Thailand, bekannt für seine atemberaubenden Strände, tropisches Klima und kulturelle Vielfalt, war lange Zeit ein Magnet für Touristen aus aller Welt, insbesondere aus kälteren Regionen wie Skandinavien. Doch in den letzten Jahren scheint die Zahl der Besucher zurückzugehen, und viele fragen sich: Warum kommen weniger Touristen?
Liegt es daran, dass andere südostasiatische Länder wie Vietnam an Attraktivität gewinnen? Oder gibt es andere Gründe, die Thailand als Reiseziel weniger attraktiv machen? Als jemand, der in einer kleinen Stadt südlich von Bangkok lebt, habe ich die Entwicklungen vor Ort beobachtet und möchte die Gründe aus einer fundierten Perspektive beleuchten, unter Berücksichtigung der aktuellen thailändischen Gesetze und Vorschriften (Stand Juli 2025).
Der Reiz Thailands und der Wandel nach der Pandemie
Thailand war lange Zeit ein Traumziel für Touristen, die Sonne, Strand und Kultur suchten. Besonders nach der Corona-Pandemie sehnten sich viele nach Reisen, um dem Alltag zu entfliehen. Doch während Thailand früher für seine unkomplizierte Einreise und entspannte Atmosphäre bekannt war, haben sich die Rahmenbedingungen geändert. Die Einführung der Thailand Digital Arrival Card (TDAC) seit dem 1. Mai 2025 ist ein Beispiel dafür. Diese verpflichtende digitale Registrierung, die spätestens drei Tage vor der Einreise ausgefüllt werden muss, hat das Einreiseverfahren zwar modernisiert, aber auch eine zusätzliche Hürde geschaffen. Für viele Reisende, die Spontaneität schätzen, mag dies abschreckend wirken.
Während der Pandemie waren zudem strenge Quarantänevorschriften in Kraft, die eine 14-tägige Isolation in staatlich zugelassenen Hotels erforderten. Diese Regelungen wurden zwar 2023 gelockert, aber der Eindruck, dass Thailand komplizierte und teure Einreisebestimmungen hat, könnte bestehen bleiben. Ein Post auf X vom 12. Juli 2025 spricht von einer „Tourismusflaute“ und einem gescheiterten Rabattprogramm, was zeigt, dass die Erholung des Tourismus schleppend verläuft.
Vergleich mit Vietnam: Ein attraktiver Konkurrent?
Vietnam hat sich in den letzten Jahren als attraktives Reiseziel etabliert, nicht zuletzt durch einfachere Einreisebestimmungen. Seit Januar 2025 verbietet Vietnam zwar die Einfuhr und Nutzung von E-Zigaretten, was Geldstrafen oder Haftstrafen nach sich ziehen kann, doch es gibt keine verpflichtenden Quarantäneregeln oder komplexe digitale Registrierungen wie in Thailand. Dies könnte Vietnam für Reisende attraktiver machen, die unkomplizierte Reisebedingungen bevorzugen. Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass Vietnam allein die Touristen „wegnimmt“. Andere Faktoren wie die weltweite wirtschaftliche Lage, steigende Reisekosten und die Konkurrenz durch andere südostasiatische Länder wie Malaysia oder Indonesien spielen ebenfalls eine Rolle.
Sicherheitslage und regionale Spannungen
Ein weiterer Faktor, der Touristen abschrecken könnte, ist die angespannte Sicherheitslage an der Grenze zu Kambodscha. Seit Juni 2025 kam es dort zu Auseinandersetzungen zwischen Soldaten beider Länder, was zur Schließung der Grenzübergänge führte. Reisewarnungen für bestimmte Regionen, wie die Provinzen Narathiwat, Yala, Pattani und Songkhla (Sicherheitsstufe 5 von 6), sowie für Preah Vihear (Sicherheitsstufe 3 von 6) könnten das Image Thailands als sicheres Reiseziel beeinträchtigen. Reisende werden aufgefordert, Demonstrationen und Menschenansammlungen zu meiden, was das Reiseerlebnis einschränken kann.
Verschärfte Gesetze: Cannabis und kulturelle Sensibilität
Ein bedeutender Wandel, der den Tourismus beeinflussen könnte, ist die Verschärfung der Cannabis-Gesetze im Juni 2025. Nach einer kurzen Phase der Liberalisierung ist der Verkauf und Konsum von Cannabis nun ausschließlich für medizinische Zwecke erlaubt, und ein Rezept ist erforderlich. Der Besitz ohne Rezept ist illegal, und Verstöße können in Südostasien, einschließlich Thailand, mit hohen Strafen bis hin zur Todesstrafe geahndet werden. Diese Regelung könnte Touristen, die Thailand mit einer liberalen Drogenpolitik assoziierten, abschrecken.
Die Rolle der Expats und die Wirtschaft
Expats, die in Thailand leben, spielen eine wichtige Rolle für die lokale Wirtschaft, insbesondere in der Nebensaison, wenn weniger Touristen kommen. Viele, wie ich, respektieren die lokale Kultur und tragen durch ihren Lebensstil zur wirtschaftlichen Stabilität bei. Doch die thailändische Regierung scheint zunehmend wohlhabendere Langzeitaufenthalter anzuziehen, etwa durch das „Long-Term Resident Visa“ für finanzkräftige Personen oder digitale Nomaden. Dies könnte den Eindruck erwecken, dass nur „superreiche“ Expats willkommen sind, obwohl keine explizite Politik andere Gruppen ausschließt. Strengere Kontrollen, z. B. bei Einreisestempeln oder Visumanträgen, sollen illegale Aufenthalte verhindern, können aber für Expats frustrierend sein.
Wirtschaftliche Erwartungen und Realität
Die thailändische Tourismusbehörde (TAT) hat 2025 als „Amazing Thailand Grand Tourism Year“ ausgerufen, in der Hoffnung, den Tourismus anzukurbeln. Doch die hohen Erwartungen, insbesondere nach der Pandemie, wurden oft nicht erfüllt. Ein Beispiel ist die Prognose, dass in einer Stadt wie Bangkok Tausende von Touristen ankommen würden, teilweise mit Privatjets, während die tatsächlichen Zahlen weit niedriger waren. Viele der Ankömmlinge waren vermutlich Expats, die nach Thailand zurückkehren wollten, und keine reinen Touristen.
Persönliche Perspektive: Warum bleibe ich?
Als Expat in einer kleinen Stadt südlich von Bangkok schätze ich die Kultur, die Menschen und die Lebensqualität in Thailand. Ich halte mich an die Gesetze, respektiere die Traditionen und begegne den Einheimischen mit Freundlichkeit. Doch die zunehmende Bürokratie und das Gefühl, dass Thailand auf wohlhabendere Besucher setzt, können entmutigend wirken. Dennoch sind meine Freunde und die Bindung an die Gemeinschaft Gründe, warum ich bleibe, auch wenn andere Länder wie Vietnam oder Malaysia als weniger kompliziert wahrgenommen werden.
Fazit
Die geringeren Touristenzahlen in Thailand haben mehrere Ursachen: die bürokratischen Hürden wie die TDAC, die Nachwirkungen der Corona-Maßnahmen, die verschärften Cannabis-Gesetze, die Sicherheitslage an der Grenze zu Kambodscha und die wachsende Konkurrenz durch Länder wie Vietnam. Thailand bleibt ein wundervolles Reiseziel, aber die Regierung muss die Balance zwischen Modernisierung, Sicherheit und Attraktivität für alle Besucher finden, um den Tourismus nachhaltig zu stärken. Für Expats wie mich bleibt Thailand ein Zuhause, aber die Frage, warum die Touristen ausbleiben, bleibt komplex und vielschichtig.



