Thailand plant Ersatz für kambodschanische Arbeiter:
Sri Lanker sollen Lücken füllen
BANGKOK – Angesichts der angespannten Beziehungen zu Kambodscha und der Rückkehr tausender Arbeitsmigranten erwägt Thailand, verstärkt Arbeitskräfte aus Sri Lanka anzuwerben. Das Arbeitsministerium bereitet eine entsprechende Vereinbarung vor – doch wie realistisch ist dieser Plan?
Rückkehrer weniger als befürchtet
Sri Lanka als Alternative
Nach Angaben von Arbeitsminister Pongkawin Jungrungreangkit sind bisher etwa 20.000 kambodschanische Arbeiter in ihre Heimat zurückgekehrt – deutlich weniger als die von Phnom Penh genannten 200.000. Dennoch sucht Thailand nach Alternativen, um Engpässe in der Landwirtschaft und anderen Branchen zu vermeiden.
„Wir prüfen die Anwerbung von Arbeitskräften aus Sri Lanka“, erklärte Pongkawin.
Ein entsprechendes Memorandum of Understanding (MoU) sei in Vorbereitung. Die genaue Zahl der anzuwerbenden Arbeitskräfte hänge vom tatsächlichen Bedarf ab.
Zwischenfall als Einzelfall
Thailand weist Vorwürfe zurück
Der Minister betonte, dass ein kürzlich gemeldeter Streit zwischen thailändischen und kambodschanischen Arbeitern kein systematisches Problem widerspiegele.
„Es handelte sich um eine persönliche Auseinandersetzung, nicht um einen Konflikt zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern“, so Pongkawin.
Die thailändische Regierung bereitet zudem eine offizielle Stellungnahme für die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) vor, nachdem Kambodscha Vorwürfe über Misshandlungen erhoben hatte. Gleichzeitig will das Arbeitsministerium ILO-Vertreter einladen, um die Arbeitsbedingungen vor Ort zu überprüfen.
Wirtschaftliche Folgen
Landwirtschaft besonders betroffen
Teerachai Phuwanatnaranubala, stellvertretender Vorsitzender der Palang-Pracharath-Partei, warnte vor den wirtschaftlichen Konsequenzen des Arbeitskräftemangels. Besonders betroffen sei die Landwirtschaft, wo kambodschanische Arbeiter oft in Obstplantagen oder bei der Ernte eingesetzt werden.
„Die Industrie kann Produktionslinien anpassen, aber die Landwirtschaft ist verwundbarer“, sagte Teerachai.
Er forderte die Regierung auf, Teile des 157-Milliarden-Baht-Konjunkturpakets umzuschichten, um die Krise abzufedern.
Wie geht es weiter?
Ob Sri Lanka tatsächlich genug Arbeitskräfte bereitstellen kann, bleibt ungewiss. Viele Branchen in Thailand sind auf kurzfristige Lösungen angewiesen – doch langfristig könnte sich die Abhängigkeit von Migrantenarbeit verringern, falls Automatisierung oder einheimische Arbeitskräfte die Lücken schließen.
Die thailändisch-kambodschanischen Spannungen haben nicht nur politische, sondern auch wirtschaftliche Wellen geschlagen, die noch lange nachhallen könnten.



