Wer in Sukhumvit aus dem Taxi steigt, wird sofort angesprochen: „Hello my friend, you want suit?“ Dieses freundliche, fast schon aufdringliche Angebot ist typisch für touristische Straßenabschnitte in Bangkok. Klingt nett, endet aber oft teuer – und zwar nicht nur beim ersten Blick auf den Preis, sondern auch, wenn man Qualität und Service mit einkalkuliert. Viele Straßenverkäufer und kleine Läden in der Gegend verlangen beispielsweise rund 1.500 Baht für ein Hemd – das sind etwa 40 Euro. Für Touristen mag das noch akzeptabel wirken, tatsächlich liegt dieser Betrag aber weit über dem, was Einheimische für vergleichbare Ware bezahlen würden.
Warum ist das so? In beliebten Gegenden wie Sukhumvit, rund um BTS-Stationen und Hotels, richten Händler ihre Preise gezielt an Besucher aus, die im Urlaub oft weniger gut über die tatsächlichen Marktpreise informiert sind. Hinzu kommen Provisionen für Taxi- und Tuk‑Tuk‑Fahrer, die Kunden herbringen, sowie die Bereitschaft mancher Verkäufer, den Preis ohne großes Feilschen hoch anzusetzen. In gewöhnlichen Märkten oder in L
Online-Rankings sind Touri-Fallen
„Die 5 besten Schneider in Bangkok“ – solche Listen sind praktisch für Google, aber nicht für deinen Geldbeutel. Kein Thai, der hart arbeitet, würde dort hingehen. Die Shops leben von Kurzzeit-Touristen. Wer Qualität zu fairem Preis will, fragt besser Expats oder Kollegen vor Ort. Ein guter Indikator: Wenn im Laden keine Thais einkaufen, dann stimmt meist auch der Preis nicht.
Preise real einschätzen
Ein Maßhemd in Bangkok kostet fair zwischen 800 und 1.000 Baht. Ein Anzug in guter Qualität liegt je nach Stoff bei 6.000 bis 10.000 Baht. Wer deutlich mehr bezahlt, finanziert meist nur die Miete an der Sukhumvit. Tipp: Immer vorab einen Preis aushandeln, nie blind zusagen. Ein seriöser Schneider nennt dir eine klare Summe, ohne Hin und Her.
Stoffqualität prüfen
Viele Touristen unterschätzen das Material. Ein billiger Stoff glänzt nach drei Monaten wie Plastikfolie. Besser: Immer nach Wollanteil fragen, Futter anfassen und Muster im Tageslicht prüfen. Gute Schneider zeigen dir echte Stoffbücher, keine losen Rollen vom Großmarkt. Ein Anzug hält so Jahre, nicht nur bis zum nächsten Urlaub.
Namen, die man kennen sollte
Ein Beispiel: Jim’s Collection in Bangkok. Kein Hipster-Laden, sondern ein Familienbetrieb mit Stammkunden in Europa. Vater Jim und Sohn Jolly liefern, was sie versprechen – auch wenn die Preise etwas höher liegen als in kleineren Werkstätten. Wer einen soliden, ehrlichen Service sucht, ist dort besser aufgehoben als in den grellen Shops mit Neon-Schildern.
So schützt man sich vor Enttäuschung
Nie alles auf einmal bestellen. Lass zuerst nur ein Hemd oder einen Anzug als Muster anfertigen und prüfe sorgfältig Passform und Verarbeitung, bevor du größere Mengen orderst. So kannst du sehen, ob Schnitt, Maße und Handwerk wirklich zu dir passen und spätere Enttäuschungen vermeiden. Wer sofort drei Anzüge oder mehrere Hemden bestellt, riskiert Ärger: Manche Passfehler oder Materialunterschiede fallen erst nach ein paar Tagen Tragen auf.
Seriöse Schneider und Schneidereien haben damit in der Regel kein Problem und freuen sich, mit einem Musterstück zu Beginn Vertrauen aufzubauen. Unseriöse Anbieter hingegen drängen oft auf große Bestellungen, weil sie schnelle Umsätze wollen oder weil sie bei Maßarbeit nicht präzise arbeiten. Achte deshalb auf Referenzen: Frag nach früheren Arbeiten, sieh dir Fotos an, lies Bewertungen oder hol dir Empfehlungen von Bekannten.
Praktische Tipps zum Vorgehen: Vereinbare eine erste Anprobe bzw. ein Probeteil, bringe ein Kleidungsstück mit, das dir gut sitzt, damit der Schneider eine Vorstellung bekommt, und zieh bei Anproben die Schuhe an, die du zum fertigen Anzug tragen willst. Lass dir die Maße aufschreiben und notiere besondere Wünsche (Ärmel-/Hosenlänge, Schulterbreite, Taillierung, Kragenform). Kläre, ob das Stück maßgeschneidert (bespoke) oder made-to-measure gefertigt wird, wo die Teile genäht werden und wie viele Anproben inklusive sind.
Bezahlungs- und Vertragsfragen: Zahl nicht den vollen Betrag sofort aus der Hand; eine Anzahlung ist üblich, die Restzahlung sollte bei Abholung erfolgen. Immer Quittung verlangen – das mag spießig klingen, aber es schützt dich, falls es später Stress gibt. Die Quittung sollte Datum, genaue Beschreibung des Auftrags, vereinbarte Änderungen, Liefertermin, Anzahlungsbetrag und Kontaktdaten der Schneiderei enthalten. Bewahre außerdem Stoffmuster und Fotos des Probeteils auf, falls es zu Unstimmigkeiten kommt.
Zusätzliche Hinweise: Kläre Lieferzeiten, Änderungsbedingungen und ob Nacharbeiten (z. B. Nachbesserungen nach Anprobe) im Preis enthalten sind oder extra berechnet werden. Informiere dich über die Materialqualitäten (Webart, Futter, Einlage) und die Art der Verarbeitung (z. B. echte Einlage vs. Klebeeinlage bei Sakkos). Wenn du aus dem Ausland bestellst, frag nach Versandkosten, Zollregelungen und Rückgabemodalitäten. Mit dieser Vorsicht und etwas Geduld vermeidest du die häufigsten Probleme und bekommst
Für wen sich Maßschneider in Thailand lohnen
Wer nur alle zwei Jahre einen Anzug braucht, fährt mit Kaufhäusern in Europa vielleicht einfacher. Aber für Expats, Geschäftsleute oder Vielreisende lohnt Bangkok sich richtig. Preis, Qualität, Service – das Gesamtpaket stimmt. Und mal ehrlich: Ein Maßanzug, der sitzt wie angegossen, fühlt sich einfach besser an als Stangenware.




