Chiang Mai Immigration: Insider packt aus

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Sehr geehrte Redaktion,

mit großem Interesse verfolge ich die jüngsten Diskussionen auf Ihrer Plattform, insbesondere den Austausch über die Suche nach einem „Visa Process Assistant“ in Chiang Mai und die grundsätzliche Frage, ob man die Verlängerung einer Aufenthaltsgenehmigung in Thailand selbst in die Hand nehmen sollte oder externe Hilfe benötigt.

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Als langjähriger Beobachter der thailändischen Immigrationslandschaft und der sich stetig wandelnden Gesetze möchte ich an dieser Stelle nicht nur meine persönliche Einschätzung teilen, sondern vor allem die rechtlichen Rahmenbedingungen beleuchten, um Unsicherheiten auszuräumen und unnötige Kostenfallen zu vermeiden.

Der ursprüngliche Fragesteller im Forum suchte nach einer Privatperson, die bei der Papierarbeit hilft, explizit jedoch keine Agentur sein sollte. Dieser Wunsch ist verständlich, birgt jedoch in der Praxis Tücken. In Thailand ist die Grenze zwischen einer freundschaftlichen Hilfestellung und einer genehmigungspflichtigen Dienstleistung oft fließend.

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Fakt ist jedoch: Wer gewerbsmäßig Visa-Dienstleistungen anbietet, agiert oft in einem Graubereich oder ist eine registrierte Agentur. Eine „Privatperson“ für diese sensiblen Behördengänge zu engagieren, kann im schlimmsten Fall zu Missverständnissen bei der Immigration führen, wenn Dritte, die keine offiziellen Vollmachten haben, in den Prozess eingreifen.

Die gute Nachricht, die auch von erfahrenen Forenmitgliedern wie bestätigt wurde, ist jedoch so simpel wie ermutigend: Für eine reguläre Verlängerung eines Non-Immigrant O Visums, sei es auf Basis von Ruhestand oder Ehe, ist absolut keine Agentur und auch kein Assistent notwendig, sofern man sich an die Regeln hält.

Lassen Sie uns die Fakten betrachten, die jeden Zweifel an der Machbarkeit des „Do It Yourself“-Verfahrens ausräumen sollten. Das thailändische Einwanderungsgesetz ist strikt, aber transparent für jene, die die Bedingungen erfüllen. Für Ruheständler, also Personen über 50 Jahre, verlangt der Gesetzgeber den Nachweis finanzieller Mittel. Dies sind aktuell 800.000 Thai Baht auf einem thailändischen Bankkonto, die zwei Monate vor der Antragstellung dort unberührt liegen müssen, oder ein monatliches Einkommen von mindestens 65.000 Baht.

Wer diese Bedingungen legal erfüllt, hat nichts zu befürchten. Der Einsatz von Agenturen ist meist nur dann „nötig“, wenn diese finanziellen Hürden nicht auf regulärem Weg genommen werden können, eine Praxis, von der ich dringend abrate, da die Immigration zunehmend strenger prüft und „gekaufte“ Banknachweise schnell zu einem Entzug des Visums führen können.

Der Prozess selbst ist weit weniger mystisch, als er oft dargestellt wird. Man beginnt mit dem Gang zur eigenen Bank. Dort benötigen Sie am Tag der Antragstellung oder kurz zuvor ein offizielles Bankgarantie-Schreiben sowie einen aktuellen Kontoauszug. Es ist essenziell, dass das Bankbuch am selben Tag aktualisiert wird.

Dies ist der erste Schritt, den Ihnen kein Assistent abnehmen kann, da Sie persönlich unterschreiben müssen. Mit diesen Finanznachweisen, Ihrem Reisepass, Passfotos und dem ausgefüllten Formular TM.7 begeben Sie sich zur Immigration.

Ein oft unterschätzter, aber entscheidender Punkt in der Diskussion ist die sogenannte Wohnsitzmeldung, das Formular TM.30. Laut Gesetz muss jeder Ausländer in Thailand gemeldet sein. Viele Probleme bei der Visumverlängerung rühren nicht vom Visumantrag selbst her, sondern von einer fehlenden Meldung im System.

Prüfen Sie daher unbedingt vor dem Gang zur Behörde, ob Ihr Vermieter Sie gemeldet hat oder ob Sie als Hausbesitzer dies selbst erledigt haben. Ein Ausdruck dieser Meldung gehört zwingend in Ihre Unterlagen, die manche Forenmitglieder treffend als „Kitchen Sink“-Methode beschreiben: Nehmen Sie lieber zu viel als zu wenig mit.

Speziell für Chiang Mai, wie im Forum thematisiert, aber auch für andere Büros wie Jomtien oder Bangkok, gilt der Rat: Frühes Erscheinen sichert nicht nur gute Plätze, sondern entspannt den gesamten Ablauf. In Chiang Mai beispielsweise hat sich das System mit der vorherigen Prüfung der Unterlagen durch Freiwillige oder Beamte vor dem eigentlichen Schalter bewährt. Hier zeigt sich, dass das System darauf ausgelegt ist, Antragstellern zu helfen.

Die Beamten sind in der Regel kooperativ, solange die Unterlagen vollständig und die Antragsteller höflich sind. Sprachbarrieren sind selten ein echtes Hindernis, da die relevanten Formulare auch englische Übersetzungen enthalten und das Vokabular für „Sign here“ oder „Sit down“ international verstanden wird.

Ein weiterer Aspekt, den ich hervorheben möchte, ist die Sicherheit. Wenn Sie Ihren Antrag selbst stellen, behalten Sie die Kontrolle über Ihren Reisepass und Ihre sensiblen Daten. Agenturen verlangen oft, dass Sie den Pass für mehrere Tage aus der Hand geben. In einer Zeit, in der Identitätsdiebstahl und Datenmissbrauch reale Gefahren sind, ist der persönliche Gang zum Amt der sicherste Weg.

Zudem sparen Sie eine erhebliche Summe Geld. Während Agenturen oft Preise zwischen 10.000 und 20.000 Baht für eine Dienstleistung aufrufen, die eigentlich nur 1.900 Baht Verwaltungsgebühr kostet, können Sie die Differenz sicher angenehmer in Ihre Lebensqualität in Thailand investieren.

Natürlich gibt es Ausnahmen. Wer schwer krank ist oder die Wohnung nicht verlassen kann, ist auf Hilfe angewiesen. Doch für den gesunden Expat, der seinen Lebensabend in diesem wunderschönen Land verbringt, sollte der jährliche Gang zur Immigration kein Angstszenario sein, sondern eine simple administrative Notwendigkeit, die man mit etwas Vorbereitung in wenigen Stunden erledigt hat.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Es ist ein Akt der Integration und des Respekts gegenüber dem Gastland, sich selbst um seine Angelegenheiten zu kümmern, anstatt nach Schlupflöchern oder unnötigen Mittelsmännern zu suchen.

Ich hoffe, diese Ausführungen ermutigen auch die stillen Mitleser, den Schritt zur Behörde selbstbewusst zu wagen. Es ist einfacher, als Sie denken.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr aufmerksamer Beobachter der thailändischen Expat-Community

Anmerkung der Redaktion

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10 Kommentare zu „Chiang Mai Immigration: Insider packt aus

  1. Naja, wieder so ein „ist doch alles gut und rechtens“ Brief. Zufällig habe ich letzten Freitag mein Visum in Chiang Mai verlängert. Und klar, ein Ehegattenvisum ist eine andere Nummer. Und ja, wir waren gegen 14:00 fertig. Was mein Partner aber vor meinem Erscheinen gegen 10:00 zu dem eh schon wuchtigen Papierstabel noch kurzfristig anhängen mußte war erstaunlich. Und das obwohl er sich im Vorfeld informiert hatte. Wie ein Wunder war diesmal der Bankbrief in Ordnung. Dafür neue Formulare wegen Social Media und einige andere zu unterschreibende „Freßzettel“. Hört auf mit diesem „Thailand hat das Recht und Thailand macht das alles ganz toll“. Es ist Glücksache. Man ist einfach darauf angewiesen das der/die Sachbearbeiter/in keinen schlechten Tag hat. Auch wenn man alles haarklein beachtet. Ich persönlich verstehe jeden Expat mit ein bißchen Kleingeld der sich diese Prozedur ersparen möchte.

    1. Der völlig übertrieben geforderte Respekt von Beamten unterstreicht einmal mehr die Arroganz Thailands gegenüber Ausländern.
      @Gundula Gaukeley – Formulare wegen Social Media ? Was meinen Sie damit ?

      1. Damit ist gemeint das man (theoretisch) offenlegen muß, welche Social Media Posts, man unter welchem Synonym verfaßt. Und das natürlich nichts böses über Thailand und das Königstum gepostet werden darf. Kann ich locker unterschreiben, weil ich, mal abgesehen von höflichen Kommentaren im Wochenblitz, über eine nicht zurückverfolgbare EMailadresse, keinerlei Social Media Aktivitäten zu verantworten habe. Ich bin mir nicht sicher das dies nur in Chiang Mai verlangt wird. Die Formulare sehen aus wie kopierte „Freßzettel“ und zeichnen sich durch ein extrem enges Unterschriftenfeld aus.

        1. Danke für die Antwort. Ja sowas in der Art hatte ich mir schon gedacht. Jede Kritik über Thailand wird als Beleidigung wahrgenommen. Freie Meinungsäußerung ? Fehlanzeige! Letzten Endes geht es um Macht, Kontrolle und Zensur. Wie in der gestörten EU in Brüssel.

  2. Wer nicht anstehen will
    beim Ehevisum nimmt sich einen guten Agent in Chiangmai.
    Dann ist alles in 30 Minuten erledigt.
    Wir haben 20 Jahre Erfahrung.
    Irgendwann wird man muede und macht nichts mehr selber.
    Kosten 10000 Baht.

    Ales liebe
    Hans

    1. Das möchte ich einfach nicht unterstützen. Die Immigration versucht die Expats zu Agenten umzuleiten und teilt sich den Profit mit den Agenten. 10.000 Baht scheinen mir auch ein wenig zu niedrig angesetzt. Ein Bekannter hat neulich 25.000,- „gelöhnt“. Aber vermutlich werden sich die Preise unterscheiden.

  3. ein toller leserbrief eines leider unbenannten lesers.
    sehr gut alles beschrieben, aber es fehlt der zusatz wegen den 800k und den 65k – es kann auch eine mischung aus beiden sein. aber ansonsten ist dem ganzen nichts hinzuzufügen. ich mache das jetzt auch schon seit vielen jahren und hatte niemals irgendwelche probleme – außer wartezeiten weil einige vor mir sich nicht richtig vorbereitet/informiert hatten und daher alles aufhielten in jomtien

  4. Warum immer so Probleme mit visum ich hab da nie Probleme mache das visum schon 20 Jahren selber man muss eben geld haben auch in Thailand ist nichts gratis

Kommentare sind geschlossen.