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Visum weg wegen diesem Papier?

Visum weg wegen diesem Papier?
KI-generierte Illustration, erstellt von Google Gemini

Der Moment der Wahrheit am Schalter 4

Es ist 8:30 Uhr morgens in einer thailändischen Einwanderungsbehörde (Immigration Office). Die Klimaanlage brummt, der Wartenummer-Automat spuckt gnadenlos Papierstreifen aus, und Thomas (Name geändert), ein 54-jähriger Expat aus Deutschland, starrt auf ein Dokument, das vor ihm auf dem wackeligen Holztisch liegt. Seine thailändische Ehefrau sitzt daneben, sichtlich nervös. Das Dokument trägt oben rechts ein unscheinbares Kürzel: STM.10. (แบบ ตม.10)

Thomas dachte, er sei vorbereitet. Er hat die Kontoauszüge, die Fotos vom gemeinsamen Ehebett, die handgezeichnete Karte zum Haus. Doch nun stolpert er über eine scheinbar banale Frage in einem Online-Forum, die ihn letzte Nacht wachgehalten hat: „Wer füllt hier eigentlich was aus?“

Der User „sanook 1“ stellte genau diese Frage kürzlich in einem englischsprachigen Online Forum „Atm 10 [sic] … Der erste Abschnitt wird von meiner Frau ausgefüllt, richtig? Und dann… ‚Gemäß Herrn/Frau/Fräulein‘… füllt sie das aus oder ich?“

Diese Szene ist symptomatisch für das Leben vieler Ausländer im „Land des Lächelns“. Es geht nicht nur um Palmen und Pad Thai, sondern um den jährlichen Kampf gegen den Papierkrieg. Das Formular STM.10, offiziell das „Affidavit of family relation to a Thai national“ (Eidesstattliche Erklärung über die familiäre Beziehung zu einem thailändischen Staatsbürger), ist dabei oft das Zünglein an der Waage.

Warum ein Stück Papier so viel Angst macht

Für den Laien mag es lächerlich klingen, dass ein einziges Formular Panik auslöst. Doch für Expats in Thailand hängt an diesem Papier die Existenz. Ein Fehler kann bedeuten: Antrag abgelehnt, 30 Tage Ausreisefrist, Leben auf den Kopf gestellt.

Im Jahr 2025 sind die Regeln der thailändischen Immigration zwar digitaler geworden, aber am Ende entscheidet immer noch der Stempel eines Beamten. Und dieser Beamte will Beweise sehen – schwarz auf weiß, unterschrieben und korrekt ausgefüllt. Das STM.10 ist mehr als ein Formular; es ist der schriftliche Beweis, dass Ihre Ehe keine Scheinehe ist.

Das System der „Marriage Extension“

Bevor wir das Rätsel um das STM.10 lösen, müssen wir verstehen, warum es überhaupt existiert. Wer als Ausländer mit einer thailändischen Staatsbürgerin verheiratet ist, bekommt nicht automatisch ein Dauervisa. Man erhält in der Regel ein „Non-Immigrant O Visa“, das zunächst nur 90 Tage gültig ist.

Der jährliche Marathon

Um langfristig in Thailand zu bleiben, beantragen die meisten Ehemänner eine „Extension of Stay based on Marriage“ (Aufenthaltsverlängerung auf Basis der Ehe). Diese ist ein Jahr gültig und muss jedes Jahr erneuert werden.

Hier kommen die finanziellen Hürden ins Spiel, die sich auch 2025 nicht geändert haben:

  1. Bankguthaben: 400.000 Thai Baht müssen mindestens zwei Monate (bei der ersten Beantragung) bzw. drei Monate (bei Verlängerungen) vor Antragstellung auf einem thailändischen Konto liegen. Umrechnung (Stand Dezember 2025): Bei einem Kurs von ca. 36,80 THB/EUR entspricht dies etwa 10.870 Euro.
  2. Oder Einkommen: Alternativ muss ein monatliches Einkommen von 40.000 THB nachgewiesen werden (ca. 1.087 Euro).

Die Beweislast

Geld allein reicht jedoch nicht. Die Immigration geht – vorsichtig formuliert – oft von einer „Schuldvermutung“ aus. Scheinehen sind ein reales Problem, und die Behörden prüfen streng. Hier kommt das STM.10 ins Spiel. Es ist die eidesstattliche Versicherung der thailändischen Seite, dass die Beziehung echt ist, man zusammenlebt und der Ausländer keinen Ärger macht.

Das Mysterium des STM.10 entschlüsselt

Kommen wir zurück zur Frage des Users „sanook 1“. Er ist verwirrt über die Perspektive des Formulars. Wer ist das „Ich“ im Text? Wer ist der „Antragsteller“?

Die Struktur des Formulars verstehen

Das Formular STM.10 ist, juristisch gesehen, eine Zeugenaussage. In fast allen Fällen ist der thailändische Ehepartner der Zeuge.

Das Formular ist so aufgebaut:

  1. Der Kopf: Hier werden die Daten des „Guarantors“ (Bürgen/Zeugen) abgefragt. Das ist die thailändische Ehefrau. Sie bestätigt ihre Identität, Adresse und ID-Card-Nummer.
  2. Der Körper (Die Aussage): Der Text lautet sinngemäß: „Ich bestätige hiermit, dass ich in einer familiären Beziehung zu Herrn/Frau [Name des Ausländers] stehe…“.

Die Verwirrung des Users „sanook 1“ entsteht durch die oft holprige englische Übersetzung unter dem thailändischen Text. Wenn dort steht „According to Mr./Mrs….“, ist damit oft gemeint: „In Bezug auf den Ausländer…“.

Die sprachliche Falle

Die thailändische Bürokratie ist auf Thai verfasst. Die englischen Untertitel sind Hilfestellungen, aber rechtlich bindend ist das thailändische Wort.

  • Die Lösung: Der thailändische Partner füllt den Teil aus, der „Ich“ sagt (Name, Adresse, Beziehung).
  • Der ausländische Partner ist das Objekt der Aussage.
  • Unterschrieben wird es meist von beiden oder primär vom thailändischen Partner, bestätigt durch den Beamten.

Es ist eine psychologische Hürde: Der Ausländer ist es gewohnt, seine Anträge selbst auszufüllen. Beim STM.10 gibt er jedoch die Kontrolle ab. Er ist abhängig davon, dass seine Frau bestätigt: „Ja, wir sind wirklich ein Paar.“

Warum scheitern Anträge oft?

Es liegt selten am STM.10 allein. Meist ist es eine Kombination aus Faktoren:

  • Unstimmigkeiten im Interview: Mann und Frau werden getrennt befragt. Er sagt: „Wir haben uns in einer Bar getroffen.“ Sie sagt: „Im Supermarkt.“ Alarmglocken.
  • Der Hausbesuch: Bei Erstanträgen kommt die Immigration oft nach Hause. Hängen da Männerklamotten im Schrank? Gibt es zwei Zahnbürsten? Das STM.10 ist nur das Versprechen; der Hausbesuch ist der Beweis.
  • Fehlende Fotos: 2025 wird immer noch erwartet, dass man Fotos einreicht. Ein Foto vor dem Haus (mit Hausnummer sichtbar), eins im Wohnzimmer, eins im Schlafzimmer. Manche Beamte verlangen sogar, dass man im Schlafanzug im Bett sitzt – kein Scherz, sondern bittere Realität in manchen Provinzen.

Ausblick 2026: Wird es einfacher oder schwerer?

Die Diskussion um das STM.10 zeigt, dass die Digitalisierung der thailändischen Behörden („Thailand 4.0“) noch Lücken hat. Zwar gibt es mittlerweile E-Visa für die Einreise, aber die Verlängerung im Inland (Extension of Stay) ist nach wie vor ein analoges Erlebnis mit viel Papier.

Der Trend zum LTR-Visum

Für wohlhabende Expats gibt es mittlerweile das LTR-Visum (Long Term Resident).

  • Vorteil: 10 Jahre Ruhe, keine 90-Tage-Meldung (bzw. nur jährlich), kein jährlicher Kampf mit dem STM.10.
  • Nachteil: Die Hürden sind extrem hoch (z.B. 1 Million USD Vermögen oder hohes Renteneinkommen von min. 80.000 USD/Jahr).

Für den „Normal-Rentner“ mit 1.500 bis 2.000 Euro Rente bleibt das „Non-O Marriage“ und damit das jährliche Date mit dem Formular STM.10 auch 2026 die realistischste Option.

Die konforme Realität

Wer plant, nach Thailand zu ziehen, sollte finanzielle Puffer einplanen. Die Wechselkurse schwanken.

  • Hatte man 2024 noch 39 Baht für einen Euro bekommen, sind es heute ca. 36,80.
  • Die geforderten 400.000 THB sind in Euro also „teurer“ geworden.
  • Tipp: Halten Sie immer etwas mehr als das Minimum auf dem Konto, um Kursschwankungen abzufedern, falls Sie das Geld in Euro auf einem thailändischen Fremdwährungskonto halten (was manche Banken zulassen, aber riskant für den Nachweis sein kann – besser ist Thai Baht).

Die Lösung für „sanook 1“ und alle anderen

Kommen wir zum Schluss zur konkreten Auflösung des Falls aus dem Forum. Die Unsicherheit ist verständlich, aber die Regel ist klar.

So füllen Sie das STM.10 korrekt aus (Anleitung):

  1. Abschnitt 1 (Persönliche Daten): Hier trägt sich die thailändische Person ein. Name, Alter, Adresse, ID-Card-Nummer. Sie ist diejenige, die die Erklärung abgibt.
  2. Abschnitt 2 (Beziehung): Hier wird der Name des ausländischen Partners eingetragen. Der Text besagt, dass die oben genannte Person (Thai) mit dem hier genannten Ausländer (Sie) verheiratet ist.
  3. Unterschriften: In der Regel unterschreibt der thailändische Partner als „Declarant“ (Erklärender). Oft gibt es ein Feld für den Ausländer als „Applicant“ (Antragsteller) oder Zeugen.

Wichtig: Lassen Sie Ihre thailändische Partnerin das Formular lesen. Es ist in ihrer Muttersprache verfasst. Versuchen Sie nicht, es mit Google Translate Wort für Wort zu zerlegen – der juristische Kontext geht dabei verloren.

Schlussfolgerung

Das STM.10 ist kein Monster, sondern ein Standard-Werkzeug der Behörden. Es dient dem Schutz vor Missbrauch. Wer eine echte Beziehung führt, das Geld auf dem Konto hat und seiner Partnerin vertraut, hat nichts zu befürchten.

Die Nervosität von „sanook 1“ ist normal. Sie zeigt, dass ihm sein Aufenthalt und seine Frau wichtig sind. Und genau das ist es, was die Beamten sehen wollen: Dass es Ihnen nicht egal ist.

Atmen Sie tief durch, lächeln Sie (Sie sind in Thailand!), und lassen Sie Ihre Frau den Stift führen. Sie weiß am besten, wie man bestätigt, dass Sie zusammengehören.

Anmerkung der Redaktion:

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