Sehr geehrte Damen und Herren,
seit mehreren Jahren lebe ich mit meinem schulpflichtigen Kind in Thailand, wo wir uns mit einem sogenannten O-Visum aufhalten. Dieses Visum wird üblicherweise an Personen vergeben, die Familienangehörige im Land haben oder aus anderen nicht-kommerziellen Gründen längerfristig bleiben möchten.
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In meinem Fall ist es die Schulbildung meines Kindes, die uns nach Thailand geführt hat und dort hält. Bisher verlief alles reibungslos. Die jährlichen Verlängerungen waren zwar mit einem gewissen bürokratischen Aufwand verbunden, aber letztlich managebar. Doch nun stehe ich vor einer Situation, die mich nicht nur ratlos, sondern auch zunehmend verzweifelt zurücklässt.
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Die Schule, die mein Kind besucht, scheint plötzlich in eine andere behördliche Kategorie zu fallen. Mir ist nicht ganz klar, was genau sich geändert hat, ob es neue Vorschriften der thailändischen Einwanderungsbehörde sind oder ob die Schule selbst ihre Anforderungen verschärft hat.
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Jedenfalls verlangt man nun von mir eine beglaubigte Geburtsurkunde meines Kindes. Das klingt zunächst nach einer simplen Formalität, doch in der Praxis entpuppt sich diese Anforderung als nahezu unüberwindbare Hürde, zumindest in meiner aktuellen Lage.
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Ich besitze selbstverständlich die originale Geburtsurkunde meines Kindes. Diese habe ich bereits bei früheren Visumsanträgen und Verlängerungen vorgelegt, und sie wurde stets ohne Beanstandung akzeptiert. Warum jetzt auf einmal eine beglaubigte Version erforderlich sein soll, erschließt sich mir nicht vollständig.
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Besonders irritierend ist, dass mir von verschiedenen Seiten unterschiedliche Informationen gegeben werden. Die Schule besteht auf der Beglaubigung. Bei der Einwanderungsbehörde wurde mir jedoch gesagt, dass für die Verlängerung meines O-Visums die Beglaubigung des Visums meines Kindes ausreichen würde. Diese widersprüchlichen Aussagen machen es mir unmöglich, einen klaren Handlungsplan zu entwickeln.
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Die eigentliche Herausforderung besteht nun darin, überhaupt an eine solche beglaubigte Geburtsurkunde zu gelangen. In Deutschland gibt es verschiedene Stellen, bei denen man Dokumente beglaubigen lassen kann. Im Ausland ist dafür üblicherweise die deutsche Botschaft oder das Generalkonsulat zuständig. Also wandte ich mich an die deutsche Botschaft in Bangkok, um dort einen Termin für die Beglaubigung zu vereinbaren. Was ich dabei erlebte, war jedoch ernüchternd.
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Die Website der Botschaft ist zwar informativ, was allgemeine Informationen angeht, aber wenn es darum geht, konkret einen Termin zu buchen oder herauszufinden, welche Schritte in welcher Reihenfolge zu unternehmen sind, wird es schnell unübersichtlich. Das Terminbuchungssystem scheint chronisch überlastet zu sein.
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Hinzu kommt der zeitliche Druck. Mein aktuelles Visum läuft in wenigen Tagen ab. Normalerweise würde man sagen, dass man rechtzeitig damit hätte anfangen müssen. Aber diese neue Anforderung wurde mir erst vor kurzem mitgeteilt, und seitdem versuche ich verzweifelt, eine Lösung zu finden.
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Die Schule hat mir als Alternative vorgeschlagen, nach Deutschland zurückzufliegen und dort ein komplett neues Visum zu beantragen. Auf den ersten Blick klingt das nach einer praktikablen Lösung. Doch bei näherer Betrachtung erweist sich auch dieser Weg als äußerst problematisch. Zunächst einmal ist da die Frage des Timings. Mein Kind soll im Januar wieder zur Schule gehen.
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Wenn ich jetzt, kurz vor Weihnachten, nach Deutschland fliege, muss ich dort nicht nur einen Termin bei der zuständigen Ausländerbehörde oder beim thailändischen Konsulat bekommen, sondern auch die Bearbeitungszeit des Visumsantrags abwarten. In der Weihnachts- und Neujahrszeit kann das durchaus mehrere Wochen dauern. Es ist also völlig unklar, ob wir rechtzeitig zurück in Thailand wären.
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Darüber hinaus weiß ich nicht genau, welche Dokumente in Deutschland für einen solchen Visumsantrag erforderlich sind. Brauche ich dort ebenfalls eine beglaubigte Geburtsurkunde? Muss ich nachweisen, dass mein Kind tatsächlich in Thailand zur Schule geht? Benötige ich eine Bestätigung der Schule? Muss ich finanzielle Mittel nachweisen?
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All diese Fragen sind ungeklärt, und ohne klare Informationen läuft man Gefahr, nach Deutschland zu fliegen und dort festzustellen, dass man nicht alle erforderlichen Unterlagen dabei hat. Dann müsste man entweder wieder nach Thailand zurück, um die fehlenden Dokumente zu besorgen, oder man müsste versuchen, sie aus der Ferne zu organisieren, was wiederum Zeit und Nerven kostet.
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Die gesamte Situation fühlt sich wie ein absurdes Bürokratiespiel an. Ich habe nichts falsch gemacht. Ich habe alle Regeln befolgt, die mir bekannt waren. Doch nun werde ich mit neuen Anforderungen konfrontiert, die mir niemand rechtzeitig mitgeteilt hat und für deren Erfüllung mir die notwendigen Mittel und die Zeit fehlen. Es ist eine kafkaeske Erfahrung, bei der man von einer Behörde zur nächsten geschickt wird, ohne dass jemand wirklich helfen kann oder will.
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Was mich besonders frustriert, ist die mangelnde Koordination zwischen den verschiedenen Stellen. Die Schule sagt das eine, die Einwanderungsbehörde etwas anderes, und die Botschaft scheint in einer ganz eigenen Welt zu existieren. Es gibt keine zentrale Anlaufstelle, bei der man eine verbindliche Auskunft bekommt. Stattdessen muss man sich durch einen Dschungel widersprüchlicher Informationen kämpfen und hoffen, dass man am Ende auf dem richtigen Weg ist.
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Ich frage mich, wie viele andere Familien in einer ähnlichen Situation sind. Thailand ist ein beliebtes Ziel für Expats, Rentner und Familien, die ihren Kindern eine internationale Ausbildung ermöglichen möchten. Viele von ihnen dürften mit ähnlichen bürokratischen Hürden konfrontiert sein. Doch darüber wird selten gesprochen. Man kämpft im Stillen mit den Behörden und hofft, dass sich alles irgendwie regelt. Dabei würde es helfen, wenn es mehr Transparenz und klarere Informationen gäbe.
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Ein weiteres Problem ist die Sprachbarriere. Viele Dokumente und Anforderungen werden nur auf Thailändisch kommuniziert. Zwar gibt es oft englische Übersetzungen, aber diese sind nicht immer vollständig oder leicht verständlich. Als deutscher Staatsbürger ohne fließende Thailändischkenntnisse ist man dann auf Übersetzer oder hilfsbereite Einheimische angewiesen. Das funktioniert im Alltag meist ganz gut, aber in komplexen behördlichen Angelegenheiten kann es zu Missverständnissen kommen, die weitreichende Folgen haben.
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Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Thailand ist ein wunderbares Land mit freundlichen Menschen und vielen Möglichkeiten. Die Entscheidung, hierher zu ziehen, bereue ich nicht. Doch das Visumssystem ist komplex und manchmal willkürlich. Es wäre wünschenswert, wenn es klare, einheitliche Regelungen gäbe und wenn diese Regelungen auch verlässlich angewendet würden. Wenn sich etwas ändert, sollten Betroffene rechtzeitig und deutlich informiert werden, sodass sie sich darauf einstellen können.
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Im Moment sitze ich also hier mit einem ablaufenden Visum, widersprüchlichen Informationen und der Ungewissheit, wie es weitergeht. Die Option, nach Deutschland zu fliegen, ist mit enormen Kosten und Risiken verbunden. Die Option, in Thailand zu bleiben und auf eine Lösung zu hoffen, könnte dazu führen, dass mein Visum abläuft und ich in eine illegale Situation gerate, was wiederum Strafen und Einreiseverbote nach sich ziehen könnte. Beide Optionen sind alles andere als ideal.
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Was ich mir wünsche, ist eine pragmatische Lösung. Vielleicht könnte die Botschaft in Eilfällen schnellere Termine anbieten. Vielleicht könnte es eine Übergangsregelung geben für Fälle, in denen neue Anforderungen kurzfristig eingeführt werden. Vielleicht könnte es eine zentrale Hotline geben, bei der man verbindliche Auskünfte bekommt. All das wären Maßnahmen, die das Leben von Menschen wie mir erheblich erleichtern würden.
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Ich schreibe diesen Brief nicht, um zu jammern, sondern um auf eine Problematik aufmerksam zu machen, die vermutlich viele Menschen betrifft. Bürokratie ist notwendig, das verstehe ich. Aber sie sollte nicht zu einem unüberwindbaren Hindernis werden. Sie sollte Menschen unterstützen, nicht behindern. In einer zunehmend globalisierten Welt, in der immer mehr Menschen über Ländergrenzen hinweg leben und arbeiten, brauchen wir flexible und menschenfreundliche Systeme.
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Bis dahin bleibt mir nur die Hoffnung, dass sich doch noch eine Lösung findet. Vielleicht akzeptiert die Einwanderungsbehörde doch das Visum meines Kindes als ausreichende Beglaubigung. Vielleicht gibt es einen Weg, den ich bisher noch nicht gesehen habe. Aber eines ist sicher: Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie fragil die Situation von Menschen sein kann, die außerhalb ihres Heimatlandes leben, und wie wichtig es ist, dass Behörden und Institutionen gut zusammenarbeiten und transparent kommunizieren.
Mit freundlichen Grüßen
Ein besorgter Vater aus Thailand
Anmerkung der Redaktion:
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Ich habe Vor zirka einem Jahr eine beglaubigte Urkunde vom Standesamt benötigt. Ich habe von Thailand aus in Deutschland beim Standesamt angerufen die Urkunde angefordert, die Beglaubigung gebeten und die Kosten entrichtet.
Nach drei Wochen war die Urkunde per Post und ein Schreiben bei mir in Thailand.