Thailändischer Baht erreicht Mehrjahreshoch: Zentralbank unter Zugzwang
Der thailändische Baht hat einen bemerkenswerten Aufstieg erlebt. Am Montag erreichte die Landeswährung ihren stärksten Stand seit Juni 2021 und notierte zeitweise bei 31,523 je US-Dollar. Diese Entwicklung versetzt die Bank of Thailand (BoT) in eine schwierige Lage: Die Zentralbank muss vor ihrer geldpolitischen Entscheidung am Mittwoch reagieren. Immer mehr Marktbeobachter erwarten weitere Lockerungssignale.
Rekordperformance seit Jahresbeginn
Seit Jahresbeginn hat die Währung um mehr als acht Prozent an Wert gewonnen – ein beachtliches Ergebnis. Rekordpreise für Gold und ein schwächerer US-Dollar treiben diese Entwicklung voran. Der Baht zählt damit zu den stärksten Währungen Asiens im laufenden Jahr. Die Notenbank versuchte bereits am Montag gegenzusteuern und verschärfte die Devisentermingeschäfte von Goldhändlern, um den Aufwärtsdruck zu bremsen – mit nur mäßigem Erfolg.
Währungsstärke bremst Thailands Exporteure
Ein starker Baht ist in der Regel ein Zeichen wirtschaftlicher Stärke – doch für Thailands Exporteure wird er zum Problem. Die neuen US-Zölle unter der Trump-Administration belasten ohnehin schon die Ausfuhren. Eine teurere Landeswährung macht Produkte „Made in Thailand“ für ausländische Käufer weniger attraktiv. Wettbewerbsfähigkeit und Marktanteile stehen auf dem Spiel.
Experten warnen vor negativen Folgen
Experten wie Wee Khoon Chong von BNY Mellon nennen die Währungsstärke daher „unerwünscht“. Angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums und nachlassender Inflation sei eine starke Währung kontraproduktiv. Die Lockerung der Geldpolitik im kommenden Jahr könnte daher unvermeidlich werden – abhängig davon, wie sich der Baht weiter entwickelt.
Goldhandel und Tourismus treiben Baht in die Höhe
Zwei Faktoren befeuern den Aufstieg des Baht besonders: der Goldhandel und die Tourismusboomzeit. Thailand erlebt gerade seine touristische Hochsaison. Millionen ausländischer Besucher bringen Devisen ins Land und stützen damit die Währung. Gleichzeitig trieben Rekordgoldpreise spekulationshungrige Händler zu umfangreichen Devisentermingeschäften an.
Regulatorische Eingriffe zeigen begrenzte Wirkung
Die Zentralbank erkannte das Risiko und griff regulatorisch ein. Doch die Maßnahmen reichen nicht aus, um die Aufwärtsbewegung vollständig zu stoppen. Die saisonalen Effekte des vierten Quartals – allen voran die Weihnachtssaison – werden den Baht vermutlich weiter stützen. Dies verschärft die Handlungsnotwendigkeit für die Notenbank, die bereits unter Druck steht.
Politisches Risiko: Neuwahl könnte Kurs abschwächen
Nicht nur wirtschaftliche Faktoren spielen eine Rolle. Politische Unsicherheit in Thailand könnte das Kursfeuerwerk bremsen. Anhaltende Grenzspannungen zwischen Thailand und Kambodscha verunsichern bereits Investoren. Eine Neuwahl im Februar 2026 schafft zusätzliche Unklarheit über die künftige politische Ausrichtung.
Barclays erwartet Risikoaufschlag ab 2026
Strategen der Barclays Bank um Audrey Ong sehen diese Entwicklung kritisch. Sie erwarten zwar kurzfristig von saisonalen Effekten gestützte Kursstabilität. Doch sobald 2026 beginnt, könnte sich ein politischer Risikoaufschlag aufbauen – besonders wenn die Bildung einer neuen Regierung schwierig wird. Dies würde dem Baht Gewicht abnehmen und neue Unsicherheit schaffen.
Notenbank vor Entscheidung: Lockerungssignale erwartet
Am Mittwoch trifft sich das geldpolitische Komitee der Bank of Thailand zu einer entscheidenden Sitzung. Analysten rechnen mit weiteren Signalen für eine Lockerung der Geldpolitik. Ein starker Baht, schwaches Wachstum und sinkende Inflation sprechen eine klare Sprache: Die Zentralbank könnte Zinssenkungen vorbereiten.
Schwierige Balance für Bangkok
Marktteilnehmer beobachten die Sitzung mit großem Interesse. Jede Aussage der Notenbank könnte den Baht unter Druck setzen – oder ihm Halt geben. Die Balance ist schwierig: Zu viel Lockerung könnte die Währung weiter stärken, zu wenig könnte das Wachstum gefährden. Die kommenden 48 Stunden werden zeigen, welchen Kurs Bangkok wählt.



