Frühwahl verändert Kräfteverhältnisse

Frühwahl verändert Kräfteverhältnisse
Bangkok Post

BANGKOK – Die überraschende Auflösung des thailändischen Parlaments hat das politische Schlachtfeld völlig neu aufgerollt. Experten sind sich einig: Die Partei von Premierminister Anutin Charnvirakul geht als klarer Profiteur hervor, während ihre Koalitionspartner unter Druck geraten.

Schachzug zur Vermeidung des Misstrauensvotums

Laut Politikwissenschaftler Yutthaporn Isarachai von der Sukhothai Thammathirat Open University war die Auflösung ein kalkulierter Schachzug.

Die Regierung wollte ein geplantes Misstrauensvotum der Opposition umgehen und die Vetomacht des Senats im Verfassungsänderungsprozess erhalten.

Als der Oppositionsführer ankündigte, die Vertrauensfrage zu stellen, zog Anutin die Reißleine. „Die Regierung hatte eindeutig mehrere Szenarien vorbereitet“, so Isarachai.

Bhumjaithai (BJT) mit klarem Vorteil

Trotz Kritik an der Flutkatastrophenhilfe und dem gescheiterten Verfassungsumbau habe die Bhumjaithai-Partei mehr zu gewinnen als zu verlieren.

„Die Partei hat bereits Umbesetzungen in der Regierungsspitze abgeschlossen, was ihr einen starken Vorteil für die vorgezogene Wahl verschafft“, analysiert Isarachai.

Ihr Zugriff auf die Staatsmacht und die Kontrolle über Behörden gebe ihr einen entscheidenden Vorsprung im anstehenden Dreikampf.

People’s Party (PP) im Abseits

Für die People’s Party (PP), den bisherigen Koalitionspartner, sieht es dagegen düster aus. Ihr Hauptziel, eine neue Verfassung, ist gescheitert.

„Die Partei muss schwierige Fragen beantworten, warum sie die BJT bei der Regierungsbildung unterstützt und den Koalitionsvertrag nicht durchgesetzt hat“, so Isarachai.

Politikwissenschaftler Stithorn Thananithichot von der Chulalongkorn-Universität warnt: „Die Partei verlässt sich ganz auf ihren Schwung. Wenn es ihr nicht gelingt, diesen zu entfachen, ist sie erledigt.“

Pheu Thai als stabile Größe

Die oppositionelle Pheu Thai Partei könnte von der frühen Wahl ebenfalls profitieren, wenn sie die Situation klug ausnutzt.

Ihre Wählerbasis bleibt stabil, und die Partei hat das Potenzial, mehr als 100 Sitze zu gewinnen. Erwartete Abgänge von Abgeordneten dürften 20 nicht überschreiten.

Damit bleibt Pheu Thai eine ernstzunehmende dritte Kraft im erwarteten Kopf-an-Kopf-Rennen mit BJT und PP.

Dreikampf um die Macht

Die kommende Wahl wird laut Experten ein enges Rennen zwischen diesen drei Parteien. Jede von ihnen könnte über 100 Sitze holen.

„Entweder die PP oder BJT könnten als Erste hervorgehen, aber Pheu Thai darf nicht unterschätzt werden“, prognostiziert Yutthaporn Isarachai.

Der große Unbekannte bleibt die Stimmung an der Grenze zu Kambodscha. Nationalistische Gefühle könnten den etablierten Parteien in die Hände spielen.

Wahlkampf in den Startlöchern

Mit der Auflösung des Hauses beginnt nun der offizielle Wahlkampfmarathon. Die BJT startet mit den Ressourcen des Amtes, die PP mit ihrer starken Social-Media-Präsenz bei jungen Wählern.

Pheu Thai setzt auf ihre traditionsreiche Basis. Wer am Ende die Regierung bilden kann, ist völlig offen.

Die politische Landschaft Thailands steht vor der größten Erschütterung seit Jahren. Die Würfel wurden neu geworfen.

🗣 Wer gewinnt wirklich
und wer verliert die Zukunft?

Eine Frühwahl kann Macht sichern oder Karrieren vernichten.
BJT nutzt den Moment, Pheu Thai hofft auf Bodenstärke – und die People’s Party? Sie steht zwischen Verfassungsfiasko, Grenznationalismus und einem Momentum, das jeden Tag verdampft.

Doch ist diese Wahl ein echter Neustart – oder nur ein taktischer Schachzug, der Thailand in endlosen Machtkämpfen festhält?
Was meint ihr: Welche Partei hat wirklich die Nase vorn, wenn der Staub sich legt?

Newsletter abonnieren

Newsletter auswählen:
Abonnieren Sie den täglichen Newsletter des Wochenblitz und erhalten Sie jeden Tag aktuelle Nachrichten und exklusive Inhalte direkt in Ihr Postfach.

Wir schützen Ihre Daten gemäß DSGVO. Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung.
Quelle: Bangkok Post

2 Kommentare zu „Frühwahl verändert Kräfteverhältnisse

  1. Ich finde es erstaunlich wie der PP immer wieder eine Koalition mit der BJT angedichtet wird. Richtig ist doch vielmehr, dass die PP einer Minderheitsregierung der BJT mit dem Versprechen einer entsprechenden Verfassungsänderung geduldet hatte. Diese Duldung war vorbei als die BJT, eigentlich erwartungsgemäß, das Versprechen gebrochen hat. Um eine Misstrauensdebatte im Parlament zu verhindern hat Anutin eben die Reißleine gezogen und Neuwahlen angestoßen. Da muss man jetzt halt alle Register ziehen und Märchen erzählen um die PP klein zu halten. Nicht dass sich wirklich was ändern könnte. Uiiiiii!

  2. Letzten Endes ändert sich gar nichts, egal wer gewählt wird. Korruption und Machtgehabe bleiben weiterhin Tugenden in der politischen Landschaft.

Schreibe einen Kommentar zu Oskar Kusch Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert