BANGKOK, THAILAND – Ein führendes Cannabis-Netzwerk hat die Partei Bhumjaithai in einem offenen Brief zu raschen Korrekturen der aktuellen Cannabis-Regulierung aufgefordert. Die Aktivistengruppe sieht legale Betreiber benachteiligt und warnt vor einem wachsenden Schwarzmarkt sowie geschwächten Kinder- und Jugendschutzmechanismen.
Offener Brief an Parteichef von Bhumjaithai
Das Netzwerk „Write the Future of Thai Cannabis“ vertritt nach eigenen Angaben Anbauer, Shop-Betreiber und medizinische wie freizeitliche Nutzer. In einem Schreiben vom 21. November 2025 an die Führung der Partei Bhumjaithai kritisierte das Bündnis neue Kontrollmaßnahmen als „unfair und kontraproduktiv“.
Bhumjaithai hatte in den vergangenen Jahren maßgeblich die Liberalisierung von Cannabis vorangetrieben und hält aktuell das Ressort für das Gesundheitsministerium. Aus Sicht der Aktivisten droht die jüngste Regulierung den politischen Markenkern der Partei auszuhöhlen.
Kritik an Verordnung von Ex-Gesundheitsminister Somsak
Im Zentrum der Vorwürfe steht eine ministerielle Bekanntmachung, die Anfang 2025 von ehemals Gesundheitsminister Somsak Thepsutin unterzeichnet worden war. Nach Darstellung des Netzwerks führte diese Verordnung zu sofortigen, strengen Qualitätsauflagen für Cannabisblüten in lizenzierten Geschäften – ohne Übergangsfrist.
Die Betreiber hätten dadurch erhebliche finanzielle Verluste erlitten, da vorhandene Ware nicht mehr den neuen Standards entsprochen habe. Die Gruppe argumentierte, dass die abrupten Vorgaben legale Händler schwächten und damit Konsumenten verstärkt in den Schwarzmarkt drängten.
Rezeptpflicht und Kinder- und Jugendschutz im Fokus
Ein weiterer zentraler Kritikpunkt ist die nun geltende Arztpflicht für jeden Kauf von Cannabis. Nach Einschätzung des Netzwerks schreckt die vorgeschriebene ärztliche Verschreibung viele Nutzer ab, sich im legalen System registrieren zu lassen, weil sie nicht als Patienten erfasst werden wollen.
Dies führe dazu, dass Konsumenten vermehrt auf illegale Angebote ausweichen. Zugleich, so der Brief, habe die Verordnung frühere, altersbasierte Schutzmechanismen abgeschafft: Minderjährige könnten Cannabis erwerben, sofern sie ein medizinisches Attest vorlegten – Atteste, die nach Angaben des Netzwerks inzwischen weit verbreitet käuflich zu erwerben seien.
Zusätzliche Auflagen für Anbauer und geplante Einstufung von Shops
Über die Verkaufsregeln hinaus beklagt das Netzwerk überlappende und belastende Testanforderungen für Anbauer. Produzenten mit bereits anerkannten Anbaulizenzen und Prüfzertifikaten müssten demnach dennoch zusätzliche Untersuchungen bezahlen.
Scharfe Kritik richtet sich auch gegen einen Entwurf für eine neue Ministerialverordnung, der derzeit noch die Zustimmung des Kabinetts benötigt. Dieser Entwurf würde Cannabis-Verkaufsstellen als „medizinische Einrichtungen“ nach dem Medical Premises Act einstufen – ein Schritt, den das Netzwerk als überzogen und sachlich unpassend bezeichnete.
Vier Reformvorschläge des Netzwerks
In dem Schreiben legte die Gruppe vier konkrete Lösungsvorschläge vor, um die Regulierung nach eigener Sicht zu verbessern:
• Wiedereinführung der früheren Schutzregeln aus der Amtszeit von Anutin und Aufbau eines Zwei-Wege-Systems: ärztliche Verschreibungen für registrierte Patienten sowie eine einjährige „Cannabis Wellness User Card“ für erwachsene nicht-medizinische Nutzer.
• Abschaffung doppelter Blütentests für Züchter, die bereits über anerkannte Anbaunachweise verfügen.
• Verzicht auf die Einstufung von Cannabis-Shops als medizinische Einrichtungen und Entwicklung eigenständiger Standards für „kontrollierte Kräuterhändler“ auf Basis des bestehenden Thai Traditional Medicine Act.
• Beschleunigte Einbringung des lange verzögerten Cannabis-Gesetzes des Gesundheitsministeriums in Kabinett und Parlament, um einen umfassenden und ausgewogenen Rechtsrahmen zu schaffen.
Warnung vor Folgen für Bhumjaithai-Politik
Das Netzwerk warnte, ein Ausbleiben von Korrekturen würde die Kernpolitik der Cannabis-Liberalisierung von Bhumjaithai untergraben. Zudem würden Mechanismen zum Schutz von Kindern geschwächt.
Darüber hinaus könne der Eindruck entstehen, dass die ursprünglichen Wahlversprechen der Partei vor allem einzelnen Interessengruppen zugutekommen sollten. „Wir werden diese Angelegenheit weiter beobachten, bis faire Änderungen vorgenommen werden“, hieß es in dem Brief.
Noch keine Reaktion der Verantwortlichen
Nach Angaben des Netzwerks verfügt Bhumjaithai als Inhaberin des Gesundheitsressorts über den direkten Hebel, um die strittigen Punkte zu lösen. Dennoch lag bis Redaktionsschluss keine öffentliche Stellungnahme der zentralen Akteure vor.
Weder Anutin Charnvirakul, Vorsitzender der Partei Bhumjaithai, noch Somsak Thepsutin hatten sich zu den Forderungen des Netzwerks geäußert.



