Über 300.000 Arbeitskräfte weg – Droht jetzt ein Stillstand?

Über 300.000 Arbeitskräfte weg – Droht jetzt ein Stillstand?
Bangkok Post

Arbeitskräfte-Notstand! 
300.000 Kambodschaner verlassen Thailand 

Eine beispiellose Abwanderungswelle betrifft Thailands Arbeitsmarkt: Mindestens 300.000 registrierte kambodschanische Arbeiter haben das Land bereits verlassen – die Dunkelziffer könnte weit höher liegen. Besonders die Landwirtschaft an der Grenze steht vor einem Engpass.

Massenexodus trotz Job-Unsicherheit

Laut der Migrant Working Group (MWG) kehren seit Beginn der Grenzspannungen täglich tausende kambodschanische Arbeitskräfte in ihre Heimat zurück. „Die registrierten 300.000 sind nur die Spitze des Eisbergs“, warnt MWG-Koordinator Adisorn Kerdmongkol. Viele der Rückkehrer seien ungelernte Arbeiter aus der Landwirtschaft und Industrie.

Das Paradoxe: Selbst diejenigen, die in Kambodscha keine Jobgarantie haben, ziehen es vor, Thailand zu verlassen. „Es fehlt an klaren Zusicherungen seitens thailändischer Behörden zu ihrem Schutzstatus“, erklärt Adisorn. Die Angst vor verschärften Kontrollen oder gar Abschiebungen treibe viele in die Heimat – trotz besserer Löhne in Thailand.

Landwirtschaft in der Krise 
Chanthaburi trifft es hart

Die Folgen sind bereits spürbar: In Chanthaburi, wo kambodschanische Saisonkräfte normalerweise 80% der Obstplantagen-Arbeiter stellen, klagen Farmer über leere Erntefelder. „Die Lychee-Ernte steht an – aber wer soll die Früchte pflücken?“, fragt ein verzweifelter Plantagenbesitzer.

Auch die ostthailändischen Industriezonen melden Produktionsrückgänge. Bhumjaithai-Politiker Saritpong Kiewkong bestätigt erschreckende Zahlen: „Auf dem Höhepunkt verließen bis zu 40.000 Kambodschaner täglich das Land.“ Die Nationale Sicherheitsbehörde spreche von insgesamt 1,5 Millionen verbliebenen kambodschanischen Arbeitern – vor der Krise waren es schätzungsweise über 2 Millionen.

Notlösung Sri Lanka? 
Experten zweifeln

Als mögliche Alternative diskutiert die Regierung die Anwerbung sri-lankischer Arbeiter. Doch MWG-Experte Adisorn warnt: „Das löst nicht das Grundproblem. Wir müssen verhindern, dass die verbleibenden Kambodschaner ebenfalls gehen.“

Besonders brisant: Viele der Migranten arbeiten ohne Papiere in Thailand. Ihre Abwanderung bleibt damit unsichtbar – bis die Erntemaschinen stillstehen. „Diese Krise zeigt, wie abhängig wir von kambodschanischen Händen sind“, gesteht ein Beamter des Arbeitsministeriums.

Was kommt auf Thailand zu?

Während die Grenzdiplomaten verhandeln, beginnt der Countdown: In vier Wochen startet die Haupt-Erntesaison. Bleiben die Felder unbestellt, drohen Preisexplosionen bei Obst und Gemüse. Die Regierung prüft nun Notfallmaßnahmen – doch ob Sri Lanka so schnell liefern kann, bleibt fraglich.

Dieser Arbeitskräfte-Schock wird Thailand noch lange beschäftigen. Und die größte Frage bleibt: Wer pflückt eigentlich morgen unser Essen?

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