Phukets dunkle Seite: Jet-Ski-Betrug
Ein sonniger Nachmittag am Patong Beach auf Phuket verspricht Erholung pur. Der Himmel ist strahlend blau, das Wasser glitzert verlockend in der tropischen Hitze. Harry, ein 34-jähriger Ingenieur aus München, wollte sich diesen Traum im Januar 2025 erfüllen.
Ein verhängnisvoller Ausflug
Er hatte lange auf diesen Urlaub gespart und wollte den Alltag hinter sich lassen. Einmal mit dem Jet-Ski über die Wellen jagen, das war der Plan für diesen Tag. Dreißig Minuten Spaß für 1.500 Thai Baht, umgerechnet etwa 40 Euro. Ein fairer Preis, dachte er.
Doch als er das Gefährt zurück an den Strand steuerte, änderte sich die Stimmung schlagartig. Drei muskulöse Männer zogen den Jet-Ski an Land. Sie begutachteten den Rumpf, als würden sie nach Gold suchen. Plötzlich schrie einer der Männer auf und zeigte hektisch auf eine kaum sichtbare Schramme an der Unterseite des Fahrzeugs.
Die Falle schnappt zu
Harry verstand zunächst nicht, was vor sich ging. Er war nirgendwo angestoßen, hatte keinen Kontakt mit Felsen oder anderen Booten gehabt. Doch die Männer wurden laut und aggressiv. Sie forderten sofortigen Schadenersatz für die angeblich massive Beschädigung des Rumpfes.
Die Summe, die sie nannten, verschlug dem Münchner die Sprache. Sie verlangten 50.000 Thai Baht, also knapp 1.350 Euro, und zwar sofort und in bar. Harry versuchte ruhig zu bleiben und zu erklären, dass der Kratzer schon vorher da gewesen sein müsse. Doch seine Argumente prallten an einer Mauer aus Aggressivität ab.
Eskalation am Strand
Die Situation am Strand wurde immer bedrohlicher. Andere Touristen blieben stehen, schauten kurz und gingen dann schnell weiter, um nicht selbst in den Fokus der Männer zu geraten. Die Verleiher kreisten Harry ein und ließen ihm keinen Raum zum Rückzug.
In seiner Not rief Harry einen Bekannten an. Thomas, ein deutscher Auswanderer, der seit zehn Jahren auf Phuket lebt, sollte ihm helfen. Thomas kannte die Gepflogenheiten der Insel und sprach fließend Thai. Er hoffte, dass sein Landsmann die Situation entschärfen könnte.
Der Auswanderer greift ein
Als Thomas am Strand ankam, erkannte er sofort das Muster. Es war der klassische Jet-Ski-Scam, der trotz zahlreicher behördlicher Versprechen auch im Jahr 2025 nicht ausgerottet ist. Er versuchte, mit den Verleihern zu verhandeln und bat um Beweise für den Schaden.
Doch die Fronten waren verhärtet. Die Männer bestanden auf der Zahlung und drohten nun damit, die Polizei zu rufen. Für Harry klang das zunächst wie eine Rettung. Er glaubte fest daran, dass die Gesetzeshüter den offensichtlichen Betrugsversuch erkennen und ihn schützen würden.
Warten auf die Polizei
Die Wartezeit bis zum Eintreffen der Beamten war zermürbend. Die Sonne brannte gnadenlos herab, und Harry fühlte sich wie ein Verbrecher, der auf seine Abführung wartet. Thomas warnte ihn leise, sich keine zu großen Hoffnungen auf Gerechtigkeit zu machen.
Er erklärte ihm, dass die Verbindungen zwischen den Betreibern am Strand und den lokalen Behörden oft undurchsichtig seien. Viele Verleiher operieren in einem Netzwerk, das tief in den lokalen Strukturen verwurzelt ist. Ein Tourist ist in diesem Spiel oft nur der Zahlmeister.
Die Ankunft der Uniformierten
Schließlich traf eine Streife der Touristenpolizei ein. Zwei Beamte näherten sich der Gruppe mit ernster Miene. Harry atmete auf und begann sofort, seine Sicht der Dinge auf Englisch zu schildern. Er zeigte auf den winzigen Kratzer und beteuerte seine Unschuld.
Die Polizisten hörten zu, nickten aber kaum. Stattdessen wandten sie sich den thailändischen Verleihern zu. Es folgte eine lange, hitzige Diskussion auf Thai, von der Harry kein Wort verstand. Thomas hörte aufmerksam zu, sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich zunehmends.
Das System der Abzocke
Um zu verstehen, was in diesem Moment geschah, muss man einen Blick hinter die Kulissen des Tourismus auf Phuket werfen. Der Jet-Ski-Verleih ist ein hart umkämpftes Geschäft mit enormen Gewinnmargen, aber auch hohen „Betriebskosten“.
Diese Kosten beinhalten oft nicht nur Benzin und Wartung. Insider berichten immer wieder von Schutzgeldern oder informellen Abgaben, die geleistet werden müssen, um an den lukrativen Strandabschnitten operieren zu dürfen. Der Druck, Geld zu verdienen, ist immens.
Der ökonomische Druck 2025
Auch im Jahr 2025 hat sich die wirtschaftliche Lage für viele Thais noch nicht vollständig von den Krisenjahren erholt. Die Inflation treibt die Preise, und der Wettbewerb um die Touristen ist härter denn je. Das rechtfertigt keinen Betrug, erklärt aber die Motivation.
Wenn ein Tourist in die Falle tappt, wird das oft als „Bonus“ gesehen. Der angebliche Schaden am Jet-Ski ist dabei meist längst vorhanden und wurde nur kosmetisch mit wasserlöslicher Farbe überdeckt, die sich während der Fahrt abwäscht.
Die Rolle der Versicherung
Theoretisch sind alle Jet-Ski-Betreiber gesetzlich verpflichtet, eine Versicherung zu haben, die Schäden abdeckt. In der Praxis sieht die Realität jedoch oft anders aus. Viele Policen haben hohe Selbstbehalte oder greifen nicht bei Fahrlässigkeit.
Zudem vermeiden die Betreiber es tunlichst, ihre Versicherung einzuschalten. Das würde ihre Prämien erhöhen und Aufmerksamkeit auf ihre Geschäftspraktiken lenken. Es ist viel einfacher und profitabler, das Geld direkt vom Touristen zu erpressen.
Die Polizeiarbeit
Zurück am Strand von Patong nahm das Drama seinen Lauf. Die Polizisten wandten sich nun an Thomas. Sie erklärten ihm, dass Harry den Schaden verursacht habe und zahlen müsse. Eine unabhängige Untersuchung oder ein Gutachten wurden nicht angeboten.
Stattdessen schlugen die Beamten vor, zur Wache zu fahren, um die Angelegenheit dort „in Ruhe“ zu klären. Thomas wusste, dass dies oft eine Taktik ist, um den Touristen weichzukochen. Auf der Wache steigt der psychologische Druck, während die Zeit gegen das Opfer läuft.
Auf der Polizeiwache
Die Atmosphäre auf der Wache war beklemmend. Harry saß auf einem harten Holzstuhl, während die Verleiher und die Polizisten sich scheinbar freundschaftlich unterhielten. Es wurde gelacht und geraucht, während der deutsche Tourist ignoriert wurde.
Thomas versuchte erneut zu vermitteln. Er wies darauf hin, dass 50.000 Baht für einen Kratzer völlig überzogen seien. Eine Reparatur in einer Fiberglas-Werkstatt würde keine 2.000 Baht (ca. 54 Euro) kosten. Doch sachliche Argumente zählten hier nicht.
Der Vorwurf der Korruption
In solchen Momenten steht oft der unausgesprochene Vorwurf der Korruption im Raum. Kritiker bemängeln seit Jahren, dass Teile der Polizei eher als Inkassounternehmen für die Jet-Ski-Mafia fungieren denn als neutrale Gesetzeshüter.
Offiziell wird dies von den thailändischen Behörden stets bestritten. Man verweist auf schwarze Schafe und Einzelfälle. Doch die Systematik, mit der diese Fälle ablaufen, lässt viele Beobachter an der Unparteilichkeit der Beamten zweifeln.
Die Drohkulisse
Die Polizisten erklärten Harry nun, dass er zwei Optionen habe. Entweder er einigt sich mit den Verleihern auf eine Summe, oder er wird offiziell angeklagt. Eine Anklage würde bedeuten: Passentzug, Gerichtsverfahren und ein Ausreiseverbot bis zur Klärung.
Für einen Touristen, dessen Rückflug in zwei Tagen geht, ist das eine Horrorvorstellung. Das Ausreiseverbot ist das stärkste Druckmittel, das gegen Ausländer eingesetzt werden kann. Die Angst, im fremden Land im Gefängnis zu landen, ist überwältigend.
Verhandlung unter Zwang
Harry war am Ende seiner Kräfte. Er wollte nur noch weg, zurück ins Hotel, zurück nach Deutschland. Er fragte Thomas, was er tun solle. Der erfahrene Auswanderer riet ihm schweren Herzens, einen Vergleich zu akzeptieren, um seine Freiheit nicht zu gefährden.
Nun begann ein zäher Handel. Die Polizisten fungierten dabei als „Vermittler“. Sie pendelten zwischen Harry und den Verleihern hin und her. Aus den ursprünglichen 50.000 Baht wurden nach langem Hin und Her 30.000 Baht (ca. 810 Euro).
Ein fauler Kompromiss
Es wurde als großzügiges Entgegenkommen der Verleiher verkauft. Harry musste zum nächsten Geldautomaten gehen, begleitet von einem der „Geschädigten“. Er hob das Geld ab und übergab es noch auf der Wache. Eine Quittung erhielt er dafür nicht.
Die Polizisten schlossen den Fall damit als „zivilrechtliche Einigung“ ab. Für die Statistik war kein Verbrechen geschehen. Alle Parteien waren sich angeblich einig geworden. Harry fühlte sich jedoch nicht geeinigt, sondern beraubt.
Was Touristen tun können
Der Fall zeigt, wie wichtig Vorsicht im Thailand-Urlaub ist. Experten raten dringend dazu, Jet-Skis nur bei lizenzierten Anbietern zu mieten, die klar als solche gekennzeichnet sind. Doch selbst das ist keine Garantie.
Der wichtigste Schutz ist die Dokumentation. Vor der Fahrt sollte man das gesamte Fahrzeug, besonders den Rumpf, detailliert mit dem Smartphone filmen. Wenn der Verleiher dabei nervös wird oder es verbieten will, sollte man sofort vom Geschäft Abstand nehmen.
Das digitale Zeitalter als Schutz
Im Jahr 2025 helfen auch soziale Medien und Bewertungsportale. Ein schneller Check des Anbieters auf Google Maps oder TripAdvisor kann vor schwarzen Schafen warnen. Viele Betrüger wechseln jedoch häufig ihren Standort oder Namen.
Auch eine eigene Unfall- und Haftpflichtversicherung, die explizit Wassersport einschließt, ist essenziell. Man sollte die Police immer griffbereit auf dem Handy haben. Dies kann in der Verhandlung mit der Polizei ein wichtiges Argument sein.
Die Zukunft des Tourismus
Thailands Regierung ist sich des Problems bewusst. Solche Vorfälle schaden dem Image des Landes massiv. Es gibt immer wieder Kampagnen und Razzien, um die „Mafia“ zu zerschlagen. Doch die Strukturen sind zäh und regenerieren sich schnell.
Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass Technologie und strengere Kontrollen den Sumpf austrocknen. Bodycams für Polizisten und eine zentrale Überwachung der Verleiher könnten Schritte in die richtige Richtung sein. Bis dahin bleibt Wachsamkeit das oberste Gebot.
Das Ende der Geschichte
Und was wurde aus Harry? Nachdem er das Geld übergeben hatte, durfte er die Polizeiwache verlassen. Er ging zurück in sein Hotel, packte seine Koffer und verbrachte die letzten zwei Tage seines Urlaubs fast ausschließlich auf dem Zimmer.
Die Schönheit Phukets konnte er nicht mehr genießen. Das Gefühl der Ohnmacht und das verlorene Geld wogen schwerer als die tropische Sonne. Thomas, der Auswanderer, begleitete ihn noch zum Flughafen, um sicherzugehen, dass es keine weiteren „Überraschungen“ bei der Ausreise gab.
Auflösung des Sachverhalts
Es stellte sich im Nachhinein durch Recherchen von Thomas heraus, dass der Jet-Ski tatsächlich schon vor Harry’s Fahrt beschädigt war. Ein anderer Tourist hatte den Kratzer bereits eine Woche zuvor bezahlen müssen. Das Fahrzeug wurde nie repariert, sondern diente als dauerhafte Einnahmequelle.
Die Polizisten, die vermittelt hatten, waren in der lokalen Szene bekannt. Es gab Gerüchte, dass sie an den „Vergleichszahlungen“ beteiligt werden. Beweisen ließ sich das jedoch nie. Harry ist sicher zurück in Deutschland, doch nach Thailand wird er so schnell nicht wieder reisen. Sein Fall ist einer von vielen, der in den Akten verschwindet, aber als Warnung für alle anderen dienen sollte.
Anmerkung der Redaktion:
Dieser Artikel basiert auf realen Phänomenen und typischen Betrugsmustern in Thailand. Namen und spezifische Charaktere wurden zum Schutz der Privatsphäre und aus rechtlichen Gründen anonymisiert oder fiktionalisiert. Die Darstellung der polizeilichen Arbeit spiegelt Berichte von Betroffenen wider und stellt keine pauschale Verurteilung der thailändischen Behörden dar. Bei rechtlichen Notfällen in Thailand wird empfohlen, sofort die Botschaft oder das Konsulat zu kontaktieren.




Moral der Geschichte? 🙈Hoffentlich macht Thomas entsprechend Werbung in seinem Heimatland.
Dieses falsche Spiel ist schon lange bekannt. Das Land des „Lächelns“ zeigt einmal mehr sein wahres Gesicht. Die gastfreundlichen Thais mit ihrer Gelassenheit und inneren Frieden, nicht wahr ?
„Land des Lächelns“ oder doch eher „Land der Gier“?
Seit Jahren wird von den Mafia Mechanismen gewarnt, aber es gibt immer wieder Opfer. Nach den Moto , jeder Tag steht ein Opfer auf
Was Touris tun können??
Erst gar nicht diesen Müll zu mieten!
Eine Abzocke,die an allen Ständen von Thailand Gang und Gäbe ist!!
hier vom schreibtisch aus laesst es sich leicht sagen !
habe 7j. auf phuket gelebt und kenne die gepflogenheiten.
fakt ist eins , ich haette auch als touri nicht einen baht bezahlt , ja dann waeren wir zum gericht , die beweislast liegt beim verleiher, das wissen auch die gerichte , und ich glaube nicht dass das gericht von dieser regelung abstand genommen haette.
auch glaube ich nicht das die polizei es haette drauf ankommen lassen mit der androhung von haft usw , denen haette ich einen haufen …. und wie schon gesagt , haette ich nicht einen baht bezahlt , selbst auf die gefahr meinen flug zu verpassen , der mittelfinger waer ausgestreckt geblieben , BASTA!!!
diese Geschichte mit den JETskis in pattaya seit 30 Jahren bekannt
diese Geschichten in Pattaya seit 30 Jahren bekannt
….Der wichtigste Schutz ist die Dokumentation. Vor der Fahrt sollte man das gesamte Fahrzeug, besonders den Rumpf, detailliert mit dem Smartphone filmen. Wenn der Verleiher dabei nervös wird oder es verbieten will, sollte man sofort vom Geschäft Abstand nehmen….
aber einer, der technisch sehr unwissend ist, sieht die meist optisch sehr gut getarnten „reparaturen“ nicht bei der ersten „inaugenscheinnahme“. ich selber bin begeisterter jetski fahrer, schaue mir aber immer vor der benutzung dieses teil richtig an und habe schon mehrmals einen anderen jetski genommen bzw. bis zu einem anderen anbieter gegangen und hatte noch niemals probleme. einer, dem ich absagte, bot mir sogar einen preis zur nutzung an der nur noch die hälfte von der ursprünglichen mietgebühr war. und bei so etwas schrillen dann sämtliche alarmglocken