KAMPHAENG PHET – Ein dramatischer Hilferuf an eine Botschaft führte thailändische Polizei auf die Spur von 20 afrikanischen Männern. Die Gruppe war aus einem berüchtigten Betrüger-Camp in Myanmar geflohen und wartete im Versteck auf den Weitertransport.
Notruf aus einem sicheren Haus
Der entscheidende Tipp kam von der südafrikanischen Botschaft. Am 11. Dezember alarmierten Diplomaten die Polizei: Ein Staatsangehöriger habe sich gemeldet und behauptet, die Gruppe werde gegen ihren Willen festgehalten.
Beamte fuhren sofort zu einem Haus im Dorf Moo 8 im Bezirk Thepnakhon. Dort fanden sie 20 Männer – 15 Südafrikaner, vier Namibier und einen Simbabwer.
Alle besaßen gültige Pässe, aber ihre thailändischen Visa waren abgelaufen. Sie wurden wegen unerlaubten Aufenthalts festgenommen und verhört.
Gefährliche Flucht aus dem KK Park
Die Männer gaben an, aus dem KK Park geflohen zu sein, einem berüchtigten Scam-Center in Myawaddy, Myanmar. Das Lager war durch Luftangriffe der myanmarischen Armee beschädigt worden.
Sie seien in kleinen Gruppen über den Moei River nach Thailand geschwommen, in die Provinz Tak. Von dort ging es zu Fuß über Berge und durch Wälder nach Kamphaeng Phet.
In der Provinz wurden sie von einem Auto aufgegabelt und zu dem sicheren Haus gebracht. Sie warteten dort auf den Transport nach Kambodscha über Laos.
So funktionierte das Scam-System im KK Park
Bei den Verhören schilderten die Männer das brutale System. Bei der Ankunft im KK Park wurden ihnen die Pässe abgenommen.
Sie mussten täglich mindestens 15 Opfer anrufen und insgesamt 1.580 US-Dollar (ca. 1.460 Euro) an betrügerischen Einnahmen generieren. Nur dann gab es eine Provision von 315 Dollar und den Pass zurück.
Vor den Bombardierungen sollen etwa 300 Ausländer im Lager gearbeitet haben. Die chinesischen Betreiber hätten nach den Angriffen rund 100 Arbeiter nach Kambodscha verlegt.
Opfer oder Täter?
Die Ermittler sind unsicher
Die Polizei stellt sich die entscheidende Frage: Handelt es sich bei den Männern um Opfer von Menschenhandel oder um freiwillige Teilnehmer des Betrugsrings?
Ein Beamter erklärte, einer der Südafrikaner habe die Botschaft kontaktiert, weil er die Scam-Arbeit in Kambodscha nicht fortsetzen wollte. Das spräche für Zwang.
Die Ermittlungen laufen. Sollten sich die Vorwürfe der erzwungenen Arbeit bestätigen, könnten die Männer als Opfer behandelt werden. Andernfalls drohen ihnen schwere Strafen.
Ein globales Netzwerk der Ausbeutung
Der Fall zeigt die internationalen Verflechtungen der organisierten Internetkriminalität. Afrikaner werden nach Asien gelockt oder verschleppt, um unter Zwang zu betrügen.
Thailand dient dabei oft als Transitland für die Opfer und Täter. Die Behörden stehen unter Druck, die Schleuser-Netzwerke zu zerschlagen.
Für die 20 Männer ist die Reise erstmal zu Ende. Sie sitzen in thailändischer Haft – gefangen zwischen den Vorwürfen der Behörden und den Versprechungen ihrer Anwerber.



