Von Aufschwung keine Spur:
Die Realität in Thailands Küchen ist bitter
Bangkok – Was einst als Aushängeschild der thailändischen Lebensfreude galt, steht nun kurz vor dem Kollaps: Thailands Restaurantbranche kämpft ums Überleben. Steigende Betriebskosten, sinkende Gästezahlen und eine lahmende Tourismuswirtschaft setzen der Gastronomie massiv zu. Laut einem aktuellen Bericht der Thai Restaurant Association sind die täglichen Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr um über 50 % eingebrochen.
„Restaurantbetreiber stehen unter enormem Druck“, warnte Yod Chinsupakul, CEO von Line Man Wongnai, einem der führenden Gastronomie- und Lieferdienste in Thailand.
Besonders erschütternd: Die Zahl der Neueröffnungen ist dramatisch gefallen – von 96.000 im Jahr 2023 auf nur noch 44.000 in 2025. Und selbst von diesen wird voraussichtlich die Hälfte innerhalb eines Jahres wieder schließen.
Besucher bleiben weg
Lieferdienste können Einbruch nicht kompensieren
Die Gästezahlen in Thailands Restaurants sinken rapide. Laut den jüngsten Daten gingen die Same-Store-Sales – also die Umsätze bereits bestehender Lokale – von 2024 auf 2025 um 14 % zurück. Im Vorjahr lag das Minus noch bei vergleichsweise moderaten 3 %.
Zwar wächst der Anteil von Lieferdiensten weiter und soll 2025 rund 29 % aller Restaurantumsätze ausmachen, doch das reicht bei Weitem nicht aus, um den Einbruch im stationären Geschäft zu kompensieren.
Auch das Kasikorn Research Centre reagierte auf die Entwicklung und senkte die Wachstumserwartung für den Gastronomiesektor 2025 von ursprünglich 4,6 % auf nur noch 2,8 %. Der Marktwert liegt nun bei 646 Milliarden Baht (ca. 16,15 Mrd. €) – fast 11 Milliarden Baht (rund 275 Mio. €) weniger als erwartet.
Kosten steigen
Gäste bleiben fern
Die wirtschaftliche Realität für Gastronomen ist düster:
• Rohstoffpreise sind um 25 % gestiegen,
• Löhne um 5 %,
• und chinesische Touristen – einst ein Rückgrat der Branche – kehren nur langsam zurück.
Ohne die erwartete Rückkehr der internationalen Gäste fehlen vielen Restaurants die dringend benötigten Einnahmen. Gleichzeitig steigen die Betriebskosten unaufhörlich. Für viele kleine Betreiber ist das ein Todesurteil.
Vier Wege aus der Krise
wenn jetzt gehandelt wird
Yod Chinsupakul schlägt eine vierstufige Überlebensstrategie für Thailands Gastronomie vor:
Technologie nutzen: Digitale Bestellsysteme, QR-Code-Zahlungen und E-Wallets sind beliebter denn je. Der durchschnittliche Bezahlbetrag über digitale Kanäle liegt 32 % höher als bei Barzahlung.
Scalable Modelle wählen: Klassische Full-Service-Restaurants gelten als auslaufendes Modell. Schnellrestaurants wie Suki Teenoi zeigen, wie Wachstum auch in Krisenzeiten funktionieren kann.
Finanzwissen stärken: Die meisten Restaurants sind Einzelunternehmen, die oft ohne professionelle Buchhaltung arbeiten. Das erschwert sowohl Kreditanträge als auch digitale Modernisierungen.
Staatliche Hilfe: Steuererleichterungen und gezielte Förderprogramme für kleine und mittlere Unternehmen seien laut Yod dringend notwendig, um die Branche zukunftsfähig zu machen.
Hoffnungsschimmer:
Kaffee und Matcha boomen
zumindest in Bangkok
Nicht alles ist düster: Einige Nischenmärkte florieren. Günstiger Spezialitätenkaffee in Bangkok verzeichnete ein Umsatzwachstum von 46 % – rund 22 % davon stammen aus Lieferdiensten. Auch Matcha-Tee erfreut sich wachsender Beliebtheit und legte um 28 % zu.
Diese Entwicklungen zeigen: Innovative Konzepte, klare Positionierung und Preisbewusstsein können auch in schwierigen Zeiten erfolgreich sein.
Ein Weckruf für Politik und Branche
Die Zeichen sind unübersehbar: Ohne schnelles Umdenken und gezielte Unterstützung droht der thailändischen Restaurantlandschaft ein struktureller Zusammenbruch.
„Wir müssen jetzt handeln – mit Mut, Innovation und einem neuen Bewusstsein für Effizienz und Digitalisierung“, so Yod Chinsupakul. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein – für Restaurants, ihre Mitarbeiter und die kulinarische Seele Thailands.



