BANGKOK – Ein Schock-Urteil lässt die thailändische Öffentlichkeit aufhorchen. Der Supreme Court hat die Verurteilung eines Aktivisten zu 46 Jahren Gefängnis ohne Bewährung bestätigt. Der Grund: Facebook-Posts aus dem Jahr 2021.
27 Posts führten zur Anklage
Das Urteil betrifft den 32-jährigen Mongkol „Busbas“ Thirakhot, einen ehemaligen Online-Kleiderhändler und Aktivisten. Die Vorwürfe beziehen sich auf 27 Beiträge auf Facebook zwischen März und April 2021.
Die Posts verstießen nach Ansicht des Gerichts gegen den umstrittenen Paragrafen 112 des Strafgesetzbuchs (Majestätsbeleidigung) und das Computerkriminalgesetz.
Der Provinzgericht Chiang Rai verkündete das Urteil des Höchstgerichts am Donnerstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Längere Haftstrafe durch Berufungsgericht
Ursprünglich war Mongkol vom Bezirksgericht zu einer Strafe verurteilt worden. Das Berufungsgericht der Region 5 hatte die Strafe dann sogar auf 50 Jahre Haft erhöht.
Der Supreme Court milderte dieses Urteil nun leicht auf 46 Jahre ab. Eine Aussetzung der Strafe zur Bewährung wurde in allen Instanzen abgelehnt.
Der Aktivist sitzt bereits seit 694 Tagen in Untersuchungshaft, ohne dass ihm jemals Kaution gewährt wurde.
Aktivismus als Auslöser der Verfolgung?
Die juristische Verfolgung begann, nachdem Mongkol im April 2021 einen Hungerstreik vor dem Strafgericht in Bangkok durchgeführt hatte.
Er forderte damals die Freilassung gegen Kaution für politische Gefangene. Kurz danach wurde er zweimal angeklagt – zunächst für 25, dann für zwei weitere Posts.
Beide Fälle wurden später zu einem einzigen Verfahren zusammengelegt. Der Aktivist räumte ein, alle Beiträge verfasst zu haben, bestritt aber eine Majestätsbeleidigung.
Paragraf 112 bleibt umstritten
Der Fall zeigt die extreme Härte der thailändischen Justiz bei Verstößen gegen den Lèse-majesté-Paragrafen. Kritiker sehen in dem Gesetz ein Instrument zur Unterdrückung von Meinungsfreiheit.
Internationale Menschenrechtsorganisationen verurteilen das Urteil scharf. Sie fordern eine Reform des Gesetzes und die Freilassung des Aktivisten.
In Thailand selbst wird das Thema kontrovers diskutiert, während die Justiz unbeirrt an der strengen Auslegung festhält.
Urteil mit Signalwirkung
Für die thailändische Zivilgesellschaft und die politische Opposition sendet das Urteil ein einschüchterndes Signal. Es demonstriert die hohen Risiken von Online-Kritik.
Mongkols Fall ist kein Einzelfall. In den letzten Jahren wurden Dutzende Menschen wegen ähnlicher Vorwürfe zu langen Haftstrafen verurteilt.
Das endgültige Urteil des Supreme Courts ist nun rechtskräftig. Eine Begnadigung durch den König wäre die letzte verbleibende Hoffnung.
Langer Weg ins Gefängnis
Für den 32-Jährigen beginnt nun ein Leben hinter Gittern. Die 46 Jahre Haft bedeuten praktisch eine lebenslange Inhaftierung.
Sein Fall wird wohl weiter als Symbol für den Kampf um Redefreiheit in Thailand diskutiert werden. Die Debatte ist noch lange nicht beendet.
Die thailändische Justiz hat mit dem Urteil eine klare Grenze gezogen – die Konsequenzen werden die Gesellschaft noch lange beschäftigen.



