6.000 Baht Startkapital, jetzt sechsstellige Monatsgewinne

6.000 Baht Startkapital, jetzt sechsstellige Monatsgewinne
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Die Geschichte beginnt in einer kleinen Stadt im Isaan, Thailands nordöstlicher Region, die als das Armenhaus des Landes gilt. Hier, wo Reis- und Zuckerrohrfelder die Landschaft prägen und die durchschnittlichen Monatseinkommen bei umgerechnet 200 bis 300 Euro liegen, startete eine junge Frau ihren bemerkenswerten Aufstieg.

Mit 18 Jahren arbeitete sie als Kellnerin in einem lokalen Restaurant für gerade einmal 6.000 Baht pro Monat – etwa 160 Euro. Das Geld reichte kaum zum Leben, geschweige denn, um die Familie zu unterstützen, wie es in der thailändischen Kultur erwartet wird. Der Isaan, geprägt von Dürreperioden und begrenzten Wirtschaftsmöglichkeiten, bietet jungen Menschen traditionell wenig Perspektiven. Viele verlassen die Region, um in Bangkok oder den Touristengebieten ihr Glück zu suchen.

Der schwere Weg über Phuket

Der nächste Schritt führte nach Phuket, in eine der umstrittensten Branchen Thailands: die Unterhaltungsindustrie. Die Arbeit in einer GoGo-Bar mag moralisch umstritten sein, doch für viele junge Frauen aus ärmlichen Verhältnissen stellt sie eine der wenigen Möglichkeiten dar, schnell genug Geld zu verdienen, um ihre Familien zu unterstützen und sich eine bessere Zukunft aufzubauen.

Diese Phase ihres Lebens war geprägt von harter Arbeit und dem eiserner Willen, mehr aus ihrem Leben zu machen. Statt das Geld für kurzfristige Vergnügungen auszugeben, sparte sie jeden Baht. Die Erfahrungen in der Tourismusbranche lehrten sie wichtige Lektionen: Kundenservice, Menschenkenntnis und – nicht zuletzt – fließendes Englisch.

Der Sprung nach Bangkok

Mit genügend Ersparnissen wagte sie schließlich den Sprung in die Hauptstadt Bangkok. Die Metropole mit ihren über zehn Millionen Einwohnern bietet unzählige Möglichkeiten, ist aber auch gnadenlos zu denen, die nicht vorbereitet sind. Sie nutzte ihre Ersparnisse nicht für einen luxuriösen Lebensstil, sondern investierte klug in ihre Zukunft.

Der erste Schritt war eine Ausbildung im Beauty-Bereich. Sie erlernte verschiedene Techniken der Schönheitspflege, von traditionellen Thai-Massagen bis hin zu modernen Kosmetikbehandlungen. Bangkok, als Zentrum der südostasiatischen Beauty-Industrie, bot die perfekte Lernumgebung.

Aufbau des Beauty-Imperiums

Der erste Beauty-Salon war klein und bescheiden, in einem weniger zentralen Stadtteil gelegen. Doch ihre Kombination aus exzellentem Service, fairen Preisen und ihrer natürlichen Ausstrahlung zog schnell Kunden an. Innerhalb von zwei Jahren hatte sie genug verdient, um einen zweiten Salon zu eröffnen.

Der Erfolg basierte auf mehreren Faktoren: ihrer Kenntnis der verschiedenen Kundenschichten Bangkoks, ihrer Fähigkeit, sowohl Thai als auch Englisch fließend zu sprechen, und ihrer Erfahrung im Umgang mit Menschen aus verschiedenen Kulturen. Besonders bei ausländischen Kundinnen, die in Bangkok leben oder die Stadt besuchen, entwickelte sie sich zur gefragten Adresse.

Die Expansion zur Unternehmerin

Heute, nur wenige Jahre später, besitzt sie vier Beauty-Salons in verschiedenen Stadtteilen Bangkoks. Ihr monatliches Einkommen bewegt sich im sechsstelligen Baht-Bereich – ein Sprung von ursprünglich 6.000 Baht auf über 100.000 Baht pro Monat, teilweise sogar darüber hinaus.

Ihre Salons beschäftigen über 30 Angestellte, viele davon ebenfalls junge Frauen aus dem Isaan, denen sie eine Chance auf einen Neuanfang gibt. Sie hat ein Netzwerk geschaffen, das weit über ihr eigenes Geschäft hinausgeht und andere dabei unterstützt, einen ähnlichen Weg einzuschlagen.

Gesellschaftlicher Wandel in Thailand

Diese Erfolgsgeschichte spiegelt einen größeren gesellschaftlichen Wandel in Thailand wider. Das Land hat sich in den letzten Jahrzehnten von einer primär landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft zu einer modernen Dienstleistungs- und Industriegesellschaft entwickelt. Besonders Frauen haben von diesem Wandel profitiert und sich neue wirtschaftliche Nischen erobert.

Die Beauty- und Wellness-Industrie ist dabei ein besonders dynamischer Sektor. Thailand positioniert sich zunehmend als regionales Zentrum für Schönheits- und Gesundheitstourismus. Bangkok allein zählt Tausende von Beauty-Salons, Spas und Wellness-Zentren, die sowohl lokale als auch internationale Kunden bedienen.

Herausforderungen und Risiken

Der Weg zum Erfolg war jedoch nicht ohne Hindernisse. Die Beauty-Branche in Bangkok ist hart umkämpft. Hohe Mietkosten, strenge Auflagen und der ständige Konkurrenzdruck erfordern kontinuierliche Innovation und exzellenten Service.

Hinzu kommen die typischen Herausforderungen einer Unternehmerin in Thailand: Bürokratie, Steuerfragen und die Notwendigkeit, ständig auf dem neuesten Stand der Beauty-Trends zu bleiben. Die COVID-19-Pandemie stellte eine besondere Belastungsprobe dar, da viele Salons temporär schließen mussten.

Moderne Geschäftsstrategien

Ihr Erfolg basiert nicht nur auf handwerklichem Können, sondern auch auf modernen Geschäftsstrategien. Sie nutzt Social Media intensiv für Marketing, hat eine professionelle Website und bietet Online-Buchungen an. Ihre Salons sind alle in strategisch günstigen Lagen positioniert: in Einkaufszentren, Geschäftsvierteln und Wohngegenden mit höherem Einkommen.

Die Servicepalette reicht von traditionellen Thai-Behandlungen bis zu internationalen Beauty-Trends. Diese Vielseitigkeit ermöglicht es ihr, verschiedene Kundengruppen anzusprechen – von thailändischen Geschäftsfrauen bis zu ausländischen Expatriates.

Gesellschaftliche Verantwortung

Trotz ihres Erfolgs hat sie ihre Wurzeln nicht vergessen. Regelmäßig schickt sie Geld an ihre Familie im Isaan und investiert in lokale Projekte ihrer Heimatregion. Ihre Salons dienen als Sprungbrett für andere junge Frauen aus ärmlichen Verhältnissen, denen sie Ausbildungsplätze und faire Arbeitsbedingungen bietet.

Diese soziale Verantwortung ist typisch für viele erfolgreiche Thai-Unternehmer, die aus einfachen Verhältnissen stammen. Das Konzept der „sanuk“ (Spaß) und „kreng jai“ (Rücksichtnahme) prägt auch ihre Geschäftsphilosophie.

Zukunftspläne und Vision

Die Expansion soll weitergehen. Geplant sind zwei weitere Salons in Bangkok sowie möglicherweise ein Flaggschiff-Salon in einem der luxuriösen Einkaufszentren der Stadt. Langfristig denkt sie über eine Expansion in andere thailändische Großstädte nach.

Darüber hinaus plant sie, ihre eigene Kosmetiklinie zu entwickeln, die traditionelle thailändische Inhaltsstoffe mit modernen Beauty-Innovationen kombiniert. Der thailändische Beauty-Markt wächst jährlich um etwa 8 Prozent, und sie möchte von diesem Trend profitieren.

Lehren einer Erfolgsgeschichte

Diese bemerkenswerte Transformation von der Kellnerin im Isaan zur erfolgreichen Unternehmerin in Bangkok zeigt mehrere wichtige Aspekte auf: Erstens die Bedeutung von Bildung und Weiterbildung. Zweitens die Notwendigkeit, Chancen zu erkennen und zu ergreifen, auch wenn sie mit Risiken verbunden sind. Drittens die Wichtigkeit von harter Arbeit und Ausdauer.

Ihre Geschichte steht exemplarisch für Tausende ähnlicher Erfolgsgeschichten in Thailand, einem Land, das trotz aller Herausforderungen noch immer Aufstiegsmöglichkeiten für diejenigen bietet, die bereit sind, dafür zu arbeiten.

Thailand im Wandel

Diese individuelle Erfolgsgeschichte fügt sich in das größere Bild eines Landes im Wandel ein. Thailand entwickelt sich von einer Gesellschaft mit starren sozialen Strukturen zu einer, in der wirtschaftlicher Erfolg und persönliche Leistung zunehmend wichtiger werden als Herkunft und traditionelle Hierarchien.

Die Beauty- und Wellness-Industrie wird voraussichtlich weiter wachsen, getrieben von steigendem Wohlstand, dem Wunsch nach Selbstverwirklichung und Thailands Position als regionales Zentrum für Gesundheits- und Schönheitstourismus. Für Unternehmerinnen wie sie bietet das weitere Wachstumschancen.

Ihre Geschichte zeigt: Mit Mut, Entschlossenheit und der Bereitschaft, hart zu arbeiten, sind auch in Thailand bemerkenswerte Aufstiege möglich – vom Reisfeld bis in die Chefetage von Bangkok.

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