Neuer Kurs im US-Handel mit ASEAN-Staaten
Bangkok/Washington – Mit einem neuen Schritt in seiner Handelspolitik hat US-Präsident Donald Trump am 31. Juli (Ortszeit) auf der Plattform Truth Social bekanntgegeben, dass die Vereinigten Staaten künftig einen Gegenzoll in Höhe von 19 Prozent auf Warenimporte aus Thailand erheben werden. Dies geht aus einem von ihm unterzeichneten Präsidialerlass hervor. Ursprünglich hatte die US-Regierung einen Satz von 36 Prozent in Betracht gezogen.
Der neue Zoll ist Teil einer umfassenderen Strategie, die auf sogenannte „Reziprozität“ abzielt: Handelspartner, die nach Auffassung der Vereinigten Staaten unfaire Vorteile aus dem bilateralen Warenverkehr ziehen, sollen mit entsprechend hohen Importzöllen belegt werden.
Handelsüberschuss Thailands unter US-Beobachtung
Thailands Außenhandelsbilanz mit den Vereinigten Staaten stand bereits seit Längerem unter Beobachtung. Im vergangenen Jahr belief sich der thailändische Handelsüberschuss gegenüber den USA auf rund 40 Milliarden US-Dollar. Diese Differenz hat die Trump-Administration wiederholt zum Anlass genommen, Bangkok wirtschaftlich unter Druck zu setzen.
Im Zuge der jüngsten Spannungen zwischen Thailand und Kambodscha hatte Trump zudem deutlich gemacht, dass ein Handelsabkommen mit den USA gefährdet sei, sollte der bilaterale Konflikt nicht beendet werden. In der Folge kam es unter internationaler Vermittlung am 28. Juli zu einem Waffenstillstand, der in Malaysia unterzeichnet wurde.
Vereinbarte Gegenzölle für ASEAN-Staaten
Im Rahmen neuer bilateraler Vereinbarungen wurden folgende reziproke Zolltarife für ASEAN-Staaten bekannt gegeben:
- Vietnam: 20 %
- Indonesien: 19 %
- Philippinen: 19 %
- Thailand: 19 %
- Kambodscha: 19 %
- Malaysia: 19 %
- Singapur: 10 %
Diese Sätze gelten jeweils für Waren, die direkt aus dem betreffenden Land in die Vereinigten Staaten exportiert werden.
Transshipment-Zölle bei vermuteter Umdeklarierung
Darüber hinaus hat die US-Regierung sogenannte Transshipment-Zölle eingeführt. Sie betreffen Waren, bei denen ein Verdacht besteht, dass das Ursprungsland gezielt falsch deklariert wurde, um Zölle zu umgehen. Typisch ist dabei die Zwischenlagerung oder Verarbeitung in einem Drittland, bevor die Ware offiziell in das Zielland ausgeführt wird.
Die Transshipment-Zölle wurden wie folgt festgelegt:
- Vietnam: 40 %
- Indonesien: 19 % zzgl. des reziproken Zolls
- Philippinen: Keine Angabe
Die Maßnahme wird als Versuch gewertet, Handelsumgehungen durch komplexe Lieferketten zu unterbinden.
USA als geopolitischer Gewinner im Thailand-Kambodscha-Konflikt?
In einem Kommentar für Khaosod English hebt der thailändische Journalist Pravit Rojanaphruk hervor, dass sich die Vereinigten Staaten im Konflikt zwischen Thailand und Kambodscha als einzige effektive Vermittlungsinstanz erwiesen hätten. Während China, das traditionell enge Beziehungen zu Phnom Penh unterhält, in der Krise keine sichtbare Rolle spielte, wird Washington in Teilen der kambodschanischen Bevölkerung inzwischen als Garant für Stabilität wahrgenommen.
Rojanaphruk berichtet zudem von Forderungen, die Vereinigten Staaten sollten eine Militärbasis in Kambodscha errichten, um einem möglichen Angriff durch Thailand vorzubeugen. Gleichzeitig kursieren in sozialen Netzwerken in Kambodscha Rufe nach der Verleihung des Friedensnobelpreises an Donald Trump – eine Einschätzung, die außerhalb der Region jedoch kaum Zustimmung findet.



