Sabine steht um drei Uhr morgens in ihrer Küche in München. Vor ihr türmen sich Ordner mit Dokumenten, während ihr Laptop den zwölften Tab mit Informationen über thailändische Schulen anzeigt. In acht Wochen soll ihre Familie nach Bangkok ziehen. Die achtjährige Tochter fragt jeden Abend, ob sie ihre Freundinnen in der neuen Schule verstehen wird. Der Mann ist schon vorgeflogen, um die neue Stelle anzutreten.
Sabines Geschichte ist kein Einzelfall. Tausende Familien wagen jährlich den Sprung nach Südostasien. Doch zwischen Aufbruchsstimmung und Ankunft liegt ein Hindernislauf aus Behördengängen, Fristen und Formularen, der selbst erfahrene Eltern an ihre Grenzen bringt.
Das Timing entscheidet über den Erfolg
Der Schulkalender bestimmt faktisch den gesamten Umzugsplan. Die meisten internationalen Schulen in Thailand orientieren sich am westlichen Schuljahr und starten Mitte August. Wer einen Platz an gefragten Einrichtungen wie der KIS International School in Bangkok oder der Shrewsbury International School möchte, muss neun bis zwölf Monate Vorlaufzeit einplanen.
Die Wartelisten sind lang. Hunderte Familien bewerben sich um begrenzte Plätze. Eine spontane Anmeldung im Juli für den Schulstart im August funktioniert an Spitzenschulen praktisch nie. Die Realität sieht anders aus: Wer im August 2026 starten will, sollte bereits jetzt Kontakt aufnehmen.
Regionale Unterschiede nutzen
Außerhalb Bangkoks steigen die Chancen. Die British International School Phuket oder die St. Andrews International School in Green Valley bieten gelegentlich Aufnahmen zur Jahresmitte an. Diese Flexibilität bleibt jedoch die Ausnahme. Selbst bei flexiblen Schulen gilt: Je früher die Bewerbung, desto besser die Auswahlmöglichkeiten.
Das Einschreibungsschreiben der Schule wird später zum wichtigsten Dokument für den Visumantrag. Ohne diese Bestätigung stockt der gesamte Prozess. Viele Familien unterschätzen diese Abhängigkeit und geraten dadurch in Zeitnot.
Welches Visum passt zur Familie
Thailand bietet verschiedene Visumkategorien für Langzeitaufenthalte. Die Wahl hängt vom Grund des Umzugs ab. Arbeitet ein Elternteil vor Ort, kommt das Visum für Angehörige in Frage. Es ist an die Arbeitserlaubnis gekoppelt. Der berufstätige Elternteil erhält ein Non-Immigrant B Visum, Ehepartner und Kinder werden als Angehörige geführt.
Eltern, die ausschließlich ihre Kinder zum Schulbesuch begleiten, benötigen ein Guardian-Visum. Dieses Non-Immigrant O Visum ist direkt mit der Schuleinschreibung verknüpft. Die Schule muss Zweck und Dauer des Aufenthalts schriftlich bestätigen. Der Antrag beginnt online über die thailändische Botschaft im Heimatland, die Verlängerung erfolgt nach der Ankunft vor Ort.
Finanzielle Nachweise sind Pflicht
Alle Langzeitvisa verlangen Belege über finanzielle Stabilität. Beim Guardian-Visum müssen pro Elternteil mindestens 500.000 Baht – umgerechnet etwa 13.000 Euro – drei Monate vor Beantragung der Verlängerung nachweisbar sein. Dieses Geld muss getrennt vom normalen Lebensbudget verfügbar bleiben.
Ziehen beide Elternteile um, fordert die Einwanderungsbehörde oft eine legalisierte Heiratsurkunde. Auch dieses Dokument durchläuft einen mehrstufigen Beglaubigungsprozess, der Wochen oder Monate dauern kann.
Digitale Anmeldepflicht vor Einreise
Seit Mai 2025 müssen alle ausländischen Staatsangehörigen die Thailand Digital Arrival Card ausfüllen. Dieses TDAC-Formular erfasst Pass- und Reisedaten und muss mindestens drei Tage vor Ankunft online eingereicht werden. Ohne diese digitale Anmeldung kann die Einreise verzögert werden.
Nach der Ankunft folgt die TM.30-Meldung. Vermieter oder Hotels müssen den Aufenthaltsort registrieren. Diese Meldung ist für Visumsverlängerungen und weitere Behördengänge unverzichtbar. Viele Neuankömmlinge erfahren erst bei der ersten Verlängerung von dieser Pflicht – dann ist es oft zu spät für eine reibungslose Abwicklung.
Der 90-Tage-Rhythmus
Langzeitbewohner müssen alle neunzig Tage ihren Aufenthaltsort melden. Das Formular TM.47 kann persönlich bei der Einwanderungsbehörde, online oder per Post eingereicht werden. Diese Frist setzt sich bei jeder Ausreise zurück. Wer also einen Kurztrip nach Malaysia macht, beginnt danach einen neuen 90-Tage-Zyklus.
Die Meldepflicht klingt bürokratisch, hat aber praktische Gründe. Die Behörden wollen wissen, wo sich Ausländer aufhalten. Versäumnisse können zu Geldstrafen oder Problemen bei der Visumsverlängerung führen.
Impfungen richtig vorbereiten
Internationale Schulen folgen dem nationalen Impfplan des thailändischen Gesundheitsministeriums. Standardimpfungen umfassen Schutz gegen Hepatitis B, Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Kinderlähmung und Masern. Kinder sollten außerdem MMR und Windpockenimpfungen mit altersgerechten Auffrischungen vorweisen können.
Schulen kontrollieren Impfnachweise unterschiedlich streng. Vollständige und übersetzte Unterlagen sparen bei der Einschreibung jedoch Zeit und Diskussionen. Die Dokumente sollten den deutschen oder österreichischen Impfpass in englischer Übersetzung umfassen.
Zusätzlicher Schutz für Tropenbewohner
Langzeitaufenthalte in Südostasien erfordern erweiterten Impfschutz. Hepatitis A, Typhus, Tollwut und Japanische Enzephalitis sind in westlichen Ländern keine Standardimpfungen, werden aber für Thailand empfohlen. Diese Impfungen können auch vor Ort nachgeholt werden.
Die meisten internationalen Krankenhäuser in Bangkok, Chiang Mai und Phuket bieten aktualisierte Impfhefte auf Englisch an. Fehlen bei Ankunft Nachweise, vermitteln Schulen üblicherweise Kontakte zu lokalen Gesundheitsdienstleistern. Der Ablauf ist unkompliziert, kostet aber Zeit und Geld.
Der Dokumentenberg wächst
Mit Kindern nach Thailand zu ziehen bedeutet, zahlreiche offizielle Papiere mitzubringen. Das Land verlangt die Legalisierung aller ausländischen Dokumente vor deren Verwendung. Betroffen sind Geburtsurkunden, Heiratsurkunden und Schulzeugnisse.
Der Legalisierungsprozess umfasst vier Schritte: Erst beglaubigt die ausstellende Behörde das Dokument. Dann authentifiziert die nationale Regierung – in Deutschland das Auswärtige Amt, in Österreich das Außenministerium. Danach legalisiert die thailändische Botschaft im Heimatland. Zuletzt prüft das thailändische Außenministerium nach Ankunft die Papiere.
Sechs Monate Vorlauf einplanen
Jeder Schritt braucht Zeit. Zwischen Antragstellung und fertigem Dokument vergehen oft sechs bis neun Monate. Fehlende Stempel oder unleserliche Siegel führen zu Ablehnungen und Neuanträgen. Bei Visaanträgen oder Schulanmeldungen rächt sich jede Nachlässigkeit.
Viele Familien beginnen zu spät mit der Dokumentenvorbereitung. Sie unterschätzen Wartezeiten bei Behörden und Botschaften. Wer im August nach Thailand ziehen will, sollte spätestens im Dezember des Vorjahres mit der Legalisierung beginnen.
Was kostet das Leben wirklich
Die Lebenshaltungskosten variieren stark nach Region. Familien in Chiang Mai geben durchschnittlich 1.600 US-Dollar – etwa 51.000 Baht oder 1.350 Euro – pro Monat aus, Schulgebühren nicht eingerechnet. Eine Wohnung mit zwei Schlafzimmern kostet etwa 670 Dollar monatlich, umgerechnet rund 21.500 Baht oder 570 Euro.
Lebensmittel schlagen mit circa 200 Dollar zu Buche, das entspricht 6.500 Baht oder 170 Euro. Der öffentliche Nahverkehr ist günstig und kostet durchschnittlich 17 Dollar, also 540 Baht oder 14 Euro monatlich. Eine private Krankenversicherung für zwei Erwachsene beginnt bei 450 Dollar, umgerechnet 14.400 Baht oder 380 Euro, monatlich.
Bangkok und Phuket kosten mehr
Bangkok und Phuket liegen preislich höher, bieten dafür mehr Schulauswahl und bessere Gesundheitsversorgung. Viele Familien weichen in Vororte oder nahe Provinzen aus, um Komfort und Bezahlbarkeit zu kombinieren. Die Mieten in Bangkok-Vororten wie Nonthaburi oder Samut Prakan liegen 30 bis 40 Prozent unter Innenstadtpreisen.
Wichtig: Das für das Visum erforderliche Kapital darf nicht für Lebenshaltungskosten verwendet werden. Diese Gelder müssen bis zur Visumsverlängerung unangetastet bleiben. Sonst droht die Ablehnung der Verlängerung.
Der ideale Zeitplan
Soll das Kind im August mit der Schule beginnen, müssen Vorbereitungen mindestens ein Jahr vorher starten. Eine realistische Checkliste sieht folgendermaßen aus: Zwölf bis neun Monate vor Umzug Schulen recherchieren, bewerben und Dokumente legalisieren lassen. Sechs bis drei Monate vorher die Schulzusage bestätigen, Visa beantragen und Geldtransfers vorbereiten.
Zwei Monate vor Abreise die Unterkunft sichern und Geld nach Thailand überweisen. Bei Ankunft sofort die Adresse registrieren und Unterlagen für die Visumsverlängerung zusammenstellen. Innerhalb von neunzig Tagen die Verlängerung beantragen und die erste Meldepflicht erfüllen.
Wenn es schnell gehen muss
Nicht jede Familie hat ein Jahr Planungszeit. Firmenversetzungen oder spontane Jobangebote erfordern manchmal kurzfristige Umzüge. Auch dann gibt es Lösungen. Mehrere Schulen gleichzeitig kontaktieren und nach sofortigen Plätzen fragen lohnt sich. Viele Einrichtungen führen Wartelisten und können Aufnahmeprüfungen beschleunigen.
Eine andere Option: Mit Touristenvisum einreisen und es später umwandeln, sobald alle Dokumente und Finanztransfers vorliegen. Bei Firmensponsor übernimmt meist die Personalabteilung oder ein Relocation-Partner die Visaformalitäten. Selbstständig umziehende Familien sollten mit zugelassenen Einwanderungsberatern zusammenarbeiten.
Professionelle Hilfe spart Nerven
Einwanderungsberater kennen aktuelle Anforderungen und Schlupflöcher. Sie beschleunigen Prozesse und vermeiden kostspielige Fehler. Die Investition in Beratung rechnet sich meist durch eingesparte Zeit und verhinderte Ablehnungen. Viele Berater bieten Komplettpakete an, die von der Dokumentenvorbereitung bis zur ersten Visumsverlängerung reichen.
Für Sabine aus München hat sich die Vorbereitung ausgezahlt. Ihre Tochter besucht jetzt eine internationale Schule in Bangkok und hat bereits neue Freundinnen gefunden. Die Familie genießt Wochenendausflüge zu Inseln und Tempeln. Der Papierkram ist erledigt, das neue Leben kann beginnen.
Nach der Ankunft durchatmen
Sobald Visa, Schule und Wohnung organisiert sind, zeigt Thailand seine Stärken. Die internationalen Schulen bieten erstklassige Bildung mit modernen Einrichtungen. Die Kombination aus tropischem Klima, entspanntem Lebensstil und guter Infrastruktur überzeugt die meisten Familien schnell.
Die Expat-Community ist groß und hilfsbereit. In Bangkok, Chiang Mai und Phuket existieren zahlreiche Familiennetzwerke, Sportclubs und kulturelle Veranstaltungen. Neue Freundschaften entstehen schnell, oft über die Schulgemeinschaft. Viele Familien berichten, dass die Eingewöhnung einfacher war als erwartet.
Thailand wächst mit Kindern
Das Land bietet einen sicheren Rahmen für Familien. Die Kriminalitätsrate ist niedrig, die medizinische Versorgung in Städten exzellent. Kinder können sich freier bewegen als in vielen westlichen Großstädten. Parks, Spielplätze und familienfreundliche Restaurants sind überall zu finden.
Der kulturelle Reichtum bereichert die Kindheit. Tempelbesuche, traditionelle Feste und die thailändische Küche erweitern den Horizont. Viele Kinder lernen Grundzüge der thailändischen Sprache und entwickeln interkulturelles Verständnis. Diese Erfahrungen prägen fürs Leben.
Anmerkung der Redaktion:
Dieser Artikel basiert auf aktuellen Informationen zu thailändischen Einwanderungs- und Schulbestimmungen für das Jahr 2025/2026. Visabestimmungen und Anforderungen können sich ändern. Familien sollten vor konkreten Planungen stets die aktuellen Informationen der thailändischen Botschaft oder eines zugelassenen Einwanderungsberaters einholen. Alle genannten Kosten sind Durchschnittswerte und können je nach individuellen Umständen und Wohnort variieren. Der Artikel ersetzt keine individuelle Rechts- oder Steuerberatung.



