es sich schnell an die Seite Japans stellte. Heute leben über 50.000 Japaner in Bangkok, die japanische Kultur und Küche sind beliebt – doch politische Emotionen können schnell kippen.

Nach dem Gespräch meldeten thailändische Medien, einige japanische Firmen erwögen einen Rückzug aus Kambodscha, da die anhaltende Grenzschließung ihre Lieferketten belastet. In sozialen Netzwerken wurde dies von nationalistischen Nutzern mit Häme kommentiert.

KI-Analyse warnt: „Verlässlichkeit ist das Fundament des Investorenvertrauens“

Eine Analyse fasste die Sorge nüchtern zusammen: Investorenvertrauen basiert auf Stabilität, Planbarkeit und Zuverlässigkeit. Wenn öffentliche Stimmung – besonders nationalistischer Überschwang – politische Entscheidungen beeinflusst, entsteht ein wirtschaftliches Risiko, das Unternehmen abschreckt.

Japanische Investoren sehen Thailand seit Jahrzehnten als verlässliche Drehscheibe für Produktion und Logistik in Südostasien. Doch wenn nationalistische Bewegungen Grenzschließungen bejubeln, wird das Land als instabiler Partner wahrgenommen.

Von Japan zu China: Neue Fronten im Online-Nationalismus

Nur wenige Tage später geriet China ins Visier. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums betonte in Peking, China bleibe im thailändisch-kambodschanischen Grenzkonflikt neutral. Doch kurz darauf veröffentlichte der chinesische Botschafter in Kambodscha, Wang Wenbin, auf Facebook eine Botschaft, in der er erklärte:
„China unterstützt Kambodscha nachdrücklich beim Schutz seiner nationalen Souveränität, Sicherheit und Entwicklungsinteressen und wird stets ein verlässlicher Partner sein.“

Diese Aussage löste auf thailändischen Plattformen einen Sturm der Empörung aus. Viele Nutzer sahen darin eine Parteinahme Chinas für Kambodscha. Die Kommentare reichten von Spott über Enttäuschung bis hin zu offenen Vorwürfen des Verrats an der „thailändisch-chinesischen Freundschaft“.

„Nie kolonialisiert“ – ein Stolz mit Nebenwirkungen

Der Analyst erklärte dem japanischen Reporter, der wachsende Ultra-Nationalismus sei teilweise ein Produkt eines kollektiv gepflegten Ausnahmegefühls: Thailand wurde – anders als viele Nachbarn – nie kolonialisiert. Diese historische Einzigartigkeit werde in Schulen und Medien immer wieder betont.

Um der Kolonialisierung zu entgehen, musste Siam im 19. Jahrhundert jedoch Teile seines Territoriums an Frankreich und Großbritannien abtreten. Das Bewusstsein, „der Einzige gewesen zu sein, der sich nie unterwerfen musste“, prägt bis heute das nationale Selbstbild – und führt dazu, dass viele Thais empfindlich auf jede wahrgenommene Einmischung reagieren.

Nationalstolz oder wirtschaftliche Kurzsichtigkeit?

Die Debatte zeigt ein Dilemma: Nationalstolz kann zur Identität beitragen – aber wenn er sich in wirtschaftsschädigendem Verhalten äußert, gefährdet er Arbeitsplätze, Investitionen und internationale Partnerschaften.

Die Frage, die sich stellt: Wie kann Thailand sein Selbstbewusstsein bewahren, ohne den wirtschaftlichen Realismus zu verlieren, der seine Stärke ausmacht?

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Quelle: KhaoSod English

6 Kommentare zu „Thai-Wut bedroht japanische Investments

  1. Hier nennt man sie Ultra-Nationalisten und in Deutschland Rechtsaußen. Manchmal kommt mir der Gedanke, dass so mancher aus Erfahrung nicht unbedingt klüger wird.

    1. Ich sage es nochmal! Investoren hört auf in Thailand zu Investieren den das ist ein undankbares Land wo sich mit fremden Federn Schmücken.

    2. Falls Sie mit Ihrem Kommentar die AfD und ihre Wähler anspielen, sind Sie gewaltig auf dem Holzweg! Viele Probleme in Bezug auf Sicherheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt sind tatsächlich Folgen einer zu offenen Migrations- und Asylpolitik. Es wäre wichtig, hier wieder mehr Kontrolle, klare Regeln und Konsequenz zu zeigen, um unsere öffentlichen Räume und Werte besser zu schützen.

  2. Zum Thema Nationalismus in Thailand: Ein gesundes Nationalbewusstsein ist sicherlich nicht zu rügen, ein übersteigerter Nationalismus dahingegen schon, weil er die berechtigten Interessen der anderen Nationen und ihrer Bürger berührt und idR einschränkt.

  3. Thais sind schon ganz schön rechts angehaucht, wird ja auch an den Schulen so gelernt. Nicht kolonisiert ist ja nicht nur von Vorteil. Die Kolonisten haben auch Wissen und Moderne liegen lassen. In Thailand hört man öfters „das habe ich vom Opa gelernt und der Opa von seinem“ Da spielen dann neue Erkenntnisse in Technik und sozialem Verhalten keine Rolle. Desshalb sind auch alle Länder dieser Welt schuldig am Abwärtstrend Thailands, ein Land ist natürlich ausgenommen.

  4. Thailändisch chinesische Freundschaft?
    „Vertrau mir,“ sprach der Fuchs,
    -und biß dem Hühnchen den Kopf ab!

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