Expats fliehen aus Thailand: Zu teuer – Zu schwierig

Thailand galt lange als Paradies für Rentner, digitale Nomaden und Langzeiturlauber. Doch diese goldene Ära scheint vorbei. Immer mehr Expats wenden sich enttäuscht ab. Gründe gibt es viele:

Überzogene Preise, wachsende Bürokratie und das Gefühl, nicht mehr wirklich willkommen zu sein. Was einst ein Sehnsuchtsort war, verkommt zusehends zum Frustfaktor für viele Langzeitbesucher. Währenddessen rückt ein Nachbarstaat immer stärker in den Fokus: Vietnam.

Abzocke mit System?

Doppelte Preise für Ausländer sind in Thailand längst keine Ausnahme mehr. Ob im Nationalpark, im Krankenhaus oder sogar beim Straßenimbiss – Touristen und Expats zahlen häufig deutlich mehr als Einheimische.

Diese Praxis untergräbt nicht nur das Vertrauen, sondern sorgt auch für Frust. Viele fühlen sich nicht als Gäste, sondern als wandelnde Geldbörsen. Das „Land des Lächelns“ zeigt immer öfter die Zähne – zumindest dann, wenn’s ums Geld geht.

Bürokratie statt Gastfreundschaft

Ein weiterer Faktor, der viele zur Abreise bewegt: das völlig unübersichtliche Visasystem. Ständig wechselnde Vorschriften, chaotische Abläufe bei Immigration Offices und drakonische Strafen bei kleinsten Verstößen sorgen für Unsicherheit.

Wer länger bleiben will, muss nicht selten durch bürokratische Höllen gehen – mit Formularen, Nachweisen und immer neuen Bedingungen. Das war früher anders: Unkomplizierter, freundlicher, menschlicher.

Von der Bar zur Bedrohung

Selbst das Nachtleben, einst ein Aushängeschild für Thailand, hat gelitten. Berichte über Abzocke, aggressive Stimmung und sinkende Servicequalität häufen sich. Wer heute in Pattaya oder auf Phuket einen Barabend plant, muss mit überhöhten Preisen, zwielichtigen Angeboten und rauem Ton rechnen.

Viele Expats sprechen offen von einer Atmosphäre der Feindseligkeit. Die einstige Leichtigkeit ist verschwunden – und mit ihr ein Stück Thailand, wie man es kannte.

Vietnam – das neue Paradies?

Gleichzeitig punktet Vietnam mit Stabilität, Herzlichkeit und attraktiven Langzeitvisa. Die Infrastruktur verbessert sich rasant, das Preisniveau bleibt fair, und die Behörden zeigen sich vielerorts ausländerfreundlich.

Besonders für digitale Nomaden und Rentner mit kleinem Budget ist das Land eine echte Alternative. Ob Da Nang, Hoi An oder Nha Trang – überall entstehen neue Hotspots, die Thailand ernsthaft Konkurrenz machen.

Allerdings ist auch in Vietnam nicht alles rosig: Bei Themen wie Meinungsfreiheit oder Korruption steht das Land international nicht besser da als Thailand – in manchen Bereichen sogar schlechter. Doch im Alltag vieler Expats wirkt sich das oft weniger spürbar aus, solange sie sich außerhalb der Politik bewegen.

Besser leben für weniger Geld

Im direkten Vergleich zeigt sich: Vietnam bietet oft mehr für weniger Geld. Wohnungen sind günstiger, Essen authentischer, und die Lebenshaltungskosten insgesamt niedriger. Das zieht nicht nur jüngere Expats an, sondern auch viele Rentner, die in Thailand kaum noch über die Runden kommen.

Der Wechsel ist oft nicht nur finanziell, sondern auch emotional eine Erleichterung. In Vietnam fühlt man sich vielerorts noch wie ein willkommener Gast.

Wendepunkt für Thailand

Thailand steht an einem Scheideweg. Wenn Politik und Tourismusindustrie nicht bald umdenken, droht ein Exodus der Langzeitbesucher. Die Konkurrenz schläft nicht – und Vietnam macht vieles einfach besser. Die thailändische Regierung müsste dringend Bürokratie abbauen, die Zwei-Klassen-Preise abschaffen und echte Gastfreundschaft wieder in den Mittelpunkt rücken. Doch danach sieht es aktuell nicht aus.

Wer zu spät kommt, verliert

Die nächsten Jahre werden entscheidend sein. Kann Thailand sich neu erfinden und wieder zum Lieblingsziel der Expats werden? Oder wird Vietnam diesen Platz endgültig einnehmen? Klar ist: Die Menschen entscheiden mit ihren Füßen – und immer mehr marschieren Richtung Osten. Thailand hat viel zu verlieren. Doch der Weg zurück ist möglich – wenn man den Wandel endlich ernst nimmt.

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7 Kommentare zu „Expats fliehen aus Thailand: Zu teuer – Zu schwierig

  1. Tja, ich lebe seit 12 Jahren in TH und erlebe täglich dasselbe wie im Artikel beschrieben: Seit ein paar Jahren zunehmende Unfreundlichkeit, Abzocke, stark steigende Preise etc. Wir sind hier definitiv nicht mehr willkommen, sondern nur noch geduldet. Habe hier viel investiert und unterstützt, denke jetzt aber über einen Umzug ins Ausland nach.

  2. Ich stimme euch bei.
    Ich selbst lebe seit Jahren in Thailand, verbringe aber auch jedes Jahr mind. Einen Monat in Vietnam (des Sportes wegen). Vietnam ist easy, die Infrastruktur ist gut, die Strassen besser, das Essen günstiger und das Einkaufen wird immer besser. Ich wohne jeweils im Hotel und bezahle so 8$ pro Nacht (am Rande von Da Nang) mit riesigem Zimmer und allem was man braucht.
    In Thailand wird es jeden Monat schwieriger, das Hauptproblem ist der Behörden Wahnsinn. Keiner weiss was eigentlich gilt, egal ob Immigration, Steuern oder …. Es gibt niemand der lückenlos sagen kann, wie die Regeln im Moment sind. Jede Behörde legt fast stündlich neue Regeln vor, stimmt sich garantiert mit keiner anderen Behörde ab und schon herrscht Chaos. Es sieht fast so aus, als ob man uns nicht mehr haben möchte, ich sage extra «es sieht….», denn oft ist es der Gesichtsverlust der einzelnen Behörden. Keiner kann zugeben, dass er etwas Falsches gemacht hat. Und dann hätten wir noch die Selbst Überschätzung., wir sind die Besten und können alles, aber eben 😉. Meine Krankenkasse (eine Deutsche), hat mir anfangs Jahr mitgeteilt, dass die Preise der Spitäler mittlerweilen zwischen Schweiz und USA liegen, da ich aus der Medizin komme, muss och sagen, dass das Qualitätsniveau leider viel tiefer ist (gilt für fast alle Spitäler). Da die Spitalgruppen mittlerweilen alle in Chinesischer Hand sind und der Staat es ja akzeptiert, dass ein Farang 4 x so viel bezahlen muss, gilt in den Spitälern, vor allem in Chonburi, ein Selbstbehalt von 30 % zuzüglicher einer 100%igen Prämien erhöhung.

  3. Besonders bei den street food Läden zahlt man als Farang immer 10 Baht mehr. Das ist nicht viel aber es geht um das Prinzip warum soll ich mehr bezahlen. Deswegen gehe ich immer zu den gleichen Läden die was ich und mich kennen! Ich überlege auch schon ob ich nach Vietnam wechseln sollte. In ein paar Jahren kommt sicher das große jammern aber dann wird es zu spät sein die was einmal weg sind kommen nie mehr wieder!

  4. Die Thai neigen schon immer zu kollektiven Allmachtsphantasien. Aber inzwischen nimmt das absurde Formen an: Thailands Bands erobern die Welt, Thailands Serien erobern die Welt, Thailands Küche erobert die Welt, Pattayas Traumstrände erobern die Welt, Bangkok ist inzwischen touristische Welthauptstadt, Eroberung der Welt abgeschlossen. Allein – die Welt bleibt inzwischen weg oder flieht nach Vietnam. Dort gibt es nämlich auch noch freundliche Menschen. Wir brechen unsere Zelte im ehemaligen Land des Lächelns immer mehr ab. Unsere Condo-Wohnung haben wir an russische Investoren verkauft. Nach Pattaya kommen wir nur noch aus Vasallen-Treue zu unserem lieben Beauty-Doc. Hätte ich noch vor zehn Jahren auch nicht gedacht, dass es mal so weit kommt!

  5. Die Freundlichkeit nimmt auch im Isaan rasant ab. Nur hier geht es echt noch mit den Einkauf-Preisen nicht so teuer wer sich nicht verarschen lassen will geht zum Makro. Visa muss ich sagen hab ich bis jetzt noch nie schwierigkeiten gehabt. Steuer auch nicht. Krankenhäuser- Krankenversicherung ist hier so eine Sache versichert biste schnell, wenn man was hat oje, gleich 60% Erhöhung . Am besten man schaut sich die weitere Entwicklung an, sollte es schlechter werden geht man eben Philippinen, Japan, Malaysia es gibt schöne bezahlbare Orte. Thailand ist nicht der Nabel der Welt.

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