Thailand im KI-Rausch: Alltag unsichtbar, Misstrauen wächst

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Photo by Igor Omilaev on Unsplash

KI macht thailändischen Alltag unsichtbar

Thailand stürzt sich in die KI-Ära: Laut dem Telenor-Asia-Report „Digital Lives Decoded 2025“, vorgestellt am 18. August in Bangkok, nutzen inzwischen 91 % der Internetnutzer in Thailand KI — ein Sprung von 77 % im Jahr 2024. Mehr als die Hälfte greift mindestens einmal täglich zur KI, 28 % sogar mehrmals am Tag. „KI ist jetzt ein unsichtbarer Teil unseres digitalen Lebens“, sagte Jon Omund Revhaug, Leiter von Telenor Asia, beim Bericht. Kurz: KI ist überall. Punkt.

Die Technologie durchdringt Arbeit und Alltag. Thailänder verwenden KI vor allem zur Datenanalyse (62 %), zur Steigerung der Kreativität (52 %) und zur Kommunikation (35 %). Am Arbeitsplatz nutzen bereits vier von zehn Befragten KI — fast doppelt so viele wie im Vorjahr — etwa für Content-Entwicklung (61 %), Analytics (54 %) und Kundendienst (53 %). Besonders die Gen Z führt mit einem Annahmescore von 8,5/10 — sie nutzt KI von Beziehungstipps bis Content-Produktion.

Datenströme, Überwachung und Transparenzdefizit

Die Kehrseite: Daten und Kontrolle. 77 % der Thailänder wären bereit, Daten zu teilen, um bessere Dienste zu erhalten — aber nur unter Bedingungen: Transparenz und Opt-out müssen garantiert sein. Viele misstrauen traditionellen Wächtern: 61 % vertrauen sich selbst mehr als Regierungen oder Tech-Firmen bei der Regulierung von KI (Bericht in Bangkok Post). Klare Ansagen werden gefordert. Sonst bleibt das Gefühl der Überwachung.

Die Unsicherheit ist groß: 83 % sorgen sich um Online-Sicherheit, während 68 % glauben, dass KI Sicherheit verbessern könnte — wenn sie richtig eingesetzt wird. Misstrauen zeigt sich auch bei Bewerbungsverfahren: Nur 49 % halten KI-gestützte Rekrutierungstools für fair. Die Branche mahnt Verantwortung an: Ieva Martinkenaite von Telenor sagt, Telcos seien als vertrauenswürdige Konnektivitätsanbieter entscheidend und arbeiten mit Cloud‑Anbietern an Standards. True-Manager Natwut Amornvivat fordert: „KI sollte als Leitplanke für das menschliche Erlebnis dienen.“

Wachsende Skepsis und politische Reaktionen

Die Generationen reagieren unterschiedlich — und die Stimmung ist explosiv. Die Gen Z ist Vorreiter, nutzt KI intensiv, bleibt aber am skeptischsten: 56 % befürchten, KI könnte der Gesellschaft schaden, und 61 % sprechen sich für einen Entwicklungsstopp aus, bis Schutzmechanismen stehen. Millennials zeigen mehr Optimismus, während Gen X und die Boomer vorsichtig zustimmen, aber verantwortungsvolles Wachstum verlangen. Die Debatte ist eröffnet: Tempo versus Sicherheit.

Doch die Institutionen hinken hinterher. Nur drei von zehn Beschäftigten geben an, dass ihr Unternehmen eine KI-Strategie hat. Experten und Manager betonen, dass Innovation und Verantwortung Hand in Hand gehen müssen — sonst droht Chaos statt Fortschritt. Thailand sprintet in die Zukunft, aber das Rennen um Vertrauen, Sicherheit und Regulierung beginnt gerade erst.

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