Skandal um HIV-Tempel:
Ex-Abt und Influencer wegen Spendendiebstahls verhaftet
Bangkok/Lopburi – In einer nächtlichen Großrazzia hat die thailändische Polizei den prominenten Ex-Abt Luang Por Alongkot und den Paranormal-Influencer Seksan „Mor Bee“ Sapsubbsakul verhaftet. Beide sollen millionenschwere Spenden für HIV-Patienten veruntreut haben. Die Festnahmen lösten landesweit Entsetzen aus.
Die nächtliche Festnahme
Gegen 1 Uhr morgens stürmten Beamte der Crime Suppression Division (CSD) den berühmten Wat Phra Bat Nam Phu Tempel in Lopburi. Sie trafen den ehemaligen Abt gerade rechtzeitig an – er war offenbar auf der Flucht. „Er wollte den Tempel verlassen, als wir zuschlugen“, bestätigte Polizeigeneral Witthaya Sriprasertphap.
Der Vorwurf: Veruntreuung von Spendengeldern, Pflichtverletzung und Geldwäsche. Der 72-jährige Mönch leistete keinen Widerstand und wurde zum CSD-Hauptquartier in Bangkok gebracht. Parallel durchsuchten Ermittler die Villen des Influencers Mor Bee, der mit über 500.000 Followern als spiritueller Berater des Abts galt.
Ein Tempel in Tränen
Der Wat Phra Bat Nam Phu Tempel war jahrzehntelang ein Symbol der Nächstenliebe: Seit den 1990er Jahren pflegte er HIV- und AIDS-Kranke, die von der Gesellschaft ausgestoßen wurden. Tausende Spendengelder flossen in Medikamente, Unterkünfte und Sterbebegleitung. Die aktuellen Vorwürfe treffen die Gemeinschaft ins Mark. „Wenn das stimmt, ist das nicht nur ein Verbrechen, sondern eine Sünde“, empört sich eine langjährige Spenderin. „Das Geld war für die Ärmsten der Armen gedacht.“

Die dunklen Geschäfte
Ermittlern zufolge soll das Duo über Jahre:
• Spenden auf Privatkonten umgeleitet
• Scheinrechnungen für nie gelieferte Medikamente ausgestellt
• Luxusimmobilien und Edelautos über Strohmänner gekauft haben
Allein eine Villa in Hua Hin soll über 50 Millionen Baht (1,2 Mio. Euro) gekostet haben – finanziert mit Spendengeldern. Mor Bee nutzte seinen Social-Media-Einfluss, um noch mehr Gläubige zur Geldgabe zu bewegen.
Prominente Unterstützung
und milde Richter?
Trotz handfester Beweise könnte der Abt bald wieder frei sein: Seine Anhänger haben bereits 2 Millionen Baht Kaution bereitgestellt. Anwalt Supachai Singklawanich betonte: „Mein Mandant ist nicht gestresst, nur müde. Er bestreitet alle Vorwürfe.“ Kritiker fürchten, dass die Verbindungen des Abts zu hochrangigen Politikern und Milliardären den Prozess beeinflussen könnten. „In Thailand landen solche Fälle oft in der Versenkung“, warnt ein Anti-Korruptionsexperte.
Was bedeutet das für die Patienten?
Die wahren Leidtragenden sind die HIV-Kranken. Viele fürchten um ihre Versorgung: „Wenn die Spenden jetzt ausbleiben, sterben wir“, sagt ein Patient mit tränenerstickter Stimme. Tempelmitarbeiter versichern zwar, der Betrieb laufe weiter, doch das Vertrauen ist nachhaltig erschüttert.
Zivilgesellschaftliche Gruppen fordern nun:
• Externe Kontrolle aller Tempelfinanzen
• Transparente Spendenverwaltung mit öffentlichen Rechenschaftsberichten
• Soforthilfe für die betroffenen Patienten
Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Dieser Fall wird Thailand noch lange beschäftigen – und das Vertrauen in religiöse Institutionen nachhaltig erschüttern.



