Die Spannungen entlang der thailändisch-kambodschanischen Grenze eskalieren weiter. Angesichts der bewaffneten Auseinandersetzungen hat der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eine Dringlichkeitssitzung für den 25. Juli 2025 um 15:00 Uhr (New Yorker Zeit) einberufen – was 2:00 Uhr am 26. Juli thailändischer Zeit entspricht.
Alle 15 Sicherheitsratsmitglieder und UN-Botschafter Thailands nehmen teil
An der Sitzung werden alle 15 Mitgliedstaaten des UN-Sicherheitsrats teilnehmen. Auch Thailand und Kambodscha sind vertreten – beide entsenden ihre Ständigen Vertreter, um die jeweiligen Positionen darzulegen. Thailand wird durch Botschafter Cherdchai Chaivaivid, den Ständigen Vertreter bei den Vereinten Nationen, vertreten.
Ziel der Sondersitzung ist es, einen diplomatischen Ausweg aus dem sich verschärfenden Grenzkonflikt zu finden und mögliche Resolutionen zu erörtern, um eine weitere Eskalation zu verhindern.
Drei Schreiben Thailands an die Vereinten Nationen
Bereits im Vorfeld hatte Thailands Ständige Vertretung bei der UNO drei offizielle Schreiben eingereicht:
– Das erste Schreiben richtet sich an den Präsidenten des Sicherheitsrats und alle UN-Mitgliedsstaaten. Thailand weist darin die Vorwürfe des kambodschanischen Premierministers kategorisch zurück und erklärt die jüngsten Militäraktionen als Verteidigungsmaßnahmen.
– In einem zweiten Schreiben an UN-Generalsekretär António Guterres berichtet Thailand über mutmaßliche Verstöße Kambodschas gegen das Ottawa-Übereinkommen, das Antipersonenminen verbietet. Zwei thailändische Soldaten seien am 16. und 23. Juli auf thailändischem Boden durch neu verlegte Minen vom Typ PMN-2 schwer verletzt worden.
– Ein drittes Schreiben dokumentiert konkrete Angriffe Kambodschas auf thailändisches Militärpersonal und zivile Ziele am 24. Juli.
Berichte über Minenverletzungen: Schwere Vorwürfe gegen Kambodscha
Laut thailändischer Darstellung ereigneten sich am 16. und 23. Juli zwei gravierende Vorfälle: Thailändische Soldaten wurden während routinemäßiger Patrouillen auf thailändischem Staatsgebiet durch neu verlegte Antipersonenminen schwer verletzt. Zwei von ihnen trugen dauerhafte Behinderungen davon.
Thailand verweist in dem Schreiben darauf, dass es seine Bestände an Minen bereits 2003 vollständig vernichtet und bis 2019 auch sämtliche Trainingsminen aus dem Verkehr gezogen habe. Kambodscha hingegen habe in seinem jüngsten UN-Bericht eingeräumt, weiterhin Minen des Typs PMN-2 zu besitzen.
Angriff auf Militärbasis und zivile Infrastruktur
Ein besonders schwerer Angriff ereignete sich laut thailändischen Angaben am 24. Juli um 8:20 Uhr morgens: Kambodschanische Truppen eröffneten das Feuer auf eine thailändische Militärbasis in der Provinz Surin, wobei zwei Soldaten verletzt wurden.
Im Anschluss sollen weitere koordinierte Angriffe auf vier thailändische Provinzen – Buriram, Surin, Sisaket und Ubon Ratchathani – erfolgt sein. Ziel seien zivile Einrichtungen, Wohngebiete und Infrastruktur gewesen. Dabei wurden laut dem Bericht 11 Menschen getötet und 24 verletzt, darunter 8 schwer. Über 102.000 Zivilpersonen flohen vor den Kämpfen, Stand 14:00 Uhr am 24. Juli.
Thailand beruft sich auf Selbstverteidigung gemäß UN-Charta
Die thailändische Regierung sieht sich durch die Ereignisse zur Ausübung des Selbstverteidigungsrechts gemäß Artikel 51 der UN-Charta gezwungen. Man habe zunächst Zurückhaltung geübt, die Gegenschläge seien jedoch begrenzt, verhältnismäßig und auf die Abwehr unmittelbarer Bedrohungen beschränkt.
Gleichzeitig wirft Thailand der kambodschanischen Seite einen eklatanten Bruch des Völkerrechts vor, insbesondere im Hinblick auf Artikel 2 Absatz 4 der UN-Charta, der den Einsatz von Gewalt verbietet, sowie auf die Genfer Konventionen von 1949, da auch medizinische Einrichtungen Ziel der Angriffe gewesen sein sollen.
Appell an die internationale Gemeinschaft und Gesprächsbereitschaft
Trotz der angespannten Lage betont Thailand seine fortdauernde Bereitschaft zur friedlichen Konfliktlösung. Man lehne den Einsatz von Gewalt entschieden ab und setze auf Dialog. Die internationale Gemeinschaft wird aufgerufen, Druck auf Kambodscha auszuüben, damit die Kampfhandlungen eingestellt und sachliche Verhandlungen wieder aufgenommen werden können.
Thailand sei bereit, bestehende bilaterale Mechanismen wie die Sitzung der Gemeinsamen Grenzkommission (Joint Border Commission) im September 2025 zu nutzen, um konkrete Lösungen zu finden.



