Transfer-Sperre trifft Thailand-Bankkunden hart

Transfer-Sperre trifft Thailand-Bankkunden hart
KI-generierte Illustration, erstellt von Google Gemini.

Bangkok Bank stoppt Überweisungen

Peter Schmidt steht vor dem Geldautomaten einer Bangkok Bank Filiale in Pattaya. Der 67-jährige Rentner aus München möchte wie jeden Monat seine Miete von 80.000 Baht (etwa 2.145 Euro zum aktuellen Kurs von 37,30 Baht pro Euro) überweisen. Doch sein Smartphone meldet: Limit überschritten. Was ist passiert?

Eine Welle der Verunsicherung

Seit August 2025 sorgen neue Transferlimits bei thailändischen Banken für erhebliche Verunsicherung. Die Bank of Thailand hat Maßnahmen eingeführt, die den digitalen Zahlungsverkehr neu ordnen sollen. Im Mittelpunkt steht eine Obergrenze von 50.000 Baht (circa 1.340 Euro) pro Tag für bestimmte mobile Überweisungen.

Diese Beschränkung betrifft jedoch nicht alle Kunden gleichermaßen. Sie gilt vor allem für sogenannte risikosensible Nutzergruppen — etwa neue Bankkunden, Personen ohne verifizierte Transaktionshistorie oder Menschen, die als besonders anfällig für Betrugsmaschen gelten. Kunden mit etablierten Konten und dokumentierten Zahlungsvorgängen können höhere individuelle Limits erhalten oder beantragen.

Hintergrund

Hintergrund der Reform sind alarmierende Betrugszahlen. Allein im Juni 2025 registrierte die Zentralbank 24.500 Fälle mit einem Gesamtschaden von 2,8 Milliarden Baht (rund 75 Millionen Euro). Im Durchschnitt verlor jede betroffene Person 114.000 Baht (etwa 3.055 Euro). In einem besonders schweren Einzelfall belief sich der Schaden sogar auf 4,9 Millionen Baht (ungefähr 131.350 Euro).

Mit den neuen Regeln will die Bank of Thailand nicht nur das Vertrauen in digitale Zahlungen stärken, sondern gleichzeitig verhindern, dass Kriminelle mobile Überweisungen missbrauchen. Für viele Kunden lohnt sich daher ein Blick auf die eigenen Kontoeinstellungen — wer regelmäßig höhere Beträge überweist, kann bei seiner Bank individuelle Anpassungen beantragen.

Das neue System der Risikoeinstufung

Die Bank of Thailand teilt alle Nutzer von Mobile Banking in drei Kategorien ein. Erstens verdächtige Betrüger, zweitens normale Nutzer und drittens besonders gefährdete Kunden. Zu den gefährdeten Personen zählen alle unter 15 Jahren und alle über 65 Jahren.

Das Transferlimit orientiert sich an dieser Einstufung. Die erste Stufe erlaubt unter 50.000 Baht täglich (etwa 1.340 Euro). Die mittlere Stufe gestattet bis 200.000 Baht pro Tag (circa 5.360 Euro). Die höchste Stufe ermöglicht über 200.000 Baht täglich (mehr als 5.360 Euro).

Besonders betroffen: Senioren und Ausländer

Daranee Saeju, stellvertretende Gouverneurin der Bank of Thailand für Zahlungssysteme, betonte bei der Ankündigung die Schutzfunktion. Opfer, die mehr als 50.000 Baht pro Transaktion überwiesen, machten nur 22 Prozent aller Fälle aus. Sie verursachten jedoch 76 Prozent der Gesamtverluste.

In der ersten Jahreshälfte 2025 wurden 78.468 Betrugsfälle bei Minderjährigen registriert. Bei Senioren über 65 Jahren waren es erschreckende 416.453 Fälle. Die durchschnittliche Reaktionszeit der Opfer betrug 19 bis 25 Stunden. Betrüger benötigten dagegen nur drei Minuten, um die Hälfte des gestohlenen Geldes abzuziehen.

Technische Hürden verschärfen die Lage

Die neuen Regeln gehen über einfache Limits hinaus. Für Transaktionen über 50.000 Baht verlangt das System eine Gesichtserkennung. Wer sein tägliches Limit auf über 50.000 Baht erhöhen möchte, muss ebenfalls biometrische Daten hinterlegen.

Geräte mit Root-Zugriff oder Jailbreak sind komplett ausgeschlossen. Apps mit verdächtigem Verhalten werden blockiert. Auf riskanten Betriebssystemen gilt ein maximales Tageslimit von nur 5.000 Baht (etwa 134 Euro).

Bangkok Bank konkret: Was gilt jetzt?

Die Bangkok Bank als größte Bank Thailands setzt die Vorgaben um. Das maximale Transferlimit liegt bei 2.000.000 Baht pro Transaktion und Tag (circa 53.600 Euro) für internationale Überweisungen. Dieses Limit gilt kombiniert für Mobile Banking, PromptPay International und Western Union.

Für Transaktionen zwischen eigenen Bangkok Bank Konten gelten diese Limits nicht. Auch Kreditkartenzahlungen fallen nicht unter die Beschränkung. Das tägliche Limit umfasst aber alle Überweisungen, Rechnungszahlungen, Aufladungen und bargeldlose Abhebungen über die Mobile Banking App.

Die Verwirrung im August 2025

Am 19. August 2025 brach nach der Ankündigung Panik aus. Viele Kunden verstanden die Meldungen so, dass alle Nutzer auf 50.000 Baht beschränkt werden. Die Bank of Thailand musste zwei Tage später über Facebook klarstellen, dass dies nicht zutrifft.

Die Zentralbank erklärte, dass die meisten Kunden Limits entsprechend ihrer Transaktionshistorie erhalten. Wer regelmäßig mehr als 50.000 Baht überweist, bekommt höhere Grenzen. Nur drei Gruppen unterliegen der strengen 50.000 Baht Grenze: potenzielle Betrüger, gefährdete Personen unter 15 und über 65 Jahren sowie neue Kunden ohne Transaktionshistorie.

Was können betroffene Kunden tun?

Kunden können direkt über die Mobile Banking App höhere Limits beantragen. Alternativ steht der Kundenservice telefonisch zur Verfügung. Auch ein persönlicher Besuch in der Filiale ist möglich.

Die Bank prüft jeden Antrag individuell. Die Know-Your-Customer-Richtlinien spielen dabei eine zentrale Rolle. Kunden mit guter Finanzhistorie haben bessere Chancen auf eine Erhöhung. Bei gefährdeten Gruppen prüfen die Banken besonders sorgfältig.

Internationale Überweisungen bleiben möglich

Für internationale Transfers gelten andere Regeln. Bangkok Bank erlaubt weiterhin Auslandsüberweisungen bis 2.000.000 Baht täglich (etwa 53.600 Euro). Diese können nur zwischen 8:30 Uhr und 17:00 Uhr an Bankarbeitstagen durchgeführt werden.

Die Gebühren variieren je nach Währung. Normale Transaktionen kosten 300 Baht (circa 8 Euro) wenn nur Bangkok Bank Gebühren anfallen. Wer zusätzlich die Gebühren der Empfängerbank übernimmt, zahlt 1.050 Baht (etwa 28 Euro). Für Überweisungen in japanischen Yen werden 2.400 Baht (ungefähr 64 Euro) fällig.

Die Auswirkungen auf den Alltag

Peter Schmidt aus der Eingangsgeschichte musste seine Strategie ändern. Er besucht nun monatlich seine Bankfiliale, um die Miete zu überweisen. Alternativ könnte er sein Limit erhöhen lassen. Dafür muss er als über 65-jähriger jedoch besondere Nachweise erbringen.

Viele Ausländer berichten von ähnlichen Erfahrungen. In Online-Foren häufen sich Beschwerden. Kasikornbank-Kunden beschreiben ähnliche Probleme. Manche Banken haben ihre Apps so eingestellt, dass Überweisungen über 50.000 Baht grundsätzlich gesperrt sind.

Alternative Überweisungswege

Wer die Limits umgehen möchte, kann direkt in der Filiale überweisen. Dort gelten die Mobile Banking Beschränkungen nicht. Allerdings kostet dies Zeit und manchmal zusätzliche Gebühren.

Dienste wie Wise unterliegen ebenfalls Beschränkungen. Das maximale Limit hängt von der Empfängerbank ab. Ab Mai 2025 wurden mehrere Banken aufgrund von Zahlungssystem-Upgrades nicht mehr unterstützt. Überweisungen an Bangkok Bank können bis zu 24 Stunden dauern.

Fremdwährungskonten als Lösung?

Ausländer können bei autorisierten Banken unbegrenzt Fremdwährungskonten führen. Belastungen und Gutschriften aus dem Ausland sind frei möglich. Bangkok Bank erlaubt Überweisungen von Fremdwährungskonten in 14 Währungen mit einem Limit von 3 Millionen Baht pro Transaktion ohne Tageslimit.

Diese Konten erfordern jedoch ein Baht-Konto als Hauptkonto. Wer von einem Fremdwährungskonto auf ein Baht-Konto überweist, kann maximal 1.200.000 Baht täglich transferieren (etwa 32.160 Euro). Überweisungen zwischen 9:00 Uhr und 18:00 Uhr an Bankarbeitstagen werden sofort ausgeführt.

Internet Banking wird eingestellt

Seit 7. Juli 2025 nimmt Bangkok Bank keine neuen Anmeldungen für Bualuang iBanking oder Internet Banking mehr an. Bestehende Nutzer können den Service weiterhin verwenden. Die Bank drängt Kunden zur Mobile Banking App oder zum Filialbesuch.

Diese Entscheidung verschärft die Situation zusätzlich. Viele ältere Kunden bevorzugen Internet Banking am Computer. Die ausschließliche Nutzung von Smartphones stellt für manche eine Hürde dar.

Was sagen Experten zur Entwicklung?

Sicherheitsexperten bewerten die Maßnahmen zwiespältig. Einerseits sind strengere Kontrollen im Kampf gegen Betrug notwendig. Die Schadenssummen rechtfertigen drastische Schritte. Andererseits leiden ehrliche Kunden unter den Einschränkungen.

Verbraucherschützer kritisieren die mangelnde Kommunikation. Die Bank of Thailand hätte die Änderungen früher und deutlicher ankündigen müssen. Die Panik im August 2025 wäre vermeidbar gewesen.

Internationale Vergleiche zeigen Unterschiede

In Europa existieren ähnliche Schutzmaßnahmen. Die EU-Zahlungsdiensterichtlinie fordert starke Kundenauthentifizierung. Allerdings gelten dort keine pauschalen Altersgrenzen. Die individuelle Risikobewertung steht im Vordergrund.

In Singapur setzt die Monetary Authority auf Aufklärung statt strikte Limits. Kunden erhalten Warnungen bei verdächtigen Transaktionen. Die endgültige Entscheidung bleibt beim Nutzer. Thailand wählt einen deutlich restriktiveren Weg.

Ausblick und kommende Änderungen

Bis Ende 2025 müssen alle bestehenden Mobile Banking Nutzer die neuen Vorgaben erfüllen. Neue Nutzer unterliegen bereits jetzt den Beschränkungen. Die technischen Anforderungen werden schrittweise verschärft.

Ab Januar 2026 unterstützt Bangkok Bank Mobile Banking nur noch iOS 15.0 und höher sowie Android 10.0 und höher. Nutzer älterer Geräte müssen upgraden oder auf andere Bankdienstleistungen ausweichen.

Die größere Debatte um finanzielle Inklusion

Die Maßnahmen werfen grundsätzliche Fragen auf. Wie weit darf Betrugsbekämpfung gehen, bevor sie legitime Nutzer unverhältnismäßig einschränkt? Diskriminieren Altersgrenzen ältere Menschen ungerechtfertigt?

Bankexperten weisen darauf hin, dass nicht das Alter, sondern die digitale Kompetenz entscheidend ist. Viele Senioren nutzen Mobile Banking problemlos. Umgekehrt fallen auch junge Menschen auf Betrugsmaschen herein. Eine differenziertere Betrachtung wäre wünschenswert.

Praktische Tipps für Betroffene

Wer regelmäßig höhere Beträge überweisen muss, sollte proaktiv sein Limit erhöhen lassen. Der Prozess dauert bei etablierten Kunden oft nur wenige Minuten. Die biometrische Registrierung in der Filiale ist einmalig erforderlich.

Für gelegentliche große Überweisungen bleibt der Filialbesuch die einfachste Lösung. Die Wartezeiten in Filialen haben sich durch die erhöhte Nachfrage allerdings verlängert. Einen Termin zu vereinbaren kann sinnvoll sein.

Was bedeutet das für Immobilienkäufe?

Besonders kompliziert wird es bei großen Transaktionen wie Immobilienkäufen. Ein Condo für mehrere Millionen Baht lässt sich nicht per Mobile Banking bezahlen. Käufer müssen in die Filiale kommen oder Banküberweisungen vom Ausland nutzen.

Für die Eigentumsberechtigung von Ausländern ist der Herkunftsnachweis des Geldes wichtig. Bangkok Bank stellt auf Anfrage eine Confirmation Letter of International Fund Transfer aus. Diese bestätigt, dass das Geld aus dem Ausland kam. Die Bearbeitungsgebühren variieren.

Die Rolle der Gesichtserkennung

Die obligatorische Gesichtserkennung für höhere Transaktionen wirft Datenschutzfragen auf. Thailand hat kein umfassendes Datenschutzgesetz wie die europäische DSGVO. Die biometrischen Daten liegen bei den Banken.

Sicherheitsexperten sehen darin ein zweischneidiges Schwert. Einerseits erhöht biometrische Authentifizierung die Sicherheit erheblich. Andererseits entstehen sensible Datenbanken, die selbst Angriffsziele werden könnten.

Wie reagieren andere Banken?

Kasikornbank führte bereits im März 2025 ähnliche Limits ein. Krungthai Bank folgte mit eigenen Beschränkungen. Jede Bank implementiert die Vorgaben der Zentralbank leicht unterschiedlich. Ein Vergleich lohnt sich für Kunden, die häufig höhere Beträge transferieren.

Kleinere Banken haben teilweise kulantere Regelungen. Sie verfügen über mehr Spielraum bei der Risikobewertung. Allerdings bieten sie oft weniger ausgereifte Mobile Banking Apps.

Die psychologische Dimension

Die Einschränkungen erzeugen ein Gefühl mangelnder Kontrolle über das eigene Geld. Kunden fühlen sich bevormundet, selbst wenn sie die Sicherheitsbedenken nachvollziehen. Diese psychologische Komponente darf nicht unterschätzt werden.

Vertrauen in Banken basiert auf der Verfügbarkeit des eigenen Geldes. Jede Einschränkung nagt an diesem Vertrauen. Die Banken müssen einen schwierigen Balanceakt vollziehen.

Langfristige Folgen für Thailands Finanzsektor

Die strengen Regulierungen könnten Thailands Attraktivität als Finanzstandort beeinträchtigen. Internationale Geschäftsleute und Investoren erwarten reibungslose Transaktionen. Bürokratische Hürden schrecken ab.

Andererseits könnte Thailand als Vorreiter im Kampf gegen Finanzbetrug dastehen. Wenn die Maßnahmen die Betrugszahlen signifikant senken, könnten andere Länder nachziehen. Der Erfolg wird sich in den kommenden Jahren zeigen.

Anmerkung der Redaktion:

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3 Kommentare zu „Transfer-Sperre trifft Thailand-Bankkunden hart

  1. Die Situation scheint sich eher wieder zu entspannen, für den Kauf eines Smart TV habe ich etwas mehr auf dem KBank Konto gehalten als üblich. Die Erhöhung des Transfer Tageslimits auf 85k per face scan ging durch. Im August und September war das noch nicht möglich. Da galt die 50k Grenze und ein höheres Limit wurde abgelehnt.

  2. Jeder hat die Möglichkeit zu seiner Bank zu gehen mit Pass und Bankbuch. Dort beantragt man eine Erhöhung seiner täglichen Ausgaben limit. Bei mir ging das auch über mein Bank App reibungslos. Dass man jetzt so ein Geschrei macht verstehe ich nicht. Eine anfrage bei der Hausbank löst das Problem innerhalb wenigen Minuten.

  3. ….seine Miete von 80.000 Baht …..

    das soll wohl eher lauten: seine rente und nicht miete. weil es steht ja auch dabei umgerechnet.

    bin auch bei der bangkok bank, mache dort onlinebanking seit rund 10 jahren. aber nur mit dem PC, niemals mit dem smartphone. habe nicht einmal die app drauf. habe mein limit bei der bank immer auf 0 ( null ) eingestellt. wenn ich etwas überweise setze ich das limit hoch ( max. 2 millionen ) und bestätige das mit einem OTP ( one time password ), überweise dann und setze das limit wieder auf 0 ( null ) und hatte noch niemals probleme. habe letzte woche nachgefragt und mir wurde bestätigt, daß bestandskunden nach wie vor onlinebanking miot dem PC machen können, nur neukunden können es nur noch mit smartphone machen und nicht mehr mit PC. bei der krungsri bank geht mit PC seit oktober gar nichts mehr, nur noch smartphone. aber das ist mir zu unsicher und bin daher auf der suche nach einer bank, die auch noch online aktionen per PC anbieten. eventuell kann einer weiterhelfen?

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