Thailand kämpft gegen Smog-Hölle

Thailand kämpft gegen Smog-Hölle
ThaiPBS

Neues Gesetz soll 60.000 Drecksfabriken stoppen! 

PRTR-Gesetz zwingt Industrie zur kompletten Transparenz

Bangkok – Endlich Hoffnung für Millionen von Thailändern, die unter der jährlichen Smog-Hölle leiden! Das Parlament hat den bahnbrechenden Pollutant Release and Transfer Register (PRTR)-Gesetzentwurf verabschiedet, der 60.000 Fabriken zwingen soll, ihre Gift-Emissionen vollständig offenzulegen. Penchom Sae-Tang, Direktorin der Ecological Alert and Recovery-Thailand (EARTH), macht klar: „Wenn dieses Gesetz nicht verabschiedet wird, werden die Luftverschmutzungsprobleme niemals verschwinden!“ 

Das revolutionäre Gesetz, inspiriert vom UN-Erdgipfel 1992 in Rio de Janeiro, verlangt von Industrieunternehmen die vollständige Offenlegung von Art und Menge der Schadstoffe, die sie in Luft, Wasser und Boden freisetzen. Diese Daten werden öffentlich zugänglich gemacht und geben Gemeinden direkten Einblick in Faktoren, die ihre Gesundheit und Umwelt beeinträchtigen. Nach dem Vorbild des US-amerikanischen Toxic Release Inventory (TRI) soll das thailändische System Industrien endlich zur Rechenschaft ziehen und jahrzehntelange Geheimniskrämerei beenden.

Dramatische Strafen für Umwelt-Sünder geplant

Die Strafen haben es in sich: Unternehmen, die sich weigern zu berichten oder falsche Informationen liefern, müssen mit Geldstrafen von bis zu einem Prozent ihres Jahresumsatzes rechnen! Wer bewusst falsche Daten einreicht, dem drohen bis zu zwei Jahre Gefängnis und Geldstrafen zwischen 500.000 und 5 Millionen Baht (etwa 13.500 bis 135.000 Euro). Selbst die Verweigerung der Zusammenarbeit kann mit bis zu einem Jahr Haft und Geldstrafen zwischen 20.000 und 50.000 Baht (etwa 540 bis 1.350 Euro) plus täglichen Strafgeldern bestraft werden, bis das Unternehmen dem Gesetz nachkommt. 

Somporn Pengkam, Direktorin der Community-led Impact Assessment Platform, erklärt die dramatische Bedeutung: „Sobald das PRTR eingeführt ist und eine Registrierung erforderlich wird, werden sich die Mechanismen zum Schutz von Gemeinden verbessern.“ Menschen, die Chemikalien-Lecks oder Fabrik-Explosionen erleben, können dann gezielt medizinische Behandlung suchen, anstatt im Dunkeln zu tappen, welchen Giftstoffen sie ausgesetzt waren.

Pemika überlebte Chemie-Explosion 
Jetzt kämpft sie für Transparenz

Die persönlichen Schicksale hinter dem Gesetz sind erschütternd: Pemika lebt nur einen Kilometer von einer Chemie-Fabrik in Samut Prakans King Kaew-Bezirk entfernt, die vor vier Jahren explodierte. 1.200 Menschen mussten evakuiert werden, über 300 Fabriken wurden vorübergehend geschlossen. „Mein Haus wurde beschädigt, aber die Versicherung übernahm nur die Hälfte der Kosten“, erzählt sie verbittert. 

Wenige Monate später entfachte ein Brand in einer nahegelegenen Schuhfabrik ihre Ängste vor Chemie-Verschmutzung erneut und belastete sowohl ihre körperliche als auch geistige Gesundheit. „Ich mache mir immer Sorgen um meine Sicherheit“, gesteht sie. „Nach diesen Unfällen weiß ich, dass ich beim Kauf eines neuen Hauses sorgfältig prüfen werde, ob es Fabriken in der Nähe gibt.“ Genau solche Informationen soll das PRTR-System künftig liefern – nicht nur als Frühwarnsystem, sondern auch als Entscheidungshilfe für Immobilienkäufer und als Werkzeug für Behörden, um Risiken effektiver zu managen.

Über 20 Jahre Kampf für saubere Luft

Der Gesetzentwurf ist das Ergebnis von mehr als zwei Jahrzehnten erbittertem Kampf von Umweltaktivisten. Penchoms Gruppe und ihre Verbündeten kämpften durch Petitionen und Unterschriftenkampagnen für wirksame Anti-Verschmutzungsgesetze und betonten die Notwendigkeit systemischer Veränderungen. Der aktuelle Gesetzentwurf, erstellt in Zusammenarbeit mit der ENLAWTHAI Foundation und Greenpeace, wurde von einer Petition mit fast 12.000 Bürgern unterstützt – ein Beweis für die breite öffentliche Forderung nach Transparenz und Rechenschaftspflicht bei der Umweltverschmutzung. 

„Eine verschmutzende Fabrik nach der anderen zu bekämpfen ist ein endloser Kampf“, reflektiert Penchom über Jahre von Bemühungen, die Thailänder nicht vor industriellen Gefahren schützen konnten. Das neue Gesetz bietet eine Win-Win-Lösung: Es bewaffnet die Öffentlichkeit mit Informationen zum Selbstschutz und hilft gleichzeitig den Behörden, das Gesetz effektiver durchzusetzen. Obwohl die ersten zwei Jahre Compliance-Lücken oder Durchsetzungsprobleme bringen könnten, werden die langfristigen Vorteile diese frühen Hürden bei weitem überwiegen. „Wirtschaftswachstum auf Kosten der Gesundheit der Menschen ist es nicht wert“, betont sie kämpferisch.

Newsletter abonnieren

Newsletter auswählen:
Abonnieren Sie den täglichen Newsletter des Wochenblitz und erhalten Sie jeden Tag aktuelle Nachrichten und exklusive Inhalte direkt in Ihr Postfach.

Wir schützen Ihre Daten gemäß DSGVO. Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung.

6 Kommentare zu „Thailand kämpft gegen Smog-Hölle

  1. Durch die Beschreibung was emittiert wird ist noch keine Emission verhindert.
    Wer soll das alles analysieren?
    Thailand versucht immer Spitzenklasse zu installieren, während die Basis noch gar nicht existiert.
    Das Müll- und Plastikproblem ist glaube ich auch noch nicht gelöst?

  2. Zitat aus dem Bericht :
    „Endlich Hoffnung für Millionen von Thailändern, die unter der jährlichen Smog-Hölle leiden!“
    Mal drueber nachdenken, von wem – unter anderem – diese „Smog-Hoelle“ ueberhaupt verursacht wird : Eben von diesen Millionen Thailaendern selbst, die :
    Ihren Muell im Garten verbrennen;
    Die Motoren ihrer Fahrzeuge lange im Leerlauf laufen lassen obwohl das Vehikel nicht bewegt wird;
    Auf abgeernteten Feldern sinnlose Brandrodungen vornehmen etc.
    Es ist einfach auf andere Verursacher von Luftverschmutzung zu zeigen, sich selbst aber nicht an grundsaetzliche Regeln halten. Sind immer die anderen Schuld, nur nicht Khun Thai selbst!
    DA muss auch angesetzt werden indem Vergehen rigoros geahndet und sanktioniert werden.

  3. Um das Luftverschmutzungsproblem aus der Welt zu schaffen, oder zumindest auf erträgliche Werte zu senken, erfordert sicherlich viele differenzierte Schritte. Jetzt wird mal einer gemacht und schon glauben die Motzkis dieser Welt zu wissen, dass das völlig sinnlos wäre. Manchmal halte ich es für besser etwas zu glauben wenn man was wirklich weiß und nicht glauben, dass man was weiß.

  4. Solange nicht jeder sein eigenes Verhalten hinterfragt und dann auch ändert, bleibt es bei „man sollte, man könnte“. Es gibt ja viel zu tun, fangt schon mal an.

  5. Ich möchte eine sich vor kurzer Zeit zugetragene Geschichte wiedergeben.
    Das Ganze geht viel tiefer als NUR verbieten und kontrollieren.

    Ich kaufte in einem Dünger-laden 200 kg Kaliumchlorat (KClO3), ein vom Militär kontrollierter Stoff, welcher NICHT an Zivilpersonen abgegeben werden darf (Bombenbau).
    Ich hatte meinen Berufsausweis dabei, der mich berechtigte (behördliche Anmeldung) solchermaßen Stoffe zu erwerben.
    Die Dame kannte mich gut und es gab keine Probleme, obwohl sie zu einer Meldung an die Behörden verpflichtet gewesen wäre. Verkaufen dürfte sie eigentlich GAR NICHT, nicht mal Chlorat lagern!
    Sie kannte auch den exakten Grund der Anwendung (Unkrautvernichter), weil ich dies schon öfters gekauft hatte.

    Zu Hause hatte ich 10 freilaufende Tiere die ich nicht mit giftigen Pestiziden gefährden wollte.
    Mit KClO3 funktioniert es prima, ist schweineteuer, aber das sind mir die Tiere allemal wert.

    Währen ich auf die Sendung (8 Säcke à 25kg) wartete, hörte ich wie ein Kunde nach einem potenten Mittel zur Tötung von Ratten und anderen Nagern, nachfragte.
    Er bekam eine Dose mit Aluminiumphosphid (AlP).
    Jetzt wurde ich hellhörig. In Spanien starb eine ganze Familie, weil sie es in die Toilette geworfen hatten, um Ratten zu töten (ist aber schon eine Weile her).

    AlP ist wie Zyankali, ein Gift der Klasse 1!!!
    Mit Feuchte setzt sich AlP zu Phosphin (PH3) um, welches gleichschnell wirkt wie Blausäure (HCN).
    Habe interveniert und etwas anders vorgeschlagen.

    Und hier kommt nun die sicher schon längst erwartete Brücke zum Smog, Chemieabfall etc.
    Es fehlt in TH einfach an „echten Experten“, welche nicht nur verstehen um was es geht, sondern auch die Analytik, Gefahrenerkennung, Handhabung, Auswirkungen auf LEBEN und Umwelt, beherrschen und beurteilen können.

    Im vorhandenem System wird leider oft gegen dargereichtes Bares, ALLES geglättet.
    Das ewige „AUSWENDIGLERNEN“ und fehlendes Wissen mit Teegeld kaschieren, bringt TH nicht wirklich weiter.
    Erst wenn der Übeltäter (auch Private) und der kontrollierende Gesetzgeber, wirklich über die Auswirkungen auf Umwelt und Leben korrekt Bescheid wissen, können sie bei Nichtbeachtung entsprechend zur Verantwortung gezogen werden.

    Ohne Bildung führt es wie gehabt, zu oft lachhaften Strafen und neuen Verordnungen, welche dann wiederum oft umgangen werden.
    Dazu gibt es Beispiele auf wirklich ALLEN Ebenen, auf welche ich wohl nicht näher eingehen muss.

    Der Smog, seine Entstehung und Auswirkung auf Leben und Umwelt löst außer Lippenbekenntnissen, oft nicht wirklich ernsthafte Maßnahmen aus.

Kommentare sind geschlossen.