Chaos bei Visa-Terminen Bangkok

Ein System, das plötzlich nicht mehr greift

Über Jahre hinweg war die Online-Terminbuchung bei der Immigration Division 1 für viele Expats fester Bestandteil des Alltags. Visa-Verlängerungen, 90-Tage-Meldungen oder Jahresaufenthalte ließen sich im Voraus planen. Termine konnten meist bis zu zwei Wochen im Voraus reserviert werden – ein wichtiger Schritt zur Entlastung der überfüllten Behörde.

Doch seit Monaten berichten Ausländer in Bangkok von massiven Problemen. Links funktionieren nicht mehr, Login-Seiten laufen ins Leere oder Termine sind dauerhaft ausgebucht. Offizielle Hinweise bleiben spärlich.

Digitalisierung angekündigt – Chaos geliefert

Dabei hatte die thailändische Regierung für 2024 und 2025 eine umfassende Modernisierung der Einwanderungsprozesse angekündigt. Neue digitale Systeme wie die Thailand Digital Arrival Card sollten Abläufe vereinfachen. In der Praxis erleben viele Ausländer jedoch das Gegenteil: fragmentierte Portale, widersprüchliche Informationen und fehlende Übergangslösungen.

Während einige Nutzer berichten, nach zahlreichen Versuchen doch noch Zugang zu finden, geben andere auf – und erscheinen ohne Termin persönlich bei der Immigration. Mit ungewissem Ausgang.

Zeitdruck mit echten Konsequenzen

Das Problem ist mehr als nur organisatorischer Ärger. Viele Visa-Kategorien sind strikt fristgebunden. Wer eine Verlängerung verpasst, zahlt 500 Baht pro Tag Overstay, bis zu 20.000 Baht insgesamt. Bei längeren Überschreitungen drohen Einreiseverbote – mit teils drastischen Folgen für Arbeit, Familie und Wohnsitz.

In Expat-Foren häufen sich daher Warnungen und Hilferufe. Ein deutscher Rentner berichtet, dass er seine Jahresverlängerung noch problemlos online buchen konnte – wenige Monate später sei das System faktisch nicht mehr nutzbar gewesen. Eine offizielle Alternative wurde nicht kommuniziert.

Transparenz fehlt

Die Immigration verweist auf ihre Hauptwebseite, doch auch dort führen Menüeinträge für Online-Termine teils ins Leere oder sind regional unterschiedlich nutzbar. Für viele Betroffene bleibt nur der Gang zur Behörde – früh morgens, ohne Garantie auf Bearbeitung.

Was als Digitalisierung begann, endet für viele Ausländer derzeit in einem bürokratischen Blindflug.

Chaeng Wattana: Ein Ort der Geduld

Die Immigration Division 1 befindet sich im Government Complex an der Chaeng Wattana Road im Bezirk Lak Si, nördlich von Bangkok. Das moderne Gebäude B, dritter Stock, ist seit Jahren die zentrale Anlaufstelle für alle Visa-Angelegenheiten in Bangkok. Die einzige Ausnahme bilden Mitarbeiter von BOI-geförderten Unternehmen, die ihre Angelegenheiten im One-Stop-Service-Center am Chamchuri Square regeln.

Für alle anderen bedeutet der Weg nach Chaeng Wattana: früh aufstehen, mindestens eine Stunde Anfahrt einplanen und Wartezeiten von zwei bis vier Stunden in Kauf nehmen. Das Büro öffnet um 8:30 Uhr und schließt um 16:30 Uhr, mit einer Mittagspause von 12:00 bis 13:00 Uhr. Wer Pech hat, wird genau zur Mittagszeit aufgerufen und muss eine Stunde warten, bevor es weitergeht.

Ohne Termin ins Ungewisse

Seit das Buchungssystem nicht mehr funktioniert, bleibt vielen nur noch der Gang als Walk-in-Kunde. Das bedeutet: extrem früh kommen, um eine niedrige Warteschlangennummer zu ergattern. Manche Expats berichten, dass sie bereits um 6:30 Uhr vor Ort sind, obwohl das Büro erst zwei Stunden später öffnet.

Die Schlangen sind lang. Besonders in den Monaten Januar und Februar, wenn viele Jahresverlängerungen anstehen, wird es chaotisch. Ohne Online-Termin kann man schnell drei bis fünf Stunden im Wartebereich verbringen. Für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder kleinen Kindern ist das eine enorme Belastung.

Alternative Systeme bleiben unklar

Offiziell gibt es eine E-Extension-Plattform unter thaiextension.vfsevisa.com, die seit 2024 für bestimmte Visa-Kategorien verfügbar sein soll. Doch auch hier ist die Informationslage dünn. Welche Visa-Typen genau abgedeckt werden und wie der Prozess funktioniert, bleibt vielen Ausländern unklar.

Die offizielle Immigration-Webseite bangkok.immigration.go.th bietet zwar Informationen zu Online-Diensten, doch konkrete Links zur Terminbuchung fehlen oder führen auf fehlerhafte Seiten. Ein Buchungssystem über Microsoft Outlook wurde ebenfalls gesichtet, doch dessen Zuverlässigkeit ist fraglich.

Was sagen die Behörden?

Eine offizielle Stellungnahme der Immigration Division 1 zum Verschwinden des Buchungssystems gibt es nicht. Auch auf der Haupt-Website der Thai Immigration Bureau fehlen klare Hinweise. Stattdessen wird auf verschiedene Online-Dienste verwiesen, die teilweise nicht funktionieren oder nur für spezielle Visa-Kategorien gelten.

Die mangelnde Kommunikation verstärkt die Verunsicherung. Ausländer wissen nicht, ob das System nur vorübergehend offline ist, ob es durch ein neues ersetzt wird oder ob Terminbuchungen generell abgeschafft wurden. In der Zwischenzeit müssen sie sich mit Walk-ins und langen Wartezeiten arrangieren.

Kosten und Konsequenzen

Die Gebühren für Visa-Verlängerungen sind klar geregelt. Eine Standard-Verlängerung kostet 1.900 Baht. Dazu kommen jedoch versteckte Kosten: Anfahrt nach Chaeng Wattana, eventuell ein Taxi oder Motorradtaxi vom nächsten Haltepunkt, Verpflegung während der Wartezeit. Wer sich nicht auskennt, kann zusätzlich 500 bis 1.000 Baht für Fotokopien und Formulare ausgeben.

Manche Expats weichen auf Visa-Agenturen aus. Diese berechnen zwischen 5.000 und 15.000 Baht für ihre Dienste, übernehmen aber den gesamten Prozess. Das ist teuer, erspart jedoch Nerven und Zeit. Besonders ältere Rentner oder Menschen, die kein Thai sprechen, nehmen diesen Service in Anspruch.

Die Zukunft der Immigration in Thailand

Thailand befindet sich mitten in einem Umbruch seiner Einwanderungspolitik. Nach der Ausweitung der visafreien Aufenthaltsdauer auf 60 Tage für viele Nationalitäten im Jahr 2024 stehen weitere Änderungen bevor.

Gleichzeitig verschärfen die Behörden die Kontrollen bei wiederholten visafreien Einreisen. Wer zu oft per Visa-Exemption ein- und ausreist, dem droht die Einreiseverweigerung. Das Signal ist klar: Thailand will ernsthafte Langzeitaufenthalte fördern und Visa-Runs eindämmen.

Praktische Tipps für Betroffene

Wer aktuell eine Visa-Verlängerung benötigt, sollte folgende Punkte beachten: Früh aufstehen und vor 7:00 Uhr in Chaeng Wattana sein. Alle Dokumente vorab vorbereiten, inklusive Kopien in zweifacher Ausführung. Genügend Bargeld mitbringen, da Kartenzahlung nicht überall möglich ist. Geduld einplanen und ein Buch oder Tablet zum Überbrücken der Wartezeit mitbringen.

Es lohnt sich, die offizielle Immigration-Seite regelmäßig zu überprüfen. Möglicherweise wird das Buchungssystem wiederhergestellt oder durch ein neues ersetzt. In Expat-Foren tauschen sich Betroffene über aktuelle Entwicklungen aus.

Ein System am Scheideweg

Das Verschwinden der Terminbuchung ist symptomatisch für die Herausforderungen der digitalen Transformation in Thailand. Einerseits will die Regierung moderne, effiziente Systeme schaffen. Andererseits scheitert sie oft an der praktischen Umsetzung. Systeme werden angekündigt, aber nicht fertiggestellt. Alte Plattformen werden abgeschaltet, bevor neue funktionsbereit sind.

Für die betroffenen Ausländer bedeutet das: Unsicherheit und zusätzlicher Aufwand. Statt Erleichterung bringt die vermeintliche Modernisierung derzeit mehr Chaos. Ob sich das 2025 ändert, bleibt abzuwarten.

Was wirklich passiert ist

Die Recherche zeigt: Das Online-Terminbuchungssystem für die Immigration in Chaeng Wattana wurde ohne öffentliche Ankündigung eingestellt oder umstrukturiert. Expats, die das System jahrelang nutzten, stehen plötzlich vor verschlossenen digitalen Türen. Alternative Systeme wie die E-Extension-Plattform existieren zwar theoretisch, sind aber nicht ausreichend kommuniziert oder zugänglich.

Gleichzeitig steigt die Zahl der Ausländer in Thailand kontinuierlich. Digitale Nomaden, Rentner, Familien und Geschäftsleute benötigen verlässliche Visa-Dienste. Das aktuelle System wird diesem Bedarf nicht gerecht. Die Immigration Division 1 ist überlastet, die Wartezeiten sind lang, und die digitalen Lösungen funktionieren nicht wie versprochen.

Die thailändische Regierung muss hier dringend nachbessern. Ein funktionierendes Online-Buchungssystem ist keine Luxusforderung, sondern eine Notwendigkeit in einer modernen Verwaltung. Solange das nicht gewährleistet ist, werden tausende Ausländer weiterhin vor überfüllten Wartesälen stehen und sich fragen, warum ein einfacher Visa-Termin zu einem Tagesprojekt werden muss.

Anmerkung der Redaktion:

Dieser Artikel basiert auf aktuellen Erfahrungsberichten von Expats und öffentlich zugänglichen Informationen der thailändischen Einwanderungsbehörde (Stand Dezember 2025). Die Situation kann sich jederzeit ändern. Betroffene sollten die offizielle Website bangkok.immigration.go.th regelmäßig überprüfen und sich in Expat-Communities über aktuelle Entwicklungen informieren. Bei rechtlichen Fragen zu Visa-Angelegenheiten empfehlen wir die Konsultation eines spezialisierten Anwalts oder einer autorisierten Visa-Agentur.