Visa-Falle: Thailand verschärft Kontrollen drastisch

Visa-Falle: Thailand verschärft Kontrollen drastisch
Illustration via OpenAI (2025).

Die veränderte Realität für Langzeitreisende

Thailand galt jahrzehntelang als Paradies für digitale Nomaden, Langzeittouristen und alle, die dem europäischen Winter entfliehen wollten. Ein zentraler Baustein dieses Systems war der sogenannte Visa Run. Die Praxis erschien simpel: Man verließ das Königreich für einen kurzen Abstecher nach Malaysia, Laos oder Kambodscha und kehrte mit einem frischen Einreisestempel zurück. Besonders beliebt war dabei die Route nach Kuala Lumpur. Die malaysische Hauptstadt bot nicht nur effiziente Konsulatsdienstleistungen, sondern auch moderne Infrastruktur, gutes Essen und Sehenswürdigkeiten wie die Petronas Towers. Doch diese Zeiten sind endgültig vorbei.

Die thailändischen Behörden haben ihre Haltung gegenüber wiederholten Kurzaufenthalten fundamental verändert. Was früher als tolerierte Grauzone galt, wird heute als Missbrauch des Visa-Systems betrachtet. Die Immigration hat ihre Kontrollen verschärft und zeigt sich zunehmend unerbittlich gegenüber Reisenden, deren Einreisehistorie auf einen permanenten Aufenthalt hindeutet. Ein einfacher Flug nach Kuala Lumpur garantiert längst keine automatische Wiederzulassung mehr.

Verschärfte Einreisebestimmungen treffen Vielreisende

Die thailändische Immigrationsbehörde hat ihre Strategie grundlegend geändert. Während früher die Häufigkeit der Grenzübertritte kaum eine Rolle spielte, achten Beamte heute penibel auf Aufenthaltsmuster. Reisende aus 93 Ländern erhalten zwar eine visumfreie Einreise für 60 Tage, doch diese Großzügigkeit hat Grenzen. Bei wiederholten Ein- und Ausreisen innerhalb kurzer Zeiträume wächst das Misstrauen der Behörden exponentiell.

Besonders kritisch wird es bei Landgrenzübertritten. Hier gelten mittlerweile strikte Limitierungen: Nur zwei visumfreie Einreisen pro Kalenderjahr sind über Landwege möglich. Wer diese Quote ausschöpft und dennoch weiter versucht, das System zu umgehen, riskiert nicht nur die Einreiseverweigerung, sondern potenziell auch langfristige Einreisesperren. Flughafenankunfte unterliegen zwar keiner offiziellen Obergrenze, doch Immigrationsbeamte haben weitreichende Ermessensspielräume bei der Beurteilung individueller Fälle.

Der Fall Kuala Lumpur: Zwischen Tourismus und Behördengang

Kuala Lumpur hat sich über Jahre als bevorzugtes Ziel für Visa Runs etabliert. Die geografische Nähe zu Thailand, die guten Flugverbindungen mit Billigfliegern wie AirAsia und die Effizienz der thailändischen Botschaft machten die Stadt attraktiv. Flüge von Bangkok kosteten häufig zwischen 2500 und 3500 Baht für Hin- und Rückflug, die Flugzeit betrug lediglich zwei Stunden. Viele Reisende kombinierten den bürokratischen Aufenthalt mit Sightseeing und genossen die kulturelle Vielfalt der malaysischen Metropole.

Doch die eigentliche Frage, die ein Nutzer in einem Reiseforum stellte, zeigt die veränderte Situation deutlich: Reicht ein einfacher Tagesausflug nach Kuala Lumpur für einen erfolgreichen Visa Run? Die kurze Antwort lautet: Technisch möglich, praktisch riskant. Während die reine Ein- und Ausreise an einem Tag machbar erscheint, erhöht dieses Verhalten die Wahrscheinlichkeit einer intensiven Befragung durch Immigrationsbeamte erheblich.

Malaysias eigene Restriktionen komplizieren die Lage

Während sich die Diskussion oft auf thailändische Regelungen konzentriert, übersehen viele Reisende die malaysische Perspektive. Malaysia selbst beobachtet Visa-Run-Touristen zunehmend kritisch. Das Land gewährt bei Einreise eine visumfreie Aufenthaltserlaubnis von 30 Tagen, doch wiederholte Kurzbesuche ausschließlich zum Zweck des Visa Runs werden nicht gerne gesehen. Malaysische Beamte können die Einreise verweigern, wenn sie den Verdacht hegen, dass Reisende das Land nur als Durchgangsstation nutzen.

Diese doppelte Hürde macht die Planung eines Visa Runs nach Kuala Lumpur komplexer als je zuvor. Reisende müssen nicht nur mit thailändischen, sondern auch mit malaysischen Einreisebestimmungen jonglieren. Wer beide Länder mehrfach innerhalb kurzer Zeiträume ein- und ausreist, gerät schnell in den Fokus der Behörden. Die Zeiten, in denen man unbehelligt zwischen den Ländern pendeln konnte, sind definitiv Geschichte.

Was Immigrationsbeamte wirklich sehen wollen

Bei der Einreise nach Thailand achten Beamte auf mehrere Faktoren, die weit über den reinen Passstempel hinausgehen. Zunächst prüfen sie die Einreisehistorie. Ein Pass voller aufeinanderfolgender thailändischer Stempel mit jeweils nur wenigen Tagen Abwesenheit sendet ein klares Signal: Diese Person lebt faktisch in Thailand, ohne die entsprechende Berechtigung zu besitzen. Genau dieses Muster möchten die Behörden unterbinden.

Zusätzlich verlangen Immigrationsbeamte zunehmend Nachweise über Weiterreisepläne. Ein Rückflugticket oder eine Buchungsbestätigung für die Ausreise sollte jeder Reisende parat haben. Auch Unterkünftsnachweise werden häufiger kontrolliert. Hotelbuchungen für die ersten Nächte können entscheidend sein, um Glaubwürdigkeit zu demonstrieren. Finanzielle Mittel spielen ebenfalls eine Rolle: Theoretisch sollten Reisende 10.000 Baht pro Person oder 20.000 Baht pro Familie nachweisen können, wobei diese Kontrolle unregelmäßig erfolgt.

Die digitale Ankunftskarte verändert den Prozess

Seit Mai 2025 müssen alle ausländischen Reisenden die Thailand Digital Arrival Card (TDAC) online ausfüllen. Dieses neue System ersetzt die bisherige Papierkarte TM6 und muss innerhalb von drei Tagen vor der Einreise ausgefüllt werden. Die Digitalisierung ermöglicht den Behörden eine bessere Voranalyse von Reisenden und ihren Aufenthaltsmustern. Die Daten werden zentral erfasst und können mit früheren Einreisen abgeglichen werden.

Für Visa-Run-Reisende bedeutet dies erhöhte Transparenz. Jede Einreise wird automatisch mit der Reisehistorie verknüpft. Auffälligkeiten lassen sich schneller identifizieren, und Beamte erhalten bereits vor der physischen Ankunft einen Überblick über potenzielle Problemfälle. Die TDAC ist für alle verpflichtend, unabhängig davon, ob man mit oder ohne Visum einreist. Lediglich Transitreisende, die die Immigrationskontrolle nicht passieren, sind ausgenommen.

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Weniger bekannt, aber ebenso wichtig: Malaysia hat mit der Malaysia Digital Arrival Card (MDAC) ein ähnliches System eingeführt. Sie ist für alle ausländischen Reisenden verpflichtend und muss vor der Ankunft – frühestens drei Tage im Voraus – online ausgefüllt werden. Ohne gültige MDAC-Registrierung kann die Einreise verweigert werden. Reisende, die für einen Visa Run nach Kuala Lumpur fliegen, sollten daher sicherstellen, dass sowohl die TDAC für Thailand als auch die MDAC für Malaysia korrekt und rechtzeitig eingereicht sind.

Die Kombination beider Systeme zeigt den Trend zur Digitalisierung der Grenzverfahren in Südostasien. Beide Länder möchten so ihre Grenzabfertigung modernisieren, Datenabgleiche verbessern und Sicherheitsrisiken verringern. Für Vielreisende bedeutet das: sorgfältige Vorbereitung ist Pflicht.

Kuala Lumpur als Visumsantragsstelle: Die Alternative

Wer Kuala Lumpur nicht nur für einen schnellen Grenzübertritt nutzt, sondern tatsächlich ein langfristiges Visum beantragt, befindet sich auf sichererem Terrain. Die thailändische Botschaft in Kuala Lumpur verarbeitet verschiedene Visa-Kategorien, darunter das begehrte Non-Immigrant-B-Visum für Geschäftsleute und das Non-Immigrant-O-Visum für Familienangehörige thailändischer Staatsangehöriger. Diese Anträge erfordern Termine, die mindestens zwei Wochen im Voraus gebucht werden sollten.

Der Prozess dauert typischerweise zwei Tage. Am ersten Tag reicht man die vollständigen Unterlagen ein, am zweiten Tag holt man den Reisepass mit dem eingeklebten Visum ab. Während dieser Wartezeit können Reisende Kuala Lumpur erkunden: die Petronas Towers besichtigen, durch den KLCC Park schlendern oder die Batu Caves besuchen. Diese Vorgehensweise unterscheidet sich fundamental vom Kurztrip-Visa-Run und wird von thailändischen Behörden als legitimer Verwaltungsakt anerkannt.

Langfristige Visa: Die nachhaltige Lösung

Thailand hat in den vergangenen Jahren sein Visa-Angebot erheblich erweitert, um legale Langzeitaufenthalte zu fördern. Besonders interessant ist das Destination Thailand Visa, kurz DTV, das seit 2024 verfügbar ist. Dieses Visum richtet sich an digitale Nomaden, Freiberufler und Remote Worker. Es ermöglicht Aufenthalte von bis zu 180 Tagen pro Einreise und besitzt eine Gültigkeit von fünf Jahren. Die Kosten betragen etwa 10.000 Baht, abhängig vom Antragungsort.

Auch das Rentnervisum bleibt eine solide Option für ältere Reisende. Wer mindestens 50 Jahre alt ist und entweder 800.000 Baht auf einem thailändischen Bankkonto nachweisen kann oder monatliche Einkünfte von mindestens 65.000 Baht belegt, qualifiziert sich für das Non-Immigrant-O-A-Visum. Dieses erlaubt zunächst einjährige Aufenthalte mit Verlängerungsmöglichkeiten. Bildungsvisa für Sprachschüler und Studierende sowie das Non-Immigrant-B-Visum für Berufstätige runden das Angebot ab.

Die Risiken wiederholter Visa Runs

Wer trotz verschärfter Kontrollen weiterhin auf Visa Runs setzt, spielt mit dem Feuer. Die Konsequenzen reichen von intensiven Befragungen über mehrstündige Wartezeiten bei der Immigration bis hin zur vollständigen Einreiseverweigerung. Letzteres ist kein theoretisches Szenario mehr, sondern wird regelmäßig praktiziert. Betroffene müssen dann direkt den Rückflug antreten, verlieren dabei nicht nur Geld für Flüge und Unterkünfte, sondern auch wertvolle Zeit.

Zusätzlich besteht das Risiko, auf eine schwarze Liste zu geraten. Eine Einreisesperre kann mehrere Jahre dauern und macht Thailand als Reiseziel praktisch unzugänglich. Selbst wer später ein reguläres Visum beantragt, könnte aufgrund negativer Einträge im System abgelehnt werden. Die kurzfristige Bequemlichkeit eines Visa Runs steht in keinem Verhältnis zu diesen langfristigen Risiken.

Praktische Alternativen zum klassischen Visa Run

Statt auf riskante Grenzübertritte zu setzen, sollten Reisende alternative Strategien erwägen. Eine Möglichkeit besteht darin, mehrere Länder in Südostasien in die Reiseplanung einzubeziehen. Wer beispielsweise drei Monate in Thailand verbringt, dann drei Monate in Vietnam und anschließend drei Monate auf den Philippinen, minimiert Probleme mit wiederholten Einreisen. Diese Rotation ermöglicht ausreichend Abstand zwischen den Thailand-Besuchen und vermittelt den Eindruck echter touristischer Mobilität.

Eine weitere Option ist die bewusste Planung längerer Abwesenheiten. Wer Thailand für mehrere Wochen oder Monate verlässt und währenddessen andere Regionen Asiens bereist, kann später problemloser zurückkehren. Ein sechswöchiger Trip durch Japan oder ein zweimonatiger Aufenthalt in Indonesien schaffen Glaubwürdigkeit und lassen das Einreiseprofil harmloser erscheinen als ständige Kurzabstecher nach Malaysia.

Finanzielle Nachweise werden wichtiger

Ab Mai 2025 hat Thailand die Anforderungen für finanzielle Nachweise bei Visumsanträgen wieder verschärft. Antragsteller müssen belegen, dass sie über ausreichende Mittel verfügen, um ihren Aufenthalt zu finanzieren. Bei touristischen Visa bedeutet dies mindestens 20.000 Baht, nachgewiesen durch Kontoauszüge der letzten drei Monate oder ein Sponsorenbrief. Diese Regelung war während der Pandemie-Erholung ausgesetzt, ist nun aber wieder in Kraft.

Auch bei der Einreise über das Visa-Exemption-Programm können Beamte finanzielle Nachweise verlangen, obwohl dies seltener vorkommt. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte entsprechende Dokumente stets griffbereit haben. Bargeld wird grundsätzlich akzeptiert, aber Kontoauszüge oder Kreditkarten mit ausreichendem Kreditrahmen wirken professioneller. Reisende sollten diese Unterlagen in englischer Sprache bereithalten, um Kommunikationsprobleme zu vermeiden.

Die Rolle von Visa-Agenturen

In Thailand operieren zahlreiche Agenturen, die Unterstützung bei Visa-Angelegenheiten anbieten. Seriöse Anbieter helfen bei der Zusammenstellung erforderlicher Dokumente, koordinieren Botschaftstermine und begleiten den gesamten Antragsprozess. Für komplexe Visa-Kategorien oder Reisende mit komplizierten Situationen können diese Dienstleister wertvoll sein. Die Kosten variieren stark, liegen aber typischerweise zwischen 5.000 und 20.000 Baht, abhängig von der Visa-Art und dem Servicelevel.

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Allerdings gibt es auch unseriöse Akteure, die unrealistische Versprechungen machen oder sogar illegale Praktiken anbieten. Wer beispielsweise ein Bildungsvisum kauft, ohne tatsächlich an Kursen teilzunehmen, oder gefälschte Dokumente verwendet, riskiert strafrechtliche Konsequenzen. Bei der Auswahl einer Agentur sollte man auf Empfehlungen, Transparenz der Leistungen und realistische Erwartungen achten. Eine etablierte Kanzlei mit gutem Ruf ist die zusätzlichen Kosten meist wert.

Penang als Alternative zu Kuala Lumpur

Wer dennoch nach Malaysia reisen möchte, sollte Penang als Alternative zu Kuala Lumpur in Betracht ziehen. Das thailändische Konsulat in Penang ist bekannt für seine Effizienz und bearbeitet touristische Visa oft innerhalb eines Tages. Die Insel selbst bietet kulturelle Attraktionen, exzellentes Essen und eine entspannte Atmosphäre. Georgetown, die Hauptstadt Penangs, gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und lockt mit kolonialer Architektur und Street Art.

Die Anreise von Bangkok nach Penang ist unkompliziert. Direktflüge dauern etwa 90 Minuten, Billigflieger bieten regelmäßig günstige Verbindungen an. Alternativ kann man den Landweg wählen: Mit dem Zug von Bangkok nach Hat Yai und von dort weiter zur Grenze. Diese Variante ist zeitaufwendiger, aber preiswerter und ermöglicht es, mehr vom Land zu sehen. Penang eignet sich besonders für Reisende, die tatsächlich ein neues Visum beantragen möchten, weniger für reine Visa Runs.

Juristische Grauzonen und ihre Konsequenzen

Viele Langzeitreisende bewegen sich in rechtlichen Grauzonen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Wer beispielsweise in Thailand lebt und von dort aus für ausländische Arbeitgeber arbeitet, befindet sich technisch in einer illegalen Situation, sofern keine entsprechende Arbeitserlaubnis vorliegt. Das DTV versucht, genau diese Gruppe zu legalisieren, doch nicht alle erfüllen die Voraussetzungen oder wissen überhaupt von dieser Option.

Ein weiteres Problem betrifft Aufenthaltsmeldungen. Nach thailändischem Recht müssen Ausländer alle 90 Tage ihre Adresse bei der Immigration melden, wenn sie sich mit einem Langzeitvisum im Land aufhalten. Viele missachten diese Pflicht, was theoretisch zu Strafen führen kann. Auch die TM30-Regelung, nach der Vermieter ausländische Gäste binnen 24 Stunden melden müssen, wird oft ignoriert. Diese scheinbar kleinen Verstöße können bei Visa-Verlängerungen oder Kontrollen zu Komplikationen führen.

Verhaltenstipps bei der Einreise

Wer nach einem Aufenthalt in Kuala Lumpur oder anderswo nach Thailand zurückkehrt, sollte einige grundlegende Verhaltensregeln beachten. Erstens: Freundlichkeit und Respekt gegenüber Immigrationsbeamten sind essenziell. Diskussionen oder aggressive Reaktionen verschlechtern die Situation garantiert. Zweitens: Ehrlichkeit zahlt sich aus. Wer nach dem Grund seiner Reise gefragt wird, sollte wahrheitsgemäß antworten. Tourismus ist eine akzeptable Antwort, aber Konsistenz zwischen den Angaben und dem tatsächlichen Verhalten ist wichtig.

Drittens: Vorbereitung zeigt Professionalität. Alle relevanten Dokumente sollten geordnet und leicht zugänglich sein. Ein durchdachtes Weiterreiseticket, eine glaubwürdige Hotelbuchung und ein höfliches Auftreten können den Unterschied zwischen problemloser Einreise und mehrstündiger Befragung ausmachen. Viertens: Geduld ist eine Tugend. Selbst wenn die Kontrolle länger dauert, sollte man Ruhe bewahren und kooperativ bleiben.

Die Zukunft thailändischer Visa-Regelungen

Thailand überdenkt kontinuierlich seine Immigrationspolitik. Aktuell wird diskutiert, die visumfreie Aufenthaltsdauer von 60 auf 30 Tage zu reduzieren. Diese Änderung könnte bereits Ende 2025 in Kraft treten, ist aber noch nicht final entschieden. Gleichzeitig erweitert das Königreich sein Angebot an langfristigen Visa-Optionen, um legale Aufenthalte zu fördern. Die Botschaft ist klar: Thailand möchte Langzeitbesucher, aber nur solche mit angemessenen Visa.

Persönliche Erfahrungen und Community-Wissen

In Reiseforen und Online-Communities diskutieren Betroffene regelmäßig über ihre Erfahrungen mit Visa Runs. Die Berichte reichen von problemlosen Einreisen bis zu Albtraumszenarien mit stundenlangen Verhören und Abschiebungen. Auffällig ist, dass die Erfahrungen stark variieren und von individuellen Faktoren abhängen: Nationalität, Alter, Einreisehistorie und das Auftreten bei der Kontrolle spielen eine Rolle.

Viele erfahrene Expatriates warnen mittlerweile explizit vor wiederholten Visa Runs und empfehlen stattdessen die Beantragung legitimer Langzeitvisa. Die Zeiten, in denen man jahrelang in Thailand leben konnte, indem man alle paar Monate kurz ausreiste, sind endgültig vorbei. Wer das Land liebt und dort dauerhaft leben möchte, sollte in ein angemessenes Visum investieren, statt das System auszutesten.

Kosten-Nutzen-Analyse eines Visa Runs

Ein Visa Run nach Kuala Lumpur erscheint auf den ersten Blick kostengünstig. Flüge gibt es ab etwa 2500 Baht, eine einfache Unterkunft kostet 800 bis 1500 Baht pro Nacht. Verpflegung und Transport vor Ort schlagen mit weiteren 1000 Baht zu Buche. Insgesamt kann man mit 5000 bis 8000 Baht für einen zweitägigen Trip rechnen. Im Vergleich zu den Kosten eines DTV von 10.000 Baht, das fünf Jahre gültig ist, erscheint dies teuer.

Rechnet man mehrere Visa Runs pro Jahr zusammen, übersteigen die Kosten schnell die einer einmaligen Visa-Beantragung. Hinzu kommen der zeitliche Aufwand und der Stress wiederholter Grenzübertritte. Ein Tag Arbeitsverlust für einen digitalen Nomaden kann je nach Stundensatz die Reisekosten übersteigen. Die versteckten Kosten – Unsicherheit, Einreiserisiko, verlorene Zeit – machen Visa Runs zu einer fragwürdigen Investition.

Rechtliche Beratung als sinnvolle Option

Wer unsicher über seine Visa-Situation ist, sollte professionelle rechtliche Beratung in Anspruch nehmen. Spezialisierte Anwaltskanzleien in Thailand bieten Erstgespräche an, in denen individuelle Optionen besprochen werden. Die Kosten für solche Konsultationen liegen typischerweise zwischen 3000 und 8000 Baht, können aber langfristig deutlich mehr Geld und Ärger sparen.

Anwälte kennen die aktuellen Regelungen, verstehen Ausnahmefälle und können maßgeschneiderte Lösungen entwickeln. Sie helfen auch bei der Vorbereitung von Visa-Anträgen, prüfen Dokumente auf Vollständigkeit und erhöhen damit die Erfolgswahrscheinlichkeit. Besonders für komplexe Situationen – etwa bei vorherigen Overstays oder unklaren Einreisehistorien – ist rechtlicher Beistand unverzichtbar.

Kulturelle Sensibilität bei Behördenkontakten

Thailand ist eine hierarchische Gesellschaft mit ausgeprägten Höflichkeitsformen. Diese kulturellen Normen gelten auch für den Umgang mit Behörden. Immigrationsbeamte erwarten Respekt und eine angemessene Erscheinung. Wer in Strandkleidung oder ungepflegt auftritt, signalisiert mangelnden Respekt und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer kritischen Prüfung.

Auch nonverbale Kommunikation spielt eine Rolle. Lautes Sprechen, aggressive Gesten oder offensichtliche Ungeduld werden negativ aufgenommen. Ein traditioneller Wai, die thailändische Grußgeste mit gefalteten Händen, kann hingegen Sympathiepunkte bringen. Grundlegende Sprachkenntnisse, selbst nur einfache Floskeln wie „Sawasdee Krap“ oder „Khop Khun Krap„, zeigen Wertschätzung für die Kultur und können die Atmosphäre verbessern.

Versicherungen und medizinische Absicherung

Ein oft übersehener Aspekt bei Langzeitaufenthalten ist die Krankenversicherung. Einige thailändische Visa-Kategorien, insbesondere das Rentnervisum, erfordern den Nachweis einer thailändischen Krankenversicherung. Die Mindestanforderungen betragen 400.000 Baht für stationäre Behandlungen und 40.000 Baht für ambulante Versorgung. Internationale Versicherungen werden nicht immer akzeptiert, daher sollte man sich vorab informieren.

Auch ohne Visa-Verpflichtung ist eine umfassende Krankenversicherung essenziell. Medizinische Behandlungen in Thailand sind zwar günstiger als in Europa, aber ohne Versicherung können komplexe Eingriffe oder längere Krankenhausaufenthalte dennoch hohe Kosten verursachen. Viele Langzeitreisende unterschätzen dieses Risiko, bis es zu spät ist.

Leben in Thailand wird formalisiert

Die Entwicklung ist eindeutig: Thailand bewegt sich weg von informellen Arrangements hin zu formalisierten Strukturen. Die Regierung möchte qualifizierte Langzeitbesucher anziehen – Rentner mit Finanzkraft, digitale Nomaden mit stabilen Einkommen, Investoren mit Kapital. Gleichzeitig sollen illegale Aufenthalte und Schwarzarbeit eingedämmt werden. Diese Strategie spiegelt sich in allen jüngsten Änderungen wider.

Für Reisende bedeutet dies eine Anpassung ihrer Planungen. Wer Thailand nur für Kurzurlaube besucht, wird kaum Probleme haben. Wer jedoch längere Zeit bleiben möchte, muss sich mit den Visa-Optionen auseinandersetzen und darf nicht auf die alten Tricks setzen. Die gute Nachricht: Mit den neuen Langzeitvisa wie dem DTV gibt es tatsächlich legale und bezahlbare Wege, um längere Zeit im Königreich zu verbringen.

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3 Kommentare zu „Visa-Falle: Thailand verschärft Kontrollen drastisch

  1. Nachweis einer (thailändischen!) Krankenversicherung für das Rentnervisum nun auch Pflicht ? Das würde für viele Rentner mit internationaler KV das Aus in Thailand bedeuten.

  2. Wenn ich schon wieder diese beim WB notorische Falschmeldung lese, Zitat „..das TDAC… muss bis zu 72 Stunden vor Einreise online ausgefüllt werden..“, dann fragt man sich unweigerlich wie verlässlich die weiteren Informationen hier sein können. Wenn man dann noch in Betracht zieht, dass die Malaysia Digital Arrival Card, MDAC (das heißt wirklich so!) nicht mal erwähnt wird und das obwohl es dieses Pendant zur thailändischen TDAC schon seit 1.1.2024 gibt, naja. Und das obwohl die Visa-Run-Route nach Kuala Lumpur und Penang hier ausführlich thematisiert werden.
    Und natürlich halte ich es für besser wenn man als Remote-Arbeiter von Thailand aus im Ausland tätig ist, ein dafür auch gültiges Visum macht. Seit Juli 2024 gibt es das Destination Thailand Visum (DTV) welches dieses möglich machen soll. Ganz ohne (viel) Bürokratie geht es aber auch hier nicht. Es gilt einige Voraussetzungen zu erfüllen und kann auch nur außerhalb Thailands beantragt werden. Soweit mir bekannt, sind die Anforderungen in den Ländern in dem man den Visumsantrag stellt leicht unterschiedlich. Wie auch immer, ich hatte mein Visum mit Hilfe einer zuverlässigen Agentur in Pattaya beantragt und nach gut einer Woche auch in Händen. Das DTV hat aber ein paar Nachteile. Man kann damit in Thailand kein Bankkonto eröffnen. Anders als beispielsweise das Rentnervisum mit der jährlichen Verlängerung, hat das DTV eine Laufzeit von 5 Jahren. Trotzdem gehört es in die Klasse „Touristenvisum“. Ergo keine Eröffnung eines Bankkonto! Mit dem DTV kann man bis zu 180 Tagen im Land bleiben. Theoretisch verlängerbar um weitere 180 Tagen, bevor man ausreisen muss. Allerdings wollen die lokalen Immigration dafür ein Bankguthaben auf einer thailändischen Bank über 500.000 Baht nachgewiesen haben. Wenn man noch keines hat, schon irgendwie witzig, da man damit doch gar kein Bankkonto eröffnen kann! Angeblich ist dieses DTV eine Erfindung des Außenministeriums gewesen und wohl ohne Absprache mit der Immigration. Dementsprechend freundlich ist auch die Behandlung auf der lokalen Immigration, zumindest die für mich zuständige in Hua Hin. Es war ein bürokratischer Hindernislauf bis ich die 180 Tage Verlängerung hatte. Beispielsweise wollte man nebst Kaufvertrag für mein Haus und Pachtvertrag für das Grundstück auch das Gelbe Hausbuch und rosa Ausländerausweis. Natürlich nebst TM28 und TM 47 Meldung. Und das obwohl ich bereits seit 10 Jahren alle 3 Monate mich auch dort mit immer der gleichen Adresse melde. Ein Bankguthaben über 500k+ habe ich seit Jahren. Das wollten sie nicht anerkennen, dass Geld müsste mindestens 3 Monate und längstens 6 Monate vorher nachweislich aus dem Ausland einbezahlt worden sein. Das widersprach sogar den schriftlichen Auskünften der Immi Hua Hin. Meinen Vertrag mit einem Auftraggeber wollten sie nicht anerkennen da dieser aus dem letzten Jahr (2024) stammt. Nein, eine Bestätigung wurde verlangt, dass dieser Vertrag noch existiert. Auch das widersprach dem erwähnten schriftlichen Anforderungsprofils. Es war ein langer Kampf auf der Immigration und ich kann mir vorstellen, dass Leute mit Wartenummern nach mir sauer waren, dass ich den Schalter fast 2 Stunden belegte.
    Die üblichen Meldepflichten bestehen im übrigen ganz genauso für DTV-Inhaber weiter. Und der leidigen Steuerproblematik entgeht man hierzulande eben auch nicht. Aber das ist ein ganz anderes Thema. Richtig knifflig wird es übrigens, wenn man nebst den Einnahmen aus seiner Remote-Tätigkeit auch noch Renten aus verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen DBA’s hat und weniger nach Thailand überweist als man beispielsweise Rente hat. Mit so einer Kombination kriege ich jeden Steuerberater und sonstige Spezialisten, ebenso das zuständige Finanzamt in die Knie.

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