Umsatzeinbruch trotz Liefer-Boom: Thailands Restaurants unter Druck
Die thailändische Gastronomiebranche steht aktuell massiv unter wirtschaftlichem Druck. Obwohl der Anteil von Online-Lieferdiensten laut Line Man Wongnai von 25 % (2023) auf voraussichtlich 29 % im Jahr 2025 steigen wird, reicht dies nicht aus, um die Rückgänge in den Gaststätten vor Ort aufzufangen. Die Marktentwicklung ist schwächer als erhofft: Das Kasikorn Research Center korrigiert die Prognose für das Jahr 2025 nach unten. Die erwartete Marktsumme liegt jetzt bei 646 Mrd. THB (rund 17,1 Mrd. €), das entspricht nur noch 2,8 % Wachstum – bislang war man von 4,6 % ausgegangen.
Laut dem Chef von Line Man Wongnai, Yod Chinsupakul, bricht der Umsatz vor allem im Offline-Geschäft dramatisch ein. Die Thailändische Restaurantvereinigung spricht von einem Einbruch der Tagesumsätze um mehr als 50 %. Viele Betriebe berichten von einem Rückgang des monatlichen Einkommens von rund 50.000 THB auf 20.000 THB. Der verstärkte Fokus auf Online-Lieferdienste kann das Defizit bislang nicht annähernd kompensieren.
Steigende Kosten, sinkende Margen: Wie die Branche ums Überleben kämpft
Parallel zum Umsatzrückgang steigen die Betriebskosten weiter an. Das betrifft vor allem den Preise für Rohstoffe, die um rund 25 % gestiegen sind, sowie die Lohnkosten, die ein Plus von etwa 5 % verzeichnen. Besonders hart trifft die Lokale der Rückgang chinesischer Touristen – eine Kundengruppe, die traditionell überdurchschnittlich viel für Gastronomie ausgibt.
Auch die Zahl der Neugründungen nimmt ab: Während in der ersten Hälfte 2023 noch rund 96.000 Restaurants neu eröffneten, waren es 2024 nur 63.000. Aktuell wurden für dieses Jahr erst 44.000 gemeldet. Und die Branche wird immer kurzlebiger: Rund 50 % der neuen Lokale müssen innerhalb eines Jahres wieder schließen. Fehlende Perspektiven, steigende Kosten und abwandernde Gäste treiben viele Betriebe an ihre Grenzen.
Digitale Transformation als Rettungsanker für Gastronomen
Angesichts der aktuellen Situation betont Yod Chinsupakul vier entscheidende Hebel für Gastronomen: Technologieeinsatz, Expansion, Datenmanagement und staatliche Unterstützung. Digitale Bestell- und Bezahlsysteme sind nicht mehr Kür, sondern Pflicht. Kontaktloses Bezahlen, etwa via QR-Code oder E-Wallet, wird von 66 % der Kunden bevorzugt – und steigert den durchschnittlichen Umsatz um 32 % gegenüber Barzahlung. Die Quote digitaler Zahlungsvorgänge ist in Thailand in zwei Jahren von 36 % auf 50 % gestiegen.
Ebenso rät Chinsupakul zu mehr Mut bei der Expansion: Schnellrestaurants mit Vorabzahlung wachsen, während klassische Bedienrestaurants an Boden verlieren. Doch das gelinge nur mit effizientem Management, einer soliden Buchhaltung und verlässlichen Finanzdaten – ein Schwachpunkt, da 96 % der thailändischen Restaurants Einzelfirmen sind. Staatliche Förderungen könnten hier den entscheidenden Unterschied machen, sei es durch Steuererleichterungen oder digitale Einstiegshilfen.
Kaffee- und Matcha-Boom trotzt dem Restaurant-Sterben
Während klassische Restaurants weiterhin mit rückläufigen Zahlen kämpfen, boomt der Kaffeesektor – insbesondere im Segment „Affordable Specialty Coffee“ (unter 100 THB pro Tasse). In Bangkok wuchs der Umsatz laut Angaben von Line Man Wongnai im vergangenen Jahr um 46 %, in anderen Provinzen immerhin um 19 %. Besonders auffällig ist: Neue Coffeeshops überleben häufiger das erste Jahr, die Schließungsquote liegt hier bei 43 %, bei Restaurants dagegen bei 50 %.
Auch der Matcha-Markt wächst kontinuierlich. Bestehende Matcha-Betreiber melden für dieses Jahr ein Umsatzplus von 28 %. Das unterstreicht einen grundlegenden Wandel in den Gastronomievorlieben junger, urbaner Konsumenten. Lieferkanäle gewinnen an Bedeutung: Im Kaffeesegment erzielen Shops bereits durchschnittlich 22 % ihres Umsatzes über Online-Lieferdienste, mit einem jährlichen Plus von 23 %. Wer heute erfolgreich sein will, führt ein Omni-Channel-Modell – und bleibt flexibel, ob Kunde im Laden bestellt oder auf dem Sofa.



