Thailands Gastronomie: Anpassung oder Untergang

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Die Zeiten sind hart für thailändische Restaurantbesitzer. Was viele Gäste nicht mitbekommen, wenn sie ihr Lieblings-Pad Thai bestellen: Hinter den Kulissen ringen zahlreiche Betriebe um ihre Existenz. Die Thai Restaurant Association meldet alarmierende Zahlen – bei vielen Restaurants sind die täglichen Einnahmen um mehr als die Hälfte eingebrochen.

Yod Chinsupakul kennt die Sorgen der Gastronomen aus erster Hand. Als Chef von Line Man Wongnai, einem der größten Lieferdienste des Landes, bekommt er täglich mit, wie schwer es die Restaurantbetreiber haben. „Viele Restaurantbetreiber stehen vor schwierigen Zeiten“, fasst er die Lage zusammen.

Weniger Gäste, höhere Kosten

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Verglichen mit dem Vorjahr sind die Umsätze um 14 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig verteuern sich die Zutaten dramatisch – um satte 25 Prozent. Auch die Personalkosten steigen, wenn auch moderater um fünf Prozent. Diese Schere zwischen sinkenden Einnahmen und steigenden Ausgaben bringt viele Betriebe in Bedrängnis.

Besonders schmerzlich ist das Ausbleiben der internationalen Touristen. Früher strömten vor allem chinesische Besucher in die Restaurants und sorgten für volle Kassen. Heute bleiben viele Tische leer, die einst von Touristen besetzt waren. Das Kasikorn Research Centre hat deshalb seine Erwartungen deutlich nach unten korrigiert: Statt kräftigen Wachstums rechnen die Experten für 2025 nur noch mit einem mageren Plus von 2,8 Prozent. Der gesamte Gastronomiemarkt soll einen Wert von 646 Milliarden Baht erreichen.

Dazu kommt ein Problem, das viele Branchen trifft: Die Menschen haben weniger Geld in der Tasche. Wenn das Budget knapp wird, sparen viele zuerst beim Restaurantbesuch. Der verschärfte Wettbewerb macht die Situation nicht leichter.

Lieferdienste boomen, können aber nicht alles retten

Einen Lichtblick gibt es immerhin: Das Geschäft mit Essenslieferungen wächst kräftig. 2025 werden voraussichtlich 29 Prozent aller Restaurantumsätze über Lieferdienste abgewickelt. Viele Betriebe haben längst erkannt, dass sie ohne diese zusätzliche Einnahmequelle kaum überleben können.

Manche Restaurants setzen auch auf moderne Technik: QR-Codes zum Bestellen oder bargeldlose Bezahlung per Handy. Doch längst nicht alle Betriebe profitieren von diesen Neuerungen. „Restaurants müssen sich an neue Trends anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, mahnt Branchenkenner Yod Chinsupakul. Wer sich gegen Veränderungen sträubt, könnte auf der Strecke bleiben.

Kaffee und Matcha als Hoffnungsträger

Nicht alles läuft schlecht in der Gastronomie. Zwei Bereiche entwickeln sich richtig gut: Der Markt für besonderen Kaffee in Bangkok wächst um beeindruckende 46 Prozent. Noch stärker boomt der Trend zu Matcha-Getränken mit einem Plus von 28 Prozent. Gerade über Lieferdienste werden diese Spezialitäten immer häufiger bestellt.

Allerdings können diese Nischenmärkte nicht die ganze Branche retten. Sie sind zu klein, um die Verluste in anderen Bereichen auszugleichen.

Was Experten vorschlagen

Yod Chinsupakul sieht mehrere Wege aus der Krise. Digitale Bestell- und Zahlungssysteme können den Umsatz pro Bestellung um bis zu 32 Prozent steigern. Während traditionelle Restaurants Probleme haben, könnten Schnellrestaurants ihre Chance nutzen und Marktanteile gewinnen.

Ein großes Problem sehen Fachleute in der mangelhaften Buchführung vieler kleiner Betriebe. Schulungen könnten Restaurantbesitzern helfen, ihre Finanzen besser im Griff zu behalten. Ohne staatliche Hilfe – etwa durch Steuererleichterungen oder Förderprogramme – befürchten Experten, dass bis zur Hälfte aller neuen Restaurants bereits im ersten Jahr wieder schließen müssen.

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