Handelsstopp mit USA belastet Thailands Regierung

Handelsstopp mit USA belastet Thailands Regierung
KhaoSod English

BANGKOK, THAILAND Die Entscheidung der US-Handelsvertretung, die Gespräche mit Thailand über ein neues Handels- und Investitionsabkommen vorläufig auszusetzen, hat in Bangkok eine politische Welle ausgelöst. Regierungschef Anutin Charnvirakul sah sich mit Vorwürfen konfrontiert, seine scharfe Rhetorik habe Washington dazu veranlasst, Handelsfragen mit dem brüchigen Waffenstillstand zwischen Thailand und Kambodscha zu verknüpfen.

Handelsgespräche auf Eis

Die US-Handelsvertretung hatte vergangene Woche bekannt gegeben, die Verhandlungen im Rahmen des Trade and Investment Framework Agreement (TIFA) zu unterbrechen. Gespräche könnten „fortgesetzt werden, sobald die thailändische Seite den gemeinsamen Verpflichtungen nachkommt“, hieß es in Washington – eine klare Anspielung auf die von den USA mitverfolgte Waffenstillstandserklärung mit Kambodscha, die im Oktober unter Beisein von US-Präsident Donald Trump unterzeichnet worden war.

Opposition nutzt den Moment

Die größte Oppositionspartei Pheu Thai nahm den Stopp zum Anlass, Anutin vorzuwerfen, durch überzogenen Nationalismus die wirtschaftlichen Interessen des Landes zu gefährden. Der Premier hatte zuvor auf die Frage, ob der Waffenstillstand Auswirkungen auf Zölle haben könnte, ungewöhnlich gereizt reagiert und erklärt: „Ich kümmere mich nicht mehr um Handelsgespräche oder Zölle. Wenn wir in dieses Land nicht verkaufen können, verkaufen wir eben in ein anderes.“

Analysten sehen darin den Versuch, seine angeschlagene Basis im konservativen Lager zu beruhigen – gerade nachdem er eingeräumt hatte, dass beide Seiten Verantwortung für die jüngsten Grenzspannungen tragen.

Gespräche mit Trump und China-Reise

Während einer Staatsreise nach China berichtete Anutin, er habe Präsident Trump in einem vertraulichen Gespräch um weitere Zollsenkungen gebeten. „Thailand arbeite in allen Bereichen gut mit den USA zusammen,“ betonte er. Trump wiederum habe Thailand aufgefordert, den Waffenstillstand im Interesse seiner eigenen Glaubwürdigkeit einzuhalten.

Nach der US-Ankündigung erklärte Anutin später, die Suspendierung sei bereits vor seinem Telefongespräch am 14. November erfolgt. Einen Tag später, so Anutin, habe ihm Malaysias Premier Anwar Ibrahim versichert, Washington wolle die Waffenstillstandsfrage nicht mit Handelsverhandlungen verknüpfen.

Differenzen in Bangkok

Diese Darstellung widersprach allerdings Einschätzungen aus dem eigenen Außenministerium. Sprecher Nikorndej Balankura kritisierte am Samstag, es sei „unverständlich, Sicherheits- und Handelsfragen zu vermischen“. „Sicherheits- und Schutzfragen müssen getrennt von Handelsfragen betrachtet werden,“ sagte er.

Daten des thailändischen Handelsministeriums zeigen, dass der Waren- und Dienstleistungsverkehr zwischen den USA und Thailand im Jahr 2024 rund 88,3 Milliarden US-Dollar betrug – ein Anstieg von 13,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Handelsministerin Suphajee Suthampun betonte, Thailand sei bereit, die Gespräche „innerhalb des vorgesehenen Rahmens“ fortzusetzen.

KhaoSod English

Alte Konfliktlinien

Die Verknüpfung von Zollpolitik und Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha ist nicht neu. Schon unter der früheren Paetongtarn-Shinawatra-Regierung hatte Washington während einer fünftägigen Waffenruhe im Juli gegenseitige 19-Prozent-Zölle auf beide Länder erhoben. Trump bezeichnete die erzielte Waffenruhe jüngst als „diplomatischen Erfolg“, den er mit der Androhung von Zöllen durchgesetzt habe.

Nationale und diplomatische Spannungen

Hintergrund der Eskalation war ein Zwischenfall am 8. November, bei dem ein thailändischer Soldat durch eine mutmaßlich neu verlegte Landmine schwer verletzt wurde. Einen Tag später kündigte Anutin die Aussetzung der kambodschanischen Erklärung an – ein Schritt, den Beobachter als innenpolitisches Signal werteten.

Der ehemalige Vize-Außenminister Russ Chalijandra kritisierte, Anutin habe mit seinen Äußerungen versucht, „bestimmte gesellschaftliche Strömungen zu bedienen,“ was seine mangelnde außenpolitische Erfahrung offenbare und nationale Interessen gefährden könne.

Auch Pheu Thai-Sprecher Suksit Sreejomkhwan sprach von einer „verwirrten und unreifen Kommunikation“, die Thailands internationale Glaubwürdigkeit schwäche.

Schweigen im Parlament

Auffällig still blieb bislang die People’s Party, der wichtigste Oppositionsblock, der Anutins Regierungsbildung durch ein viermonatiges Abkommen zur Verfassungsreform ermöglicht hatte. Deren Abgeordnete hatten sich neutral verhalten, als der Streit um die Kambodscha-Politik in die Beziehungen zu den USA hineinzuwirken begann – offenbar weiter, als diese ursprünglich erwartet hatten.

Das Verhältnis zwischen Bangkok und Washington steht nun vor einem Balanceakt, bei dem innenpolitische Rhetorik und außenpolitischer Pragmatismus kaum noch vereinbar scheinen.

Schlüsselrisiken

Verlängerter Handelsstopp könnte thailändische Exporte belasten

Politische Instabilität in Bangkok erschwert diplomatische Planung

US-Druck zur Einhaltung des Waffenstillstands bleibt hoch

Newsletter abonnieren

Newsletter auswählen:
Abonnieren Sie den täglichen Newsletter des Wochenblitz und erhalten Sie jeden Tag aktuelle Nachrichten und exklusive Inhalte direkt in Ihr Postfach.

Wir schützen Ihre Daten gemäß DSGVO. Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung.
Quelle: KhaoSod Englsish

2 Kommentare zu „Handelsstopp mit USA belastet Thailands Regierung

  1. „Ich kümmere mich nicht mehr um Handelsgespräche oder Zölle. Wenn wir in dieses Land nicht verkaufen können, verkaufen wir eben in ein anderes.“ – Arroganz im Endstadium!

Schreibe einen Kommentar zu Hans Berner Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert