Wahlkommission rügt Senatorin wegen falschem Professorentitel

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Bangkok Post

Falscher Professorentitel, echte Konsequenzen

Die Entscheidung der thailändischen Wahlkommission (EC), Senatorin Keskamol Pleansamai wegen der unrechtmäßigen Verwendung des akademischen Titels „Professor“ zu rügen, wirft ein Schlaglicht auf grundlegende Schwächen im Auswahlverfahren des Oberhauses. Zwar drohen ihr nun bis zu zehn Jahre Haft und ein 20-jähriges Politikverbot, doch der weitaus brisantere Teil – ihre mutmaßlich gefälschten Doktortitel – blieb im offiziellen Urteil bislang außen vor.

Dabei geht es nicht nur um persönliche Integrität, sondern um die Glaubwürdigkeit eines politischen Systems, das erst im vergangenen Jahr mit großem Aufwand ein neues, stufenbasiertes Wahlsystem für den Senat eingeführt hat. Keskamol gewann dort überraschend als Vertreterin der freien Berufe – mit der höchsten Stimmenzahl ihrer Kategorie. Der politische Aufstieg der promovierten Ärztin, die mit Abschlüssen aus den USA warb, entpuppte sich jedoch rasch als fragwürdig.

Zweifel an Qualifikation – und am System

Recherchen ergaben, dass die vermeintlich verleihenden US-Institute weder akkreditiert sind noch deren Abschlüsse in Thailand anerkannt werden. Zudem sollen die eingereichten Diplome nicht dem Standard eines Doktorgrads entsprechen. Der Anwalt Pattharapong Supaksorn, der die Petition gegen die Senatorin einreichte, fordert nun zu Recht Tempo: Die Wahlkommission solle den Fall fristgerecht dem Obersten Gerichtshof übergeben. Sollte dieser die Petition annehmen, wird Keskamol vorläufig suspendiert – ein notwendiger Schritt zur Wahrung der Integrität des Senats.

Brisant ist dabei weniger der Titel „Professor“ selbst, sondern die Frage, wie eine Kandidatin mit offenbar unhaltbaren akademischen Angaben bis an die Spitze eines sensiblen politischen Amtes gelangen konnte. Das spricht für eklatante Lücken bei der Prüfung von Qualifikationen durch die zuständigen Behörden.

Ein politisches Warnsignal

Der Fall Keskamol könnte damit zum Symbol einer größeren strukturellen Schwäche werden: der unzureichenden Kontrolle im thailändischen Wahlsystem – gerade in einem Gremium, das keine Volksvertretung im klassischen Sinn ist, aber Einfluss auf zentrale politische Entscheidungen nimmt.

Die Entscheidung des Obersten Gerichts wird nun zum Prüfstein für die Unabhängigkeit der Justiz und das Vertrauen in demokratische Verfahren. Der Fall Keskamol zeigt: Titel allein sind kein Garant für Eignung – und Transparenz bleibt die Voraussetzung jeder glaubwürdigen Repräsentation.

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