Zehntausende Kambodschaner fliehen aus Thailand

Zehntausende Kambodschaner fliehen aus Thailand
The Nation

Massenflucht aus Thailand: 
Zehntausende Kambodschaner stürmen Grenze 

Dramatische Szenen an der thailändisch-kambodschanischen Grenze: Zehntausende kambodschanische Arbeiter strömten am Dienstag über den Grenzübergang Ban Laem in Chanthaburi zurück in ihre Heimat. Auslöser sind unbestätigte Gerüchte über drohenden Landraub durch die kambodschanische Regierung.

Grenzchaos ohne Präzedenzfall

Schon ab 7 Uhr morgens bildeten sich lange Schlangen vor dem Grenzübergang im Bezirk Pong Nam Ron, der eigentlich erst um 9 Uhr öffnet. Die Menge war so groß, dass die Behörden die Wartenden in den nahegelegenen Ban Laem Nua-Markt umleiten mussten – das Grenzgebäude wäre hoffnungslos überfordert gewesen.

„Wir haben einfach alle durchgewunken“, gestand ein Grenzbeamter unter Anonymität. „Eine normale Passkontrolle war unmöglich.“ 

Offizielle Zahlen nannte niemand, doch Beobachter schätzten die Zahl der Rückkehrer auf das Zwei- bis Dreifache eines normalen Tages.

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Ungesicherte Gerüchte lösen Panik aus

Hinter dem Massenexodus stehen offenbar Drohungen aus der Heimat. Unbestätigten Berichten zufolge soll Kambodschas starke Mann Hun Sen damit gedroht haben, Landbesitz von Arbeitsmigranten zu beschlagnahmen, wenn sie nicht zurückkehren. Ob diese Information stimmt oder auf gezielter Desinformation beruht, ist bisher unklar.

Die meisten der flüchtenden Kambodschaner arbeiten in Thailand als Erntehelfer, Hausangestellte oder Bauarbeiter. Viele haben Familien und Besitz in der Heimat – und fürchten nun, alles zu verlieren. 

„Mein Nachbar rief an und sagte, ich solle sofort kommen“, berichtete ein 32-jähriger Bauarbeiter, der seit fünf Jahren in Thailand jobbt.

Behörden beider Länder in Erklärungsnot

Während die thailändischen Grenzer die Situation eher passiv verwalteten, schwiegen sich die kambodschanischen Behörden zunächst aus. Arbeitsministerin Ith Samheng dementierte später etwaige Beschlagnahmungsdrohungen – doch das erreichte viele Migranten nicht mehr rechtzeitig.

Experten vermuten politische Motive hinter dem plötzlichen Exodus: „Vor Wahlen oder Machtproben testen Regierungen manchmal die Loyalität ihrer Diaspora“, analysiert Politikwissenschaftler Dr. Somsak Jeamteerasakul. 

Andere Quellen spekulieren über einen geplanten Arbeitskräfte-Rückholplan für kambodschanische Infrastrukturprojekte.

Was bedeutet das für die Region?

Der plötzliche Aderlass an billigen Arbeitskräften könnte vor allem die Landwirtschaft und Bauindustrie in Ostthailand treffen. Gleichzeitig steht Kambodscha vor der Herausforderung, Zehntausende Rückkehrer zu reintegrieren.

Dieser Vorfall zeigt, wie fragil die Existenz migrantischer Arbeiter ist – und wie schnell unbestätigte Gerüchte ganze Bevölkerungsgruppen in Bewegung setzen können. Die Grenzregion zwischen Thailand und Kambodscha bleibt weiterhin ein Brennpunkt sozialer Spannungen.

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