SÜDTHAILAND – Schwere Überschwemmungen im Süden haben den Unterricht für zehntausende Kinder lahmgelegt und offenbareten gravierende Lücken bei der Vorbereitung der Schulen auf Klimaextreme. Eine aktuelle Erhebung von UNICEF und dem Forschungsinstitut NIDA zeigt, dass die Folgen von Extremwetter deutlich geringer ausfallen könnten, wenn Schulen systematisch klimaresilient ausgebaut würden.
Tausende Kinder betroffen
Nach Angaben des Bildungsministeriums waren bis zum 4. Dezember rund 148.000 Schülerinnen und Schüler sowie 8.290 Lehrkräfte von den jüngsten Fluten im Süden betroffen, besonders stark in der Provinz Songkhla. 1.090 Schulen wurden beschädigt, viele Gemeinden stehen vor einem langwierigen Wiederaufbau.
Die Fluten trafen eine Region, die nachweislich seit Jahren unter extremen Wetterereignissen leidet. Bereits vor der aktuellen Katastrophe hatten Schulen in Songkhla, Yala und Narathiwat wiederholt mit Starkregen und Überflutungen zu kämpfen, die den Unterricht unterbrachen.
Umfrage zeigt systematische Verletzbarkeit
Die gemeinsame UNICEF–NIDA-Umfrage wurde zwischen Juli und August 2025 an 329 staatlichen Schulen in 14 besonders wetteranfälligen Provinzen durchgeführt, darunter 14 Einrichtungen für Kinder mit Behinderungen. In den drei südlichen Provinzen flossen Daten von 49 Schulen in Songkhla, 24 in Yala und 37 in Narathiwat ein.
In allen drei Provinzen berichteten die Schulen von einem wiederkehrenden Muster aus Starkregen und schweren Überschwemmungen, die den Lernbetrieb massiv störten. In Songkhla meldeten fast 80 Prozent der Schulen Ausfälle bei Strom- und Wasserversorgung, sicherem Trinkwasser und Essen.
In Yala gehen drei von vier Schulen davon aus, dass sich Gesundheitsrisiken – von Krankheiten bis hin zu Verletzungen – weiter verschärfen, falls Fluten intensiver ausfallen. Narathiwat verzeichnete die höchste Belastung durch Extremwetter, besonders Überschwemmungen; viele Schulen hatten dort eingeschränkten Zugang zu sicherem Wasser und verloren zahlreiche Unterrichtstage.
Mangel an Training, Notfallplänen und Unterstützung
Die Studie dokumentierte erhebliche Defizite in der Vorbereitung auf Klimaereignisse. Rund die Hälfte der Lehrkräfte in den drei Provinzen gab an, nie eine klima- oder katastrophenbezogene Schulung erhalten zu haben. Viele Schulen stuften ihren eigenen Vorbereitungsstand lediglich als „mäßig“ ein.
Schülerinnen und Schüler verfügten den Angaben zufolge nur über ein begrenztes Verständnis von Klimawandel und davon, wie sie sich bei Fluten oder anderen Notfällen schützen können.
Drei Viertel der Schulen nannten:
• Schulungen zu Klima und Katastrophenschutz für Lehrkräfte und Kinder
• Frühwarnsysteme auf Schulebene
• Praktische Notfallübungen und konkrete Vorsorgemaßnahmen an den Schulen
Viele Einrichtungen berichteten zudem, dass sie nach früheren Extremwetterereignissen kaum oder gar keine Unterstützung erhalten hatten.
Severine Leonardi, stellvertretende UNICEF-Vertreterin, betonte, dass sich Muster der Verletzbarkeit in den Provinzen ähneln. „Ob es um Zugang zu sauberem Wasser, Nahrung, sanitären Einrichtungen, sicherere Klassenräume oder geschulte Lehrkräfte geht – Kinder brauchen jetzt stärkeren Schutz, um Schäden zu begrenzen und weiteren Lernverlust durch künftige Extremwetterereignisse zu verhindern“, sagte sie.
Akuthilfe für Familien – Pläne für klimaresiliente Schulen
Während der aktuellen Flutkatastrophe unterstützt UNICEF lokale Behörden bei der Versorgung betroffener Familien. Hygienesets und grundlegende Hilfsgüter, darunter Windeln, Decken und Mückenschutz, wurden an fast 18.000 Kinder und Familien in Songkhla, Pattani, Narathiwat und Yala verteilt, um weitere Gesundheitsrisiken zu verringern.
Für Kleinkinder wurden zusätzliche Produkte bereitgestellt, außerdem sogenannte „Magic Bags“ mit Spielzeug, Malbüchern und Lernmaterialien, um Kindern in der Krise ein Stück Alltag und Lernmöglichkeiten zu erhalten. UNICEF erklärte, man stehe bereit, um gemeinsam mit Regierung und Bildungsbehörden provisorische Lernorte einzurichten und Bargeldhilfen an besonders verletzliche Familien zu zahlen, etwa zur Anschaffung von Schuluniformen und Unterrichtsmaterial.
Langfristige Ziele
Langfristig arbeitet UNICEF mit dem Bildungsministerium, dem Department of Climate Change and Environment und weiteren Partnern am Konzept einer „Climate Smart Education“. Ziel ist es, Schulen landesweit sicherer, widerstandsfähiger und inklusiver zu machen.
Derzeit werden gemeinsam Richtlinien für den Wiederaufbau von Schulen mit klimaresilienter Infrastruktur und robusteren Systemen entwickelt. „Wenn der Wiederaufbau beginnt, haben wir die Chance, Schulen stärker zu machen als zuvor“, sagte Leonardi. „Jedes Kind verdient einen sicheren Ort zum Leben und Lernen – heute und in jedem zukünftigen Klima.“
Land steigt im Klima-Risikoindex deutlich auf
Die Dringlichkeit wird auch durch internationale Kennzahlen unterstrichen. Das Land ist im Climate Risk Index 2026 der Organisation Germanwatch vom 72. auf den 17. Platz vorgerückt – ein deutlicher Hinweis auf die zunehmende Verwundbarkeit gegenüber Extremwetter.
Laut dem UNICEF-Bericht „Over the Tipping Point“ von 2023 sind 10,8 Millionen Kinder im Land stark von Überschwemmungen und Wasserknappheit betroffen. Kinder, die heute in Ostasien und im Pazifikraum geboren werden, erleben dem Bericht zufolge sechsmal mehr klimabedingte Katastrophen als ihre Großeltern.



